62 Fonds im Crashtest: Die besten Fonds für deutsche Aktien

DAS INVESTMENT · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Wenn der deutsche Bürger überhaupt in Aktien investiert, dann am liebsten in den vertrauten Heimatmarkt. Warum der fehlende Blick über den Tellerrand gar nicht so schlecht ist und welche Deutschland-Aktienfonds auch langfristig den Dax schlagen, zeigt der aktuelle Crashtest.

Vor nicht einmal zehn Monaten herrschte Party-Stimmung am deutschen Aktienmarkt. Der Dax sprang in Vorfreude auf das von EZB-Chef Mario Draghi aufgesetzte Anleihe-Kaufprogramm auf sein bisheriges Allzeit-Hoch von 12.391 Punkten. Anfang Januar 2015 hatte der deutsche Leitindex noch bei 9650 Punkten gelegen.

Doch die Feierstimmung verlor sich schnell. In einer seit April 2015 anhaltenden Korrektur, die sich gerade in den ersten Handelswochen des neuen Jahres verstärkt hat, wurden - zumindest im Dax - die gesamten Erträge des vergangenen Jahres aufgezehrt. Zu viele Unsicherheiten halten die Anleger seither in Atem.

Waren es zunächst die anhaltenden, angesichts der jüngsten Flüchtlingskrise kaum noch wahrgenommenen Probleme Griechenlands, so drücken derzeit vor allem die Wachstumsprobleme Chinas, der Schwellenländer und somit der gesamten Weltwirtschaft auf die Stimmung. Der damit einhergehende, mittlerweile dramatisch anmutende Verfall der Rohstoffpreise - insbesondere beim Öl - verschreckt viele Investoren zusätzlich.

Dabei hat sich fundamental gar nicht so viel geändert. Die Märkte werden weiter mit Geld geflutet, die deutsche Wirtschaft soll Schätzungen des IWF zufolge in diesem Jahr um 1,7 Prozent wachsen, und die Niedrigzinsphase lässt wenig Alternativen zu Aktien zu.

Gerade langfristig hat sich ein Engagement in Fonds für deutsche Aktien gelohnt. Wer dauerhaft investiert war, kann über 20 Jahre auf eine ansehnliche Rendite von durchschnittlich 7,7 Prozent pro Jahr zurückblicken. Das ist mehr, als europäisch oder global ausgerichtete Fonds erwirtschaftet haben. Auch die derzeit stark nachgefragte Kategorie der Mischfonds kann da nicht mithalten, wie die aktuelle Wertentwicklungs-Statistik des BVI zeigt.

Privathaushalte profitierten laut Daten der Bundesbank hingegen nur wenig von den guten Ergebnissen. Prozyklisches Fehlverhalten und schlechtes Timing - gerade in Krisenzeiten wie 2002 und 2008, aber auch im Aufschwung - bescherten Anlegern reale Netto-Renditen von gerade einmal 0,5 Prozent seit 1999. Aktienfonds wurden demzufolge im Hoch gekauft und zu Krisenzeiten abgestoßen.

Wie erfolgreich und wichtig Durchhaltevermögen und Treue zu einmal getroffenen Entscheidungen sein können, zeigen auch die Ergebnisse der besten Fonds im aktuellen Crashtest. Stockpicker wie Frank Lübberstedt (Acatis Aktien Deutschland ELM), Christoph Frank (DB Platinum IV Platow) oder Henning Gebhardt (DWS Aktien Strategie Deutschland) erzielten in den vergangenen fünf Jahren über verschiedene Zeiträume Mehrwert, weil sie sehr aktiv vom Vergleichsindex Dax abweichen und auch Aktien aus den Nebenwerte-Segmenten M-Dax, S-Dax und Tec-Dax in ihren Fonds berücksichtigen.

Das ein solcher Erfolg natürlich nicht automatisch in die Zukunft fortgeschrieben werden kann, sondern lediglich einen Anhaltspunkt für gutes Management darstellt, zeigt der einstige Erfolgsfonds FPM Stockpicker Germany All Cap, der an seine Top-Ergebnisse früherer Jahre nicht anknüpfen konnte. In der Perfomance-Auswertung belegt er aufgrund der unterdurchschnittlichen Wertentwicklung nur Platz 47.

Ein wenig unter Wert geschlagen werden die im hinteren Drittel der Gesamtwertung liegenden Dax-ETFs - ihnen ist die Möglichkeit, mit Nebenwerten das Ergebnis aufzubessern, schließlich verwehrt. Auf Fünf-Jahres-Sicht lassen die Performance-Spitzenreiter DB Platinum IV Platow und Main First Germany aber auch M-Dax, S-Dax und Tec-Dax deutlich hinter sich.

Die drei Siegerfonds im Kurz-Porträt

Der Gesamtsieger: Acatis Aktien Deutschland ELM

Der 2003 aufgelegte, von Frank Lübberstedt betreute Fonds der Frankfurter Investmentboutique Acatis verteidigt den ersten Platz in der Gesamtwertung, den er schon im Vorjahr innehatte. Darüber hinaus steht er bereits zum dritten Mal in Folge auf dem Podest.

Den langfristigen Erfolg führt Lübberstedt auf seinen Anlagestil zurück, den er auch dann nicht verändert, wenn er phasenweise - wie 2007 geschehen - dem Markt hinterherläuft. Damals, so erinnerte er sich, liefen Dax-Titel viel besser als die von ihm favorisierten Nebenwerte. In der darauffolgenden Finanzkrise verlor sein Fonds jedoch aufgrund seiner Ausrichtung auf defensive und ertragsstarke Unternehmen weniger als der Markt.

Frei von Index-Vorgaben sucht Lübberstedt antizyklisch auf Basis der Value-Strategie von Warren Buffett nach unterbewerteten Aktien. Fündig wird er dabei des Öfteren im deutschen Mittelstand. Dax-Konzerne machen im Schnitt nur ein Fünftel des Portfolios aus. Lübberstedt versucht durch verschiedene Analysen vorherzusagen, wo ein Unternehmen in drei Jahren stehen wird und steigt dann ein, wenn er den fairen Wert mindestens 30 Prozent darunter sieht.

Eine Marktmeinung zu haben spielt dagegen für den Vorstand des Lübecker Finanzdienstleisters Ehrke & Lübberstedt keine Rolle. Absicherungsinstrumente kommen deshalb - von taktischen Barreserven einmal abgesehen - grundsätzlich nicht zum Einsatz.

Die jüngste Korrektur der Märkte hat Frank Lübberstedt genutzt, um seine 15-prozentige Cash-Quote sukzessive auf 8 Prozent abzubauen. Neu hinzugekauft hat er den IT-Dienstleister Cancom und Capital Stage, Deutschlands größten Betreiber von Solarparks. Kräftig aufgestockt wurden auch die Positionen in Bilfinger und Pfeiffer Vakuum. Größte Einzelposition ist jedoch der Finanzdienstleistungskonzern Wüstenrot & Württenbergische - Lübberstedt zufolge ein typisches Value-Investment, welches 50 Prozent unter Buchwert notiert und über einen sehr stabilen Ertragstrend verfügt.

Das Portfolio des aktuell 164 Millionen Euro schweren Fonds besteht in der Regel aus 30 bis 40 Positionen. Damit Lübberstedt auch in Zukunft flexibel in Nebenwerte investieren kann, plant Acatis den Fonds bei Erreichen einer Obergrenze von 250 Millionen Euro für neue Anleger zu schließen.

Der Performance-Sieger: DB Platinum IV Platow

Auch der Performance-Sieger kann in der Gesamtauswertung auf ähnliche Erfolge in den Crashtests vergangener Jahre zurückblicken und belegte dort stets einen der vorderen Plätze.

Christoph Frank ist Chefredakteur des in Frankfurt ansässigen Informationsdienstes Platow Börse und verfolgt einen gezielten Stockpicking-Ansatz. Fündig wird der Redaktionsleiter ähnlich wie Acatis-Berater Lübberstedt zu einem Großteil bei Klein- und Kleinstunternehmen, für die es kaum Analystenschätzungen für Umsatz und Gewinn gibt und die deshalb von den meisten Marktteilnehmern nur wenig wahrgenommen werden. Als Herausgeber eines Börsenbriefes ist er gerade bei der Analyse von Small Caps gut vernetzt und versucht daraus einen Mehrwert gegenüber dem M-Dax und S-Dax zu erzielen.

In den vergangenen Jahren ist das sehr gut gelungen. Der Fonds, der sich am Musterdepot der Platow-Redaktion orientiert, weist eine erhebliche Outperformance gegenüber der Vergleichsgruppe und den Indizes auf. Allein 2015 gewann das Portfolio 30 Prozent an Wert und schaffte damit bereits das vierte Jahr in Folge zweistellige Renditen, die sich im Fünf-Jahres-Zeitraum gesehen auf 108 Prozent Zuwachs summieren.

Für Frank sollte ein Unternehmen hinsichtlich Geschäftsmodell, Wachstumsaussichten, Ertragskraft und Bilanzkennzahlen überzeugen. Darüber hinaus lässt er charttechnische Aspekte einfließen. Die Outperformance der jüngsten Zeit verdankt sein Fonds unter anderem Highflyern aus dem IT Sektor wie GFT Technologies und All for One Steeb, die ihre Aktienkurse 2015 mehr als verdoppeln konnten und entsprechend hoch gewichtet sind. Ebenfalls erwähnenswert sind gut gelaufene Spezialtitel wie Cenit oder der Massivhaus-Anbieter Helma Eigenheimbau mit jeweils über 70 Prozent Wertzuwachs.

Aber auch in der Breite überzeugte das Portfolio: So brachte etwa die Hälfte der bereits zu Jahresbeginn 2015 vertretenen Aktien Renditen von mehr als 30 Prozent, auch gab es kaum echte Flops. Vielmehr kamen im Jahresverlauf mit Grenkeleasing oder Zooplus weitere Erfolgstitel dazu.

Die scharfe Korrektur im Januar kam für Christoph Frank in seiner Heftigkeit überraschend, jedoch hatte er den Fonds bereits im Dezember etwas defensiver aufgestellt. So investierte er neue Zuflüsse eher etwas vorsichtiger und hielt eine etwas höhere Barreserve als in den Monaten zuvor. Zu den größten Positionen gehört derzeit neben GFT der Autovermieter Sixt und der Logistik-Anbieter VTG, der Güterwaggons weltweit vermietet und den Schienen-Transport von Flüssigkeiten in Tank-Containern organisiert.

Wichtig: Der Fonds besitzt seit Mitte Januar neue Kennnummern (WKN: DWS030, ISIN: LU1239760025), da er intern auf eine andere Plattform der deutschen Bank umgezogen ist. Dabei wurde der Nettoinventarwert exakt übernommen, auch sämtliche Ratings sollten erhalten bleiben.

Der Stresstest-Sieger: Aktienfonds Deutschland Spezial

Foto: Jochen Knoesel (links) und Ulrich Ronge

Die Fonds der beiden Würzburger Vermögensverwalter Jochen Knoesel und Ulrich Ronge kann man getrost als Unikate bezeichnen. Das Duo investiert die ihnen anvertrauten Anlagegelder in Aktiengesellschaften, die sich in Abfindungs- und Sondersituationen befinden. Neben dem in Österreich aufgelegten, 28 Millionen schweren Stresstest-Sieger ist der mit 98 Millionen Fondsvolumen deutlich größere KR Fonds Deutsche Aktien Spezial um einiges bekannter.

Mit ihrem speziellen Konzept, Situationen wie ein Squeeze-Out, also das zwangsweise Herausquetschen kleinerer Aktionäre aus einem Unternehmen, für ihre Zwecke zu nutzen, verleihen Knoesel und Ronge dem Portfolio einen sehr defensiven Charakter. So liegt die Volatilität über drei Jahre mit circa 5 Prozent und einem maximalen Verlust von weniger als 8 Prozent deutlich unter den herkömmlichen Werten der Konkurrenz. Der Chart gleicht deshalb auch eher dem Kursverlauf eines Rentenfonds. Das macht sich gerade in Krisenzeiten wie 2008 bezahlt, als der Fonds - wie auch der KR Fonds Deutsche Aktien Spezial -nur einen Bruchteil der Negativ-Performance des breiten Marktes nachvollzogen hat.

Squeeze-Out-Kandidaten wie aktuell die Postbank machen aber nur einen Teil des Portfolios aus. Mit bis zu 50 Prozent der Fondsmittel setzen die beiden Würzburger auch auf sogenannte Beherrschungs-und Gewinnabführverträge. In diesem Fall hält ein einzelner Großaktionär mehr als 75 Prozent an einer Firma. Im Gegenzug locken entweder eine jährliche Garantie-Dividende oder eine Abfindung zum Unternehmenswert, so wie aktuell beim Holzbearbeitungs-Maschinenbauer Homag.

Weiteres Potenzial bieten Übernahmekandidaten. "Wir haben Pfeiffer Vacuum neu ins Depot genommen, weil sich dort nach den jüngsten Übernahmen in dieser Branche und dem Ausbau der Beteiligung durch den Wettbewerber Busch eine gewisse Dynamik entwickelt", sagt Ronge. Insgesamt befinden sich 35 Titel im Fonds. Hinzu kommt ein Portfolio aus 59 potenziellen Nachbesserungsansprüchen. An geeigneten Ziel-Investments mangelt es Ronge zufolge bislang nicht.

Der Aktienfonds Deutschland Spezial und der KR Fonds Deutsche Aktien Spezial wurden Ende 2007 fast zeitgleich aufgelegt und verfolgten bislang die gleiche Strategie. Im Dezember 2015 ist ein dritter Fonds hinzugekommen, der KR Übernahmeziele Europa, der den Zielvorgaben zufolge eine etwas höhere Volatilität aufweisen darf. Deshalb wollen Knoesel und Ronge den österreichischen Fonds neu ausrichten und ihm ein eigenes Chance-Risiko-Profil geben, welches sich zwischen den beiden anderen Fonds bewegt.

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