Crash nach oben!

Stefan Riße · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Haben Sie auch ein Déjà-vu? Glauben Sie auch, Sie hätten den Crash nur geträumt und wir sind noch im Frühjahr 2015? Mir geht es heute so. Doch im Gegensatz zum Frühjahr, als ich skeptisch war und mich gegen die Rallye gestellt habe, bin ich nun auf der richtigen Seite. Was für ein herrliches Gefühl. Der Chef der Europäischen Zentralbank (EZB) Mario Draghi muss nur ankündigen, dass man alle Optionen prüft und die Märkte kennen kein Halten mehr. Und nun senkt die chinesische Notenbank auch noch die Zinsen.

Liegt es wirklich an Draghi?

Wer das glaubt, der hat das Innere der Börse nicht verstanden. Natürlich sind weitere Lockerungsmaßnahmen positiv zu bewerten. Doch darüber wird nun schon seit Wochen spekuliert. Und es war relativ klar, dass Ankündigungen kommen. Genau genommen wurde sogar bereits gestern die Ankündigung erwartet, dass der massive Ankauf von Staatsanleihen noch ausgeweitet wird. Dahingehend enttäuschte Draghi die Märkte sogar. Und dennoch saugten sie den Honig aus seinen Aussagen, auf den sie Durst hatten. Der Pessimismus war so groß, dass die Märkte für einen rasanten Ausbruch nach oben reif waren. Viele Short-Positionen mussten unter Schmerzen aufgelöst werden. Es fehlte nur noch der Impuls. Wäre es nicht die EZB gewesen, hätte sich der Markt einen anderen Grund gesucht.

Die Rallye steht auf solideren Füßen

Warum war ich im Frühjahr skeptisch? Es waren die Stimmungsindikatoren, die dies aus historischer Beurteilung notwendig machten. Doch ich war zu früh dran. Der abzulesende Einbruch kam, doch von viel höherem Niveau aus. Jetzt aber haben wir Pessimismus gesehen, wie es ihn seit 2011 nicht gab. Die Banken haben reihum ihre Kursziele für das Jahresende auf ein Niveau gesenkt, dass wir nun schon wieder erreicht haben. Die Rallye steht damit auf viel solideren Füßen als die von Euphorie getragene im Frühjahr. Sie kann weit ins nächste Jahr reichen und die Rekordkurse im DAX von rund 12.400 noch deutlich überbieten. Auf das Zinssenkungspotenzial in China wurde auch an dieser Stelle in den vergangenen Wochen hingewiesen.

Mal sehen, wann die ersten wieder von der Alternativlosigkeit der Aktien sprechen?

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