Dax fängt sich nach Rückschlag – Anleger warten auf Brexit-Entscheid

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Nach dem mauen Wochenbeginn zeichnet sich eine Dax-Stabilisierung ab. Im Fokus steht heute neben SAP-Zahlen die Brexit-Entscheidung des höchsten britischen Gerichts.

Die Hängepartie am deutschen Aktienmarkt geht weiter. Angesichts der Unsicherheit über die künftige Wirtschaftspolitik in den USA war der Dax gestern bereits holprig in die neue Woche gestartet. Am Ende schloss der Leitindex 0,7 Prozent tiefer bei 11.545 Punkten. Zurückhaltung bestimmt auch den Start in den Dienstaghandel. Zum Börsenauftakt notierte der Dax mit 11.570 Punkten leicht im Plus.

Unter dem Strich tritt der Index seit seinem starken Jahresstart nahezu auf der Stelle und pendelt um die Marke von 11.600 Punkten. Da diese Art der Konsolidierung bereits seit geraumer Zeit anhalte, stellte sich die Frage, ob es sich um die Ruhe vor dem Sturm handele, so Analyst Christian Schmidt von der Landesbank Helaba.

Verunsicherung an Asien-Börsen

Die ersten Amtshandlungen des neuen US-Präsidenten Donald Trump zur Abschottung der US-Wirtschaft haben die Anleger in Fernost weiter verunsichert. Statt wie erhofft Konjunkturprogramme ordnete Trump per Erlass den Austritt aus dem gerade erst verhandelten Freihandelsabkommen mit einigen Pazifik-Staaten (TPP) an. Zudem will er die Neuverhandlung des nordamerikanischen Freihandelsabkommens Nafta in Angriff nehmen.

In Tokio fiel der Leitindex Nikkei um 0,6 Prozent auf 18.788 Punkte. Zu den Verlierern gehörten insbesondere Autowerte wie Toyota, die fast 1,7 Prozent nachgaben. Der starke Yen belastete vor allem exportlastige Firmen. Größte Verlierer waren die Finanzwerte, der Bankenindex büßte 2,3 Prozent. Selbst positive Impulse fanden wenig Beachtung. So legte Japans Industrie einer Umfrage zufolge im Januar so stark zu wie seit fast drei Jahren nicht mehr.

Schwäche der US-Währung

Die Ungewissheit setzte auch den US-Dollar unter Druck, was dem Kurs des Euro Rückenwind verlieh. Der Kurs der europäischen Gemeinschaftswährung ist am Dienstag nach zwei Handelstagen mit Kursgewinnen allerdings wieder etwas gefallen. Am Morgen wurde der Euro bei 1,0743 US-Dollar gehandelt und damit etwas tiefer als am Vorabend. Marktbeobachter sprachen von einer leichten Gegenbewegung. In der vergangenen Nacht hatte der Euro bei 1,0772 Dollar den höchsten Stand seit 8. Dezember erreicht.

Im weiteren Handelsverlauf könnten noch wichtige Konjunkturdaten aus der Eurozone für neue Impulse im Handel sorgen. Auf dem Programm stehen Kennzahlen zur Stimmung der Einkaufsmanager. Allgemein wird mit guten Stimmungsdaten und einer Fortsetzung des Aufschwungs im gemeinsamen Währungsraum gerechnet.

Entscheidung im Brexit-Prozess

Im Fokus steht am Dienstag aber zunächst die Brexit-Entscheidung des höchsten britischen Gerichts. Bei dem Rechtsstreit geht es um die Frage, ob das britische Parlament seine Zustimmung geben muss, bevor die Regierung die Erklärung für den Austritt aus der EU förmlich einreicht. Auch die Regionalparlamente von Schottland, Wales und Nordirland fordern ein Mitspracherecht.

Ein früheres Urteil war zugunsten der Abgeordneten ergangen. Premierministerin Theresa May ist aber der Ansicht, dass die Austrittserklärung ohne Abstimmung im Parlament möglich ist und hatte das Urteil angefochten. Nun verkünden die elf Richter Supreme Courts ihre Entscheidung. Noch nie haben sich so viele Richter an diesem Gericht mit einem Fall befasst; auch das zeigt die Bedeutung des Prozesses.

Keine Überraschung bei Geschäftszahlen

Auf der Unternehmensseite richten sich die Blicke auf die Jahreszahlen des Softwarekonzerns SAP. Die Umstellung auf Cloudsoftware zur Miete aus dem Internet hat dem Dax-Konzern im vergangenen Jahr zu einem deutlichen Plus verholfen. Der Umsatz sei 2016 um sechs Prozent auf 22,1 Milliarden Euro gestiegen, wie SAP mitteilte. Nach Steuern verdiente das Unternehmen mit 3,6 Milliarden Euro 18 Prozent mehr als im Vorjahr, als noch ein teures Abfindungsprogramm zu Buche schlug. Für dieses Jahr rechnet SAP ohne Wechselkurseinflüsse mit einem Umsatz zwischen 23,2 und 23,6 Milliarden Euro – ein Plus von bis zu knapp 7 Prozent zum Vorjahr.

Ein Händler fand Licht und Schatten. “Der erhöhte Ausblick klingt zunächst gut”, sagte er. “Die Markterwartungen für 2017 und auch 2020 liegen jedoch bereits am oberen Ende der nun ausgegebenen Ziele.” Es sei also fraglich, ob sie als Kurstreiber ausreichten, zumal die Ergebnisse für 2016 keine Überraschungen geboten hätten. Die SAP-Papiere fielen zum Börsenstart im Vergleich zum Xetra-Schluss des Vortages.

OnVista/dpa-AFX/Reuters
Foto: Deutsche Börse

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