Auslandsaktien: Die Zukunft ist hier

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Die diesjährige Hannover-Messe steht ganz im Zeichen von Industrie 4.0. Viele Unternehmen demonstrieren Produkte zum Anfassen.

21. April 2016. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Ab kommenden Montag öffnet die größte Industriemesse der Welt ihre Tore. Fünf Tage lang präsentieren mehr als 5.200 Aussteller aus 75 Ländern in Hannover ihre Produktneuheiten und Entwicklungen aus den Bereichen Automation, Digital Factory, Energy, Industrial Supply und Research & Technology. Eröffnet wird das Top-Event der Branche in diesem Jahr von Barak Obama, zusammen mit der Bundeskanzlerin Angela Merkel. Das liegt vermutlich auch an der mit 465 großen Zahl an Ausstellern aus dem Partnerland USA. Laut Messeorganisation waren außerhalb des eigenen Kontinents noch nie so viele US-Teilnehmer auf einer Messe vertreten. Nur Deutschland und China kommen mit 2.180 und 650 auf mehr Unternehmen.

Auf dem Weg zur Smart Factory

Längst geht es bei der Hannover-Messe nicht mehr nur um große Maschinen. Mit Industrie 4.0, die in den USA unter dem Begriff "Industrial Internet" gehandelt wird, findet ein umwälzender, industrieller Wandel statt. Der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau sieht am Ende dieser technischen Revolution eine intelligente Produktion, in der sich alle Objekte durch den eigenständigen Daten- und Informationsaustausch gegenseitig steuern. Auf diesem Wege ließen sich industrielle Prozesse im Engineering, der Materialverwendung und Produktion sowie im Lieferketten- und Lebenszyklusmanagement grundlegend verbessern. Auch die Einigung zwischen amerikanischem Industrial Internet Consortium und der deutschen Plattform Industrie 4.0 auf gemeinsame Architekturen von Chips und Maschinen zur Sicherstellung der Kompatibilität bringt die Branche voran.

Die Branche boomt

Wie dynamisch wir auf die neue Welt zusteuern, verdeutlicht die seit Jahren wachsende Roboterbranche. 2015 hat die Zahl der weltweit verkauften Industrie-Roboter laut Weltroboterverband IFR erstmals die Marke von rund 240.000 Einheiten erreicht. Das entspricht einem globalen Wachstum von 8 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Mit plus 16 Prozent stünden chinesische Anbieter nach wie vor an der Spitze. Ebenso habe das Reich der Mitte mit rund 66.000 Industrie-Robotern bei der Nachfrage die Nase vorn. In Europa seien mit knapp 50.000 rund 9 Prozent mehr Roboter im Einsatz. Osteuropa bestätige mit einem Zuwachs von 29 Prozent seine Position als eine der am schnellsten wachsenden Regionen der Welt. Die USA, Kanada und Mexico kämen zusammen auf 34.000 verkaufte Einheiten, was einem Plus von 11 Prozent entspreche. Jeden zweiten Industrieroboter kauft übrigens die Autobranche.

iRobot setzt auf Wachstum in China

Zu den globalen Schwergewichten des Sektors gehören Unternehmen wie Kawasaki Heavy Industries (WKN 853314), ABB (WKN 919730), Yashawa (WKN 857658) und Faunuc (WKN A0YEKG). Für den Privatbereich rund um den Haushalt kommen die nützlichen Helfer nicht selten von iRobot (WKN A0F5CC). Die 1990 gegründete US-Firma hat sich unter Verbrauchern einen Namen mit Produkten gemacht, die das Putzen, Staubsaugen und Rasenmähen übernehmen. "Als iRobot 2003 an die Börse ging, standen 13 Millionen US-Dollar Umsatz und ein Verlust in Höhe von 2,6 Millionen US-Dollar in den Büchern", erinnert Walter Vorhauser von der Oddo Seydler Bank. 2015 seien Produkte für 618 Millionen abgesetzt und ein Ertrag von 44 Millionen US-Dollar erwirtschaftet worden.

Der Aktienkurs von iRobot hat sich allerdings in den vergangenen Jahren kaum von der Stelle bewegt. Seit gut drei Jahren befindet sich der Wert in einem Seitwärtsband zwischen 30 bis 35 US-Dollar. Mit dem von Anteilseigner Red Mountain Capital forcierten Verkauf des Militärgeschäfts könnte sich das ändern, wie Vorhauser meint. "Zusätzlich soll ein Aktienrückkaufprogramm und die Fokussierung auf den chinesischen Markt für steigende Kurse sorgen." Marktforscher rechneten mit einem Anstieg auf 1,7 Milliarden US-Dollar für Haushaltsroboter in China für die kommenden fünf Jahre.

Eine Frage der Sicherheit

Damit sich die immer komplexer werdenden digitalen Systeme in gewünschter Geschwindigkeit durchsetzen, braucht es Vertrauen. "Dazu hat Cisco Systems (WKN 878841) eine neues Sicherheitskonzept angekündigt", beschreibt Vorhauser. Die Firewall der nächsten Generation des führenden Herstellers von Routern und Switches lege den Fokus auf die eigentliche Bedrohung statt auf die Absicherung von Systemen. Übertrage man die neue Methode auf ein Haus, müssten Eigentümer nicht mehr die einzelnen Türen und Fenster eines Hauses schützen, da potenzielle Einbrecher rechtzeitig erkannt und abgewehrt würden. Schon heute könne man frische Bedrohungen für ein Netzwerk in durchschnittlich 17,5 Stunden statt wie früher in 100 Tagen erkennen. Diesen Zeitraum gelte es, weiter zu verkürzen.

In einigen Regionen müsse noch der Grundstein für den digitalen Anschluss gelegt werden. Beispielsweise werde Cisco dazu beitragen, die indische Bevölkerung mit Internet zu versorgen. "Für den Anschluss indischer Dörfer haben die US-Amerikaner in den kommenden Jahren über 100 Millionen US-Dollar eingeplant", bemerkt der Händler. "Der Cisco-Aktienkurs kann sich mit einem Plus von knapp 20 Prozent seit Jahresbeginn sehen lassen." Aktuell notiert der Wert bei gut 25 Euro.

Smart Farming startet durch

Längst hat die digitale Vernetzung auch die Landwirtschaft fest im Griff. Betriebe, die Melkroboter, Futterautomaten und Systeme zur gesundheitlichen Überwachung der Tiere einsetzen, steuern unaufhaltsam Richtung Landwirtschaft 4.0. Viele überdimensionierten Erntemaschinen mit Schneidewerksbreiten von über zehn Metern, Schlepper und andere Geräte lassen sich nur noch mit Hilfe von Navigationssatelliten präzise bedienen. Zunehmend werden zur Steigerung des Ertrages Sensoren eingesetzt, die den Düngemittelgehaltes im Boden erfassen, damit nur noch bei Bedarf nachgeholfen wird. Zudem arbeiten Wissenschaftler an Drohnen, die Unkräuter auf Äckern fehlerfrei aufspüren und gezielt vernichten können. Von dieser Entwicklung profitieren Landmaschinen-Hersteller wie John Deere (WKN 850866) und Caterpillar (WKN 850598). So hat die John Deere-Aktie Monatsbeginn von 66 auf gut 74 Euro zugelegt. "Das hat vermutlich auch etwas mit der Medienberichterstattung im Vorfeld der Hannover-Messe zu tun", meint Roland Stadler von der Baader Bank.

von: Iris Merker,
© 21. April 2016 - Deutsche Börse AG

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