Dieser Indikator zur Aktienentwicklung schlägt sogar Buffett und das Shiller-PE

Harald Weygand · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Beitrag meines Kollegen Oliver Baron.

Der beste Indikator für die Entwicklung des US-Aktienmarktes wurde nicht etwa von einem hochbezahlten Spezialisten entwickelt, sondern von einem bis heute unbekannten Blogger. Bereits im Jahr 2013 wurde der Indikator auf dem Blog "Philosophical Economics" vorgestellt.

Mark Hulbert, ein regelmäßiger Kolumnist des angesehenen "Wall Street Journals", hat die Aussagekraft von acht unterschiedlichen fundamentalen Indikatoren für die Entwicklung des US-Aktienmarktes auf Sicht von 10 Jahren verglichen. Das überraschende Ergebnis: Der von dem Unbekannten entwickelte Indikator schnitt bei der Vorhersage der künftigen Rendite am Besten ab - besser als zum Beispiel das bekannte Shiller-PE oder der sogenannte Buffett-Indikator.

Der Indikator selbst ist nicht etwa kompliziert, sondern ziemlich simpel. Der Indikator zeigt einfach an, welchen Anteil Aktien aktuell an den Ersparnissen der US-Amerikaner ausmachen. Die interessante Erkenntnis: Je höher der Anteil von Aktien an den finanziellen Reserven der US-Amerikaner, desto schlechter die Performance des Aktienmarktes in den nachfolgenden 10 Jahren.

Ein idealer Zeitpunkt zum Aktienkauf war etwa im Jahr 2009, als Aktien nur noch rund 25 Prozent der Ersparnisse der US-Amerikaner ausmachten. Wegen der Finanzkrise wollte niemand mehr Aktien haben und die Bewertungen waren am Boden. Der ideale Zeitpunkt zum Einstieg war also gekommen. Ganz anders die Situation im Jahr 2000. Damals kletterte der Anteil von Aktien an den Ersparnissen der US-Amerikaner auf über 50 Prozent und der Crash war fast schon vorprogrammiert.

Der aktuelle Stand des Indikators wird auf der Internetseite financial-charts.effingapp.com angezeigt. Der Stand wird dort quartalsweise aus Daten berechnet, die auf dem FRED-Portal der US-Notenbank bereitgestellt werden.

Quelle: http://financial-charts.effingapp.com

Wie die abgebildete Grafik gut zeigt, gibt es eine sehr hohe Korrelation zwischen dem Anteil von Aktien an den Ersparnissen der US-Amerikaner (linke y-Achse, rote Linie) und der erzielten Performance des S&P 500 in den nachfolgenden zehn Jahren (rechte y-Achse, invertiert, blaue Linie).

Die hohe Korrelation zeigt auch die Kennzahl R zum Quadrat, das sogenannte Bestimmtheitsmaß in der Statistik. Stark vereinfacht zeigt diese statistische Kennziffer, dass sich rund 82,6 Prozent der Bewegungen des US-Aktienmarktes aus dem dargestellten Indikator erklären lassen. R zum Quadrat kann dabei maximal einen Wert von 100 Prozent annehmen, bei dem beide Kurven identisch wären. Bei einem Wert von 0 Prozent würden sich beide Kurven völlig unabhängig voneinander entwickeln.

Aktuell machen Aktien rund 48 Prozent an den Ersparnissen der US-Amerikaner aus (rote Linie, ganz rechts). Der hohe Stand lässt für die kommenden 10 Jahre auf Basis des aktuellen S&P-Standes nur eine Rendite von 3,43 Prozent pro Jahr erwarten. Aktien dürften also in den kommenden zehn Jahren viel weniger stark zulegen als im historischen Vergleich. Der Indikator sagt aber nichts darüber aus, wie sich die Rendite auf die kommenden zehn Jahre verteilt. Es ist also zum Beispiel durchaus möglich (und vielleicht sogar recht wahrscheinlich), dass es zunächst zu einem Crash und anschließend zu einer starken Erholung kommen könnte.

Fazit: Aktuell dürfte kein guter Zeitpunkt zum Aktienkauf gekommen sein. Wer jetzt in den US-Aktienmarkt einsteigt, muss sich auf Sicht der kommenden 10 Jahre wohl mit einer deutlich unterdurchschnittlichen Wertentwicklung zufriedengeben, auch wenn die erwartete Rendite von 3,43 Prozent pro Jahr immer noch positiv ist.

Autor dieses Beitrags ist mein Kollege Oliver Baron.

(© BörseGo AG 2018 - Autor: Harald Weygand, Head of Trading)

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