Dax klettert Richtung 9900 Punkte – Daimler überrascht positiv

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Nach den jüngsten Kursgewinnen klettert der Dax weiter, aber mit angezogener Handbremse. Für Gesprächsstoff sorgen: die Aktie von Daimler - und erneut Italiens Banken.

Die Käufer legen eine Pause ein. Nach der rasanten Erholung der vergangenen Tage fehlt dem Dax am Dienstag der Schwung für eine weitere Klettertour. Zum Handelsstart notierte er zunächst nur ganz leicht über dem Schlusskurs des Vortages, konnte aber bereits in den ersten Handelsminuten erneut zulegen und stieg um rund 0,5 Prozent auf 9880 Punkte. 

Gestern hatte der deutsche Leitindex im Kielwasser der starken Börsen in Tokio und New York 2,1 Prozent auf 9833 Punkte zugelegt. Der Gewinn seit dem vergangenen Donnerstag summierte sich auf knapp 4,5 Prozent. Mehr als die Hälfte des rund zehnprozentigen Kursrutsches nach dem Brexit-Schock waren damit wettgemacht.

Ob der Dax die Marke von 9800 Punkten nachhaltig hinter sich lassen kann, muss sich noch zeigen. Von den Überseebörsen kommen allerdings weiter Kaufargumente: An der Wall Street stiegen die Kurse am Montag zwar nur leicht. Das reichte aber, um den marktbreite US-Aktienindex S&P 500 auf ein Rekordhoch zu hieven. Auch der Leitindex Dow Jones Industrial hat es nicht mehr weit zu seiner Bestmarke. Er schloss bei 18.227 Zählern – zwischenzeitlich hatten ihm bei 18.283 Punkten nur noch 0,4 Prozent oder knapp 70 Punkte zu seinem Rekord aus dem Mai 2015 gefehlt.

Die US-Berichtssaison startete zudem recht positiv. Beim Aluminium-Riese Alcoa, der traditionell die Vorlage der Geschäftszahlen einläutet, sank der Umsatz im zweiten Quartal zwar um 10 Prozent auf 5,3 Milliarden US-Dollar. Der Gewinn fiel unter dem Strich zudem um knapp 4 Prozent auf 135 Millionen Dollar. Analysten hatten mit Schlimmerem gerechnet. Im nachbörslichen Handel sprang der Kurs der Alcoa-Aktie um fast 4 Prozent nach oben.

Auch an der japanischen Börse legte die Kurse am Montag kräftig zu. Der Leitindex Nikkei profitierte von der Aussicht auf ein weiteres staatliches Konjunkturprogramm und einem in diesem Zusammenhang geschwächten Yen. Er stieg um 2,5 Prozent auf 16.095 Punkte. Die chinesischen Festlandsbörsen lagen vor der Veröffentlichung wichtiger Konjunkturdaten wie etwa der Industrieproduktion am Freitag im Plus.

Regeln statt Rettungsprogramm

Thema am Aktienmarkt sind heute abermals Italien und die italienischen Banken. Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat das südeuropäische Land aufgerufen, seine maroden Geldhäuser so schnell wie möglich zu sanieren. “Die Reform des Finanzsektors ist entscheidend, um Stabilität herzustellen und die Erholung zu unterstützen”, heißt es in einem Länderbericht für Italien.

In 2015 türmten die Banken dort notleidende Kredite im Wert von 360 Milliarden Euro auf. Angesichts des geringen Wirtschaftswachstums würde es schwer für die Banken, aus eigener Kraft das Problem ihrer notleidenden Kredite zu lösen, so der IWF. Erschwert wird die Situation zudem durch das Brexit-Votum. In dessen Folgen korrigierte der Währungsfonds seine Wachstumsprognose für Italien auf unter 1 Prozent (bisher 1,1 Prozent) in diesem Jahr und rund 1 Prozent im kommenden Jahr (bisher 1,3 Prozent) hinunter.

Druck auf Italien kommt auch von den Bundestagsfraktionen von Union und SPD. Diese lehnen ein Rettungsprogramm für die kriselnden ab und pochen darauf, erst Aktionäre und private Gläubiger heranzuziehen. Ähnlich hatte sich zuvor Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem geäußert. An diesem Dienstag wollen in Brüssel die EU-Finanzminister die Lage diskutieren.

Ergebnis über Markterwartungen

Von Unternehmensseite ist heute Daimler besonders gefragt. Der Autobauer wartete am Montagabend überraschend mit seinem Quartalszahlen auf. Das um Sonderfaktoren bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) sei auf 3,97 Milliarden Euro von 3,76 Milliarden Euro im Vorjahreszeitraum geklettert, so Daimler.

Analysten lobten die Zahlen. Das operative Ergebnis sei deutlich besser gewesen als am Markt erwartet, schrieb Analyst Jose Asumendi von der Investmentbank JPMorgan. Er sieht das Vertrauen der Anleger in die Jahresziele nun deutlich gestärkt. Ein wichtiger Punkt, nachdem Daimler Mitte Mai seine Prognose für die Lastwagensparte kappen musste, sagte ein Börsianer. Es habe durchaus die Sorge bestanden, dass Daimler möglicherweise auch bei den Konzernzielen zurückrudern muss.

OnVista/dpa-AFX/Reuters
Foto: Deutsche Börse

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