“Big T” geht für drei Jahre in den Knast – Recht so!

Stefan Riße · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Heute ist das Urteil im Prozess gegen Thomas Middelhoff gefallen, dem ehemaligen Acandor-Chef. Bekannt geworden war er als Chef von Bertelsmann, wo er mit dem Einstieg bei AOL und der Gründung des Joint Ventures AOL Europe von sich reden machte und zum großen Visionär der New Economy aufstieg. Tatsächlich war Middelhoff immer eine Lichtgestalt. Er konnte wohl faszinierende Reden halten und Menschen in seinen Bann ziehen, zur Leitung eines Unternehmens war er hingegen nicht im Ansatz befähigt. Gesunder Menschenverstand Fehlanzeige. Altkanzler Helmut Schmidt sagte schon, wer zu viele Visionen habe, müsse zum Arzt.

Urteil ist wichtiges Signal

Für die breite Bevölkerung ist das Urteil ein wichtiges Signal. Auch dass es wohl vorläufig vollstreckt wird, und Middelhoff wegen Fluchtgefahr gleich ins Gefängnis muss, ist richtig. Die zahlreichen Urteilsabsprachen, bei denen durch Zahlung einer Geldstrafe die Verfahren eingestellt wurden, waren dem normalen Bürger auf der Straße nicht mehr zu vermitteln. Das erste Buch, das ich geschrieben habe, trug den Titel: „Manager außer Kontrolle - Wie Gier und Größenwahn unsere Wirtschaft ruinieren“. Animiert durch die zahlreichen Skandale in der Zeit der New Economy wie Enron, Tyco, Worldcom oder in Deutschland EM-TV, und Mobilcom, um nur einige zu nennen, schrieb ich mir meinen Ärger von der Seele. Die Finanzkrise 2008 hat dann leider offen gelegt, dass aus den Skandalen der New Economy Zeit nicht viel gelernt worden ist. Vor allem nicht bei den Banken. Da vernichten Manager Arbeitsplätze und Aktionärsvermögen und niemand zieht sie zur Rechenschaft. Im Gegenteil, sie kassieren noch Millionenabfindungen. Eine Kaste, die sich gegenseitig selbst bedient, so der unverrückbare Eindruck.

“Gutsverwalter, nicht Gutsherren”

So hatte der Richter der zweiten Instanz im Mannesmann-Prozess beschrieben, welcher Rollenverwechslung die damals verantwortlichen Manager und Aufsichtsräte unterlagen. Ich hatte durch meine journalistische Tätigkeit die Chance, einen Blick in die Anklageschrift zu werfen. Es war schauderhaft. Die dort angestellten Manager und berufenen Aufsichtsräte bedienten sich nach Gutdünken, als hätte Mannesmann ihnen gehört. Für die damals ausgezahlten Anerkennungsprämien gab es keinerlei Legitimation. Man wollte noch schnell zugreifen, bevor der neue Gutsherr Vodafone das Sagen hatte. Mit dabei der Chef der Deutschen Bank, Josef Ackermann.

Besoffen von sich selbst

Thomas Middelhoff ist der Prototyp des Selbstbedienungs-Managers. Besoffen von sich selbst hält er sich für so wichtig und unersetzbar, dass der Hubschrauber ihn zur Arbeit abholen sollte. Doch den Weg zur Arbeit muss jeder Arbeitnehmer selbst bezahlen und das gilt dann eben auch für den ehemaligen Acandor-Chef und das unabhängig davon, ob er bei seiner Arbeit erfolgreich ist oder nicht. Middelhoff hat mit seinem Größenwahn Acandor auch noch in die Insolvenz geritten und Madeleine Schickedanz um große Teile ihres Vermögens gebracht. Vor diesem Hintergrund ist sein Verhalten moralisch umso fragwürdiger.

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