Bilanzflut am deutschen Aktienmarkt

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Zahlreiche Unternehmen aus dem Dax und MDax legen heute ihre Geschäftszahlen vor. Als Stütze für den Aktienmarkt erweisen sich die Bilanzen aber nur bedingt.

Gestern ging es mit den Kursen am deutschen Aktienmarkt rasant abwärts. Neben Konjunktursorgen und einem steigenden Eurokurs drückten schwachen Geschäftszahlen deutscher Unternehmen auf die Stimmung der Anleger. Heute nimmt die Berichtssaison erneut Fahrt auf. Reihenweise legen Unternehmen aus dem ersten und zweiten Börsenreihe ihre Zahlen vor. Anders als noch am Vortag könnte die die Berichtssaison aber insgesamt positivere Impulse liefern.

Die Deutsche Telekom hat im ersten Quartal bei Umsatz und Gewinn dank ihrer starken US-Tochter zugelegt. Der Umsatz kletterte um 4,7 Prozent auf 17,6 Milliarden Euro. Das um Sonderposten bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (bereinigtes Ebitda) stieg um 12,9 Prozent auf 5,16 Milliarden Euro. Analysten hatten bei beiden Werten mit etwas weniger gerechnet. Der Wachstumstreiber war die US-Tochter, während die Erlöse in Deutschland und Europa leicht rückläufig waren.

Siemens wuchs im zweiten Quartal vor allem dank besserer Geschäfte in der Windkraft und in der Energietechnik kräftig. Das Ergebnis des industriellen Geschäfts kletterte auf 2,115 Milliarden Euro, das sind 28 Prozent mehr als vor einem Jahr. Analysten hatten hier im Schnitt mit 1,91 Milliarden Euro gerechnet. Der Umsatz stieg im zweiten Geschäftsquartal um fünf Prozent auf 18,996 Milliarden Euro. Siemens habe auch im zweiten Quartal “eine überzeugende Leistung abgeliefert”, sagte Vorstandschef Joe Kaeser.

Die gute Baukonjunktur, höhere Preise und gesunkene Energiekosten haben HeidelbergCement im ersten Quartal zu einem unerwartet kräftigen Anstieg des operativen Gewinns verholfen. Das Ergebnis vor Zinsen und Abschreibungen stieg auf vergleichbarer Basis um 13 Prozent auf 321 Millionen Euro. Analysten hatten im Schnitt mit 306 Millionen Euro gerechnet. Der Umsatz lag mit 2,83 Milliarden Euro auf Vorjahresniveau. “Das erste Quartal 2016 war operativ das beste seit der Finanzkrise und hat damit den positiven Trend des Vorjahres fortgesetzt”, erklärte Vorstandschef Bernd Scheifele.

Licht und Schatten

Der Technologiekonzern Continental hat in Summe einen starken Start ins Jahr hingelegt – muss dabei aber auf Licht und Schatten verweisen. Der Quartalsgewinn unterm Strich wuchs um 12 Prozent auf 734 Millionen Euro. Dabei spielte die Antriebssparte des Autozulieferers vor Zinsen und Steuern (Ebit) rund ein Drittel weniger Gewinn ein als im Startquartal 2015. Die schwachen Geschäfte mit Hybrid-Antrieben, die Verbrennungsmotoren mit Batteriekraft verzahnen, sind eine Erklärung.

Ebenfalls nicht ganz rund lief es bei Beiersdorf. Der Verfall lateinamerikanischer Währungen und eine schwächere Entwicklung bei der Klebstofftochter Tesa haben den Nivea-Hersteller zum Jahresauftakt gebremst. Der Konzernumsatz ging im ersten Quartal um 1,9 Prozent auf 1,67 Milliarden Euro zurück. Die meisten Analysten hatten hingegen mit einem leichten Anstieg gerechnet.

Etwas schwächer entwickelt sich das Geschäft auch bei Dialog Semiconductor. Der Chiphersteller rechnet im laufenden Jahr wegen der zurückhaltenden Nachfrage nach Smartphones nicht mehr mit einem Umsatzanstieg. Die Erlöse dürften 2016 um einen hohen einstelligen Prozentbetrag sinken, teilte das stark vom Geschäft mit Apple abhängige Unternehmen mit. Bisher hatte Dialog auf ein Plus gehofft.

Stabilisierungsversuch am Aktienmarkt

Die insgesamt aber eher zuversichtlich stimmenden Geschäftszahlen könnten am Mittwoch einem weiteren Abrutschen am deutschen Aktienmarkt entgegenwirken. Gestern hatte maue Unternehmensbilanzen die Sorgen über mögliche Belastungen durch einen starken Eurokurs geschürt. Der Dax fiel in der Folge um knapp 2 Prozent unter damit deutlich unter die wichtige Marke von 10.000 Punkten.

Am Mittwochmorgen ging es mit dem Dax zumindest nicht weiter abwärts. Mit rund 9930 Punkten startete er um den Schlusskurs des Vortages. Als Belastung erwiesen sich jedoch die Vorgaben der Börsen in Asien und den USA. Konjunktursorgen verdarben den Anlegern den Appetit. Börsianer blicken daher heute interessiert auf die Daten zur Stimmung in der Dienstleistungsbranche aus Europa sowie den USA. Zudem warten werden Zahlen zu den Auftragseingängen der US-Industrie und der ADP-Arbeitsmarktbericht veröffentlicht.

Auch die Europäische Zentralbank steht erneut im Fokus. Europas Währungshüter könnten an diesem Mittwoch eine historische Entscheidung treffen: die Abschaffung des 500-Euro-Scheins. Die Zukunft der größten Euro-Banknote steht nach Angaben der Notenbank auf der Agenda der Sitzung des EZB-Rates in Frankfurt. Nach letzten Medienberichten ist das Aus für den 500er beschlossene Sache, es gehe nur noch darum, wie schnell der lilafarbene Schein aus dem Verkehr gezogen werde.

OnVista/dpa-AFX/Reuters
Foto: Deutsche Börse AG

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