Bratwurst gegen Brexit

Der onvista-Börsenfuchs · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Hallo Leute! Wir werden wieder mal an den alten Toyota-Werbeslogan erinnert - „Nichts ist unmöglich …“ Was auf unserem Globus momentan so abgeht, kriegst Du nicht mehr geregelt. Da verliert selbst ein alter Börsenfuchs seine Haare (aber Glatzen sind ja total angesagt). Man kann einfach nix mehr ausschließen in dieser bekloppten (Börsen-)Welt. Nicht einmal über die Fußball-EM kann man sich so richtig freuen angesichts der Nachrichten und Bilder drumherum (Gewalt, Terrorismus).

Abgesehen davon scheinen unsere britischen Freunde auf einmal scharenweise ins Lager der Anti-Europäer zu wechseln. Ich betone noch „scheinen“. Und ein paar mächtige Insider hatten mit ihren Algorithmen offenbar schon am Wochenende das richtige Näschen. Inzwischen ist die Herde losgerannt und hat das hoffnungsvolle Kursniveau der Aktien erst einmal zertrampelt. Dafür schnappen einige Gold-Gurus förmlich über, weil sie gerade von Privatanlegern voll viel Zulauf haben. Während man das noch nachvollziehen kann, ist der ungestüme Run auf die Staatsanleihen kaum zu begreifen.

Gestern ist es nun passiert, was auch den letzten Journalisten aufgerüttelt hat: Jetzt sind nach den kürzeren Laufzeiten auch die Renditen der zehnjährigen Schäuble-Bonds in den Minusbereich gerutscht. Die sich ausbreitende, von neuen Meinungsumfragen und Buchmacherzahlen geschürte Furcht vor dem drohenden Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union treibt Investoren zunehmend in die „sicheren Häfen“.  Die Folge: Erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik liegt die Rendite für zehnjährige Bundesanleihen unter null. Anleger sind mittlerweile bereit, bei deutschen Staatsanleihen bis zu einer Laufzeit von zehn Jahren quasi eine Gebühr zu bezahlen, statt Zinsen zu kassieren. Die angespannte Lage für Sparer verschärft sich damit weiter.

Das macht sie anfällig für Katastrophen-Propheten, die den Untergang beschwören, etwa so: „ Der DAX bricht ein und wir sehen kein Entkommen mehr. Schon in den nächsten Wochen könnte es zum Zusammenbruch einzelner Eurostaaten kommen und in diesem Fall würde der Goldpreis explodieren. Wenn Sie kein Gold kaufen oder sich unsere 300-600% Gewinner-Aktien aus dem Goldsektor kaufen, dann werden Sie bei lebendigem Leibe gegrillt!!! Das Spiel ist AUS!!!!“

Typisch auch, was bei den Amis abgeht: Waffenaktien laufen deutlich besser als der Markt. Trotz zwischenzeitlicher Rückschläge, als sich Sorge vor einer Verschärfung der Waffengesetze ausbreitete, hat sich etwa eine Smith & Wesson-Aktie im wahrsten Sinn des Wortes zu einem Knaller entwickelt, hat in den vergangenen 14 Jahren bombige 400 Prozent zugelegt und damit etwa viermal so stark wie der S&P-500.

Nee, nee, da sind mir die friedlichen Bemühungen um Euro-Sympathie der Engländer natürlich viel lieber. Cool fand ich gestern die Nachricht vom deutschen Wirtschaftsnachwuchs, der gegen Brexit und für EU-Reformen Stellung bezieht: Mit der Aktion „Bratwurst against Brexit“ setzt sich der Wirtschaftsverband  Die jungen Unternehmer in London dafür ein, dass Großbritannien in der EU bleibt und die EU grundlegend reformiert wird. In der City werden deutsche Bratwürste verteilt, um den Briten symbolisch zu zeigen, was sie bei einem Brexit verlieren könnten. Der Verband wörtlich: „Wir wollen nicht, dass die Briten in Zukunft auf deutsche Bratwürste verzichten müssen. Deshalb werben wir mit Charme und Senf darum, dass die Briten in der EU bleiben.“ Jo. Es geht um die Wurst. Auch für deutsche Sparer und Anleger.

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