Arme reiche Deutsche!

Der onvista-Börsenfuchs · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Hallo, Leute! Ihr habt die Zahlen wahrscheinlich gelesen. Selbst „Bild“ posaunte gestern auf der Titelseite: „Deutsche so reich wie nie!“ Wir sind ja inzwischen durch Banken, Staatsschulden und zuletzt durch Griechenland an viele Nullen gewöhnt. Bei den folgenden Zahlen der Bundesbank geht’s aber um den Riesen-Reichtum von uns allen, der noch viel höher sein könnte : Das Geldvermögen der privaten Haushalte ist im ersten Quartal „außergewöhnlich kräftig“ um knapp 140 Milliarden auf mehr als 5,2 Billionen Euro gestiegen. Zieht man davon die ebenfalls gestiegenen Schulden ab, verbleibt ein Netto-Geldvermögen von atemberaubenden 3,6 Billionen Euro. Und wie machen das die braven Bundesbürger? Im Bundesbank-Deutsch heißt es: „Geldvermögensbildung primär über liquide und risikoarme Anlagen bei weiterhin schwachem Kapitalmarktengagement.“ Aha, also wie gehabt. Termin- und Spareinlagen werden sogar abgebaut - fast alles fließt in Sichteinlagen, Bargeld, Versicherungen. Man verzichtet auf Rendite, will ja keine Risiken eingehen - Hauptsache die Kohle ist flüssig!

Schuldverschreibungen von Banken und Staatsanleihen sind massiv verkloppt worden. Außerdem sind die Privaten auch am deutschen Aktienmarkt trotz seiner irre guten Performance in den ersten Monaten 2015 ausgestiegen. Immerhin, gefragt waren Misch- und Rentenfonds.

Ich beteilige mich ja schon seit Ewigkeiten an der Aufklärung zum Thema langfristige Aktienanlage und private Altersvorsorge. Und ich kenne alle - mehr oder weniger erfolglosen - Initiativen zur Entwicklung einer „Aktienkultur“ in Deutschland. Immer wieder krieg ich auch gut gemeinte Vorschläge von Euch, meine Freunde, die Ihr in aller Regel jede Menge positiver Erfahrungen mit Dax und Dow gesammelt habt. Nach alldem sind solche Bundesbank-Statistiken voll frustrierend. Soll man sich um die Sparstrumpf-Befüller überhaupt noch kümmern?

Die Mehrheit der Bundesbürger ist einfach finanzdumm. Das ist keine arrogante Beschimpfung meinerseits - nee, das bestätigen entsprechende Studien seit Jahren, das geben die Betroffenen ja selbst zu! Deshalb wird weiter falsch gespart statt richtig investiert. Man mag keine Kursschwankungen und scheut Risiken - dass Chancen und Risiken zusammengehören, wird verdrängt.

Mir fällt nix mehr Neues ein. Deshalb unterstütze ich zumindest und immer wieder den Appell von Börsen-Dino Hermann Kutzer, alle fortgeschrittenen Privatanleger sollten sich als „Aktien-Missionare“ ins Zeug werfen, also Verwandten, Bekannten und Freunden bei passender Gelegenheit verklickern, wie sinnvoll die langfristige Aktienanlage ist!

boersenfuchs@onvista.de

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