40 Fonds im Crashtest: Die besten Fonds für Rohstoff-Aktien

DAS INVESTMENT · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Rohstoffe liegen meist unter der Erde - ähnlich unterirdisch mutet derzeit die Preisentwicklung an. Der CRB-Index für die 19 wichtigsten Rohstoffe von WTI-Öl über Metalle bis hin zu Agrarwaren ist jüngst auf ein 16-Jahres-Tief gefallen. Zeit für Antizykliker, sich wieder mit der Anlageklasse zu beschäftigen.

Seit fünf Jahren fallen die Notierungen der meisten Rohstoffe - lediglich unterbrochen von einigen Zwischenhochs, auf die bislang immer wieder neue Tiefststände folgten. Das trifft vor allem die Wertentwicklung traditioneller Rohstoff-und Minenfonds im Crashtest, von denen keiner ein positives Ein-Jahres-Ergebnis vorweisen kann.

Evy Hambro, Manager des derzeit noch 2,7 Milliarden Euro schweren Blackrock World Mining Fund, kann sich sicher an bessere Zeiten erinnern: Zeitweise verwaltete er im Branchen-Klassiker mehr als 13 Milliarden Euro, und von der Jahrtausendwende bis zum Ausbruch der Finanzkrise betrug die Rendite knapp 25 Prozent pro Jahr. Viel geblieben ist davon nicht: Allein in den vergangenen fünf Jahren verlor der Anteilspreis auf Euro-Basis 65 Prozent an Wert.

Schwache Wirtschaftsdaten, allen voran sinkende Wachstumsraten aus China, und ein Überangebot wie beim Öl drücken derzeit mächtig auf die Kurse. Laut einer neuen Studie des Energie-Riesen BP wird selbst 2050 zwanzigmal so viel Öl zur Verfügung stehen als dann überhaupt gebraucht wird. So sieht es zumindest BP-Chef Bob Dudley.

Die niedrigen Ölnotierungen wiederum verhindern Neuinvestitionen: Viele Bohrlöcher und Fracking-Projekte brauchen, um nachhaltig Gewinne zu erwirtschaften, Notierungen von wenigstens 70 Dollar pro Barrel. Das kann zu künftiger Verknappung und wieder anziehenden Preisen für das schwarze Gold führen. Die Opec-Staaten oder Russland dürften mittelfristig ebenfalls an einem höheren Preisniveau interessiert sein.

Alles in allem preisen die Rohstoffmärkte, ganz im Gegensatz zur liquiditätsgetriebenen Aktienhausse, die Sorgen der Weltwirtschaft ein. Im Falle einer Rezession könnten sie deshalb zu den ersten gehören, die wieder den Weg nach oben finden.

Mit mehr als 73 Prozent Minus im Fünf-Jahres-Vergleich ist der auf Minen-Nebenwerte spezialisierte Earth Exploration UI von Joachim Berlenbach das Performance-Schlusslicht der 40 Fonds, die sich für den Crashtest qualifiziert haben. Und auch der Index-Tracker Pioneer Aktien Rohstoffe - bei der Auswertung im Herbst 2014 noch Crashtest-Zweiter - findet sich aufgrund seines Anlageuniversums und der schlechten Wertentwicklung entsprechender Rohstofftitel dieses Mal nur auf Platz 17 wieder.

Stabil geblieben sind dagegen die Fonds, die sich auf Spezialgebiete fokussieren. An der Spitze der Auswertung liegen deshalb zwei ETFs auf den Stoxx 600 Europe Constructions & Material Index, gefolgt von Pieter Busschers Robeco SAM Smart Materials, der auf neue Technologien und Materialien setzt.

Die drei Sieger-Fonds im Kurz-Porträt

Platz 1: Lyxor ETF Stoxx 600 Europe Constructions & Materials

Der Fonds des französischen ETF-Anbieters Lyxor zielt darauf ab, seinen Referenzindex Stoxx Europe 600 Construction & Materials Net Return so genau wie möglich abzubilden. Der Index umfasst die 20 führenden europäischen Unternehmen aus den Bereichen Werkstoffindustrie, Bau und Bauzulieferung.

Geografischer Schwerpunkt ist Frankreich mit 34 Prozent, gefolgt von der Schweiz und Schweden mit 21 respektive 14 Prozent. Geprägt wird der Index von den Schwergewichten Vinci und Lafarge Holcim.

Vincis Anteil am Fondsvermögen beträgt immerhin 17 Prozent. Das Unternehmen beschäftigt mehr als 185.000 Mitarbeiter in rund 100 Ländern. Die Sparte Vinci Concessions ist der europaweit größte Betreiber von Verkehrsinfrastrukturen auf Konzessionsbasis. Seine Geschäftstätigkeit erstreckt sich auf die Bereiche Autobahnen, Flughäfen, Brücken und Tunnel, Schienen-Infrastrukturen, Stadien und Parkraumbewirtschaftung.

Die schweizerisch-französische Gesellschaft Lafarge Holcim entstand 2014 aus der Fusion der beiden Marken zum größten Baustoffhersteller der Welt. In der Schweiz kontrolliert Holcim heute mehr als die Hälfte des Zementmarktes und hält bedeutende Anteile des Kies- und Betonmarktes. Das Indexgewicht beträgt 12 Prozent. Weitere Top-Titel sind CRH, Saint-Gobain und Heidelberg Cement.

Der Fonds verwendet die indirekte, Swap-basierte Replikationsmethode. Die Gesamtkostenquote liegt bei 0,30 Prozent und die Erträge werden je nach Anteilsklasse jährlich ausgeschüttet oder thesauriert.

Platz 2: I-Shares Stoxx 600 Europe Construction & Materials

Dieser Fonds bildet ebenfalls den Stoxx Europe 600 Construction & Materials Net Return ab. Die Unterschiede zum Lyxor-Produkt liegen unter anderem in der etwas höheren Gesamtkostenquote von 0,46 Prozent und in den Ausschüttungsintervallen. Das I-Shares-Produkt schüttet seine Erträge viermal pro Jahr aus.

Hauptunterschied ist jedoch die Replikationsmethode, die bei diesem Fonds physisch erfolgt. Das bedeutet, dass alle Aktien, die im Index vertreten sind, auch exakt mit der gleichen Gewichtung gekauft und laufend angepasst werden. Bei Swap-basierten Fonds kauft der Manager hingegen ganz andere Aktien, die lediglich als Gegenwert für den Swap-Tausch mit der jeweiligen Bank dienen. Die Wertentwicklung des Basisportfolios wird über Tauschgeschäfte gegen die Indexentwicklung reproduziert.

Kritiker Swap-basierter ETF-Lösungen monieren das Risiko einer Pleite des Tauschpartners. Durch die starke Verbreitung synthetischer ETFs bestünde die Gefahr einer Kettenreaktion und sich daraus ergebender Marktverwerfungen. Wer dieses zumindest theoretisch vorhandene Risiko komplett ausschließen will, sollte im Zweifel dem I-Shares-Fonds den Vorzug geben.

Platz 3: Robeco SAM Smart Materials

Foto: Pieter Busscher (links) und Dieter Küffer

Pieter Busscher und Dieter Küffer dürfen sich auch in diesem Jahr über einen Platz auf dem Siegerpodest freuen. Sie erzielten sowohl im Performance- als auch im Stresstest das beste Ergebnis. In ihrem Fonds setzen die beiden Manager von Robeco SAM auf innovative Materialien und Verfahrenstechniken zur effizienteren Förderung, Verarbeitung und Nutzung von Rohstoffen.

Der regionale Schwerpunkt liegt in den USA, aus denen knapp die Hälfte der Aktien stammt, gefolgt von japanischen und britischen Titeln mit jeweils 10 Prozent. Koreanische Unternehmen sind mit 7 Prozent vertreten.

Natürliche Bodenschätze als Anlage sehen die Manager eher skeptisch. "Rohstoffe haben langfristig und inflationsbereinigt nicht wirklich einen Mehrwert geliefert", sagt Busscher und ergänzt: "Wir glauben, dass Anleger besser beraten sind, auf langfristige Trends wie die Ressourcen-Effizienz oder ressourcensparende Technologien zu setzen und somit in die Lösungsanbieter der Zukunft zu investieren."

Ein aktuelles Hauptthema im Fonds ist die Robotik-und Automatisierungsbranche. Das sind Firmen wie der Augsburger Maschinenbauer Kuka als Marktführer, besonders im Automobilmarkt. Des Weiteren sehen die Fondslenker Chancen bei japanischen Herstellern wie Fanuc oder Yaskawa Electric.

Auf die nachhaltigen Gesichtspunkte der Branche angesprochen, erwidert Busscher: "Der Einsatz von Robotern kann zum Beispiel in China die Arbeitsbedingungen für Werktätige verbessern. Hier übernimmt der Roboter die für Menschen gefährlichen Aufgaben. Insgesamt sehen wir Automatisierung als Möglichkeit effizienter mit Rohstoffen umzugehen. Das hat viel mit Nachhaltigkeit zu tun."

Ein weiterer Kernbereich sind leichte Werkstoffe wie Carbonfasern. Hier haben gute Ergebnisse bei Hexcel und das Übernahmeangebot für Cytec die Performance beflügelt. Busscher glaubt, dass Carbonfasern in Zukunft auch verstärkt im Automobilbau zum Einsatz kommen: "BWM macht dies mit den elektrischen Modellen i3 und i8 bereits vor." Auch Tesla will sich mit dem Thema beschäftigen - angesichts der stetig strikter werdenden Abgasvorschriften steigen die Anreize, das Gewicht der Fahrzeuge weiter zu reduzieren.

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