Börse Frankfurt-News: Spanien und Italien holen auf (Auslandsaktien)

dpa-AFX · Uhr (aktualisiert: Uhr)

FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 13. März. Mit der Trendwende in den Euro-Krisenländern interessieren sich Anleger wieder für südeuropäische Aktien. Für manche hat sich der Einstieg bereits gelohnt.

Es geht aufwärts an den Aktienmärkten der Problemländer im Euroraum. Seit dem Höhepunkt der Finanzkrise Mitte 2012 arbeiten sie sich Schritt für Schritt aus der Talsohle. Als untrügliches Zeichen für eine wenn auch schleppende Erholung nennt Jan Vrbsky die Renditen der Staatsanleihen. Mit derzeitigen rund 2 Prozent für fünfjährige spanische und italienische bzw. etwa 7 Prozent für griechische Bonds bewegten sie sich mittlerweile wieder nahezu auf dem Vorkrisenniveau. 'Allerdings entwickeln sich die Länder unterschiedlich', meint der Händler der Baader Bank. Während die griechische Konjunktur weiterhin am Boden liege, schaffe Spanien trotz extremer Arbeitslosigkeit die Trendwende. 'Auch Italiens Wirtschaft mausert sich im Norden ganz gut, während sie im Süden hinterherhinkt.'

Indizes durch die Bank besser

Die Aktienmärkte honorieren die Bemühungen mit zum Teil deutlichen Gewinnen: Seit Juli 2012 legte etwa der spanische IBEX 35 über 40 Prozent zu, der portugiesische PSI gewann 36 Prozent hinzu und der italienische MIB markierte ein Plus von gut 45 Prozent. Mit der Rallye des DAX oder des britischen FTSE 100 könnten die Indizes allerdings nicht mithalten. 'Bis zu den Höchstständen von 2007 ist es noch ein weiter Weg.' Dennoch zeuge die Kursentwicklung von einem gewissen Optimismus.

Italien: Banken stehen gut da

'Getragen wird die Bewegung von unterschiedlichen Sektoren', berichtet Vrbsky. Gut gelaufen mit plus 135 Prozent sei beispielsweise die Aktie von Unicredit ( WKN A1JRZM ). 'Die italienische Großbank weist mittlerweile einen kleinen Gewinn aus und zeichnet einen optimistischen Ausblick.' Unicredit stehe stellvertretend für andere Großbanken, die den Turnaround durch Bereinigung ihrer Bilanzen geschafft hätten. 'Damit kann die Kreditvergabe wieder besser funktionieren.' Auch Intesa ( WKN 850605 ) habe jüngst ihren langfristigen Kredit der Europäischen Zentralbank zurückgezahlt und werde voraussichtlich auch den bevorstehenden Stresstest bestehen. Andere Branchen wie Fiat ( WKN 860007 ) mit 80 und Telecom Italia ( WKN 120470 ) mit knapp 39 Prozent auf Jahressicht könnten sich auch sehen lassen.

Wie nachhaltig die Erholung in Italien sein wird, macht Vorhauser allerdings am Reformerfolg Renzis fest, der am gestrigen Mittwoch ein massives Entlastungsprogramm für Bürger mit kleinen und mittleren Einkommen sowie Unternehmen angekündigt habe. Finanziert werde dies über die Aufnahme zusätzlicher Schulden. 'Renzi ist jünger und schafft diesmal vielleicht echte Erneuerung.'

Spanien: Immobilienmarkt stabilisiert

In Spanien berappelt sich der Immobilienmarkt, wie Vrbsky beobachtet. Nachdem die Häuser im Zuge der Krise teilweise über 40 Prozent an Wert eingebüßt hätten, engagierten sich mittlerweile wieder Beteiligungsgesellschaften wie Apollo Global Management, Hedgefonds Paulson & Co. von John Paulson und Vermögensverwalter Pacific Investment Management im Markt. Auch die Bad Bank, die geschaffen worden sei, um die Bilanzen der spanischen Banken von schwierigen Immobilieninvestments zu entlasten, finde Käufer für ihre Produkte. Mit einem Plus von 270 Prozent gemessen am Tiefpunkt Mitte 2012 sei die Aktie von Sacyr Vallehermoso ( WKN 853624 ) ausgesprochen gut gelaufen. Der Konzern plane und baue unter anderem Wohnhäuser, Hotels, Einkaufs- und Freizeitzentren, Museen, Firmen- und Bürogebäude.

Banken wie ACS ( WKN A0CBA2 ) und Santander ( WKN 873816 ) gehörten zu den Gewinnern. 'Mit einem Aktienplus von 80 Prozent und einer Dividende von 9 Prozent steht Santander ausgezeichnet da', urteilt Vrbsky.

Griechenland: Talsohle erreicht?

Selbst der griechische Leitindex Athex kletterte seit Mitte 2012 knapp 50 Prozent nach oben. Im Schlussquartal sei die griechische Wirtschaft 'nur' um 2,6 Prozent geschrumpft, und über das ganze Jahr betrachtet sehe das Land erstmals seit 65 Jahren wieder einen Leistungsbilanzüberschuss, wie Vorhauser begründet. Als jüngsten Lichtblick für Hellas bezeichnet der Händler die Bewertung der griechischen Banken durch die Ratingagentur Fitch. Demnach seien die vier größten Geldhäuser National Bank ( WKN A1WZMS ), Piraeus Bank ( WKN A1WZ93 ), Eurobank Ergasias ( WKN A1W0QE ) und Alpha Bank ( WKN 876116 ) für eine weitere Finanzkrise gerüstet und könnten Kapitallücken stopfen, ohne ihre Gläubiger in einem so genannten Bail-in-Verfahren zur Kasse bitten zu müssen. In dem seit einem Jahr zwischen 0,65 und 0,74 Euro seitwärts laufenden Aktienkurs etwa der Alpha Bank sieht der Händler der Close Brothers Seydler deshalb eine Bodenbildung. 'Auch die Kurse der National Bank scheinen sich zwischen 3,60 und 3,90 Euro zu stabilisieren.'

'Allerdings sind sich die griechische Notenbank und ihre internationalen Geldgeber über den zusätzlichen Finanzbedarf der Banken nicht einig', bemerkt Vorhauser. Nach griechischer Einschätzung würden 6,4 Milliarden Euro frischen Kapital benötigt, die europäische Union, die EZB und der Internationale Währungsfonds gingen allerdings von 8 bis 8,5 Milliarden Euro aus. 'Deshalb kommt es erst einmal nicht zur Auszahlung weiterer Kredite.'

von Iris Merker, Deutsche Börse AG

© 13. März 2014

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)

Neueste exklusive Artikel