Dax startet entspannt in die Woche der Frankreich-Wahl

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Sell in May? Bislang noch nicht. Der Dax bleibt in Rekord-Reichweite. Die Wahl in Frankreich am Wochenende wirft jedoch ihren Schatten voraus.

Nach dem Erreichen neuer Rekordstände blicken Anleger mit gemischten Gefühlen auf die neue Börsenwoche. Angesichts des Monatswechsels stellen sie sich die Frage nach der alten Börsenweisheit “Sell in may and go away”. Skeptisch blicken Börsianer vor allem auf den zweiten Wahlgang in Frankreich am Wochenende. Am kommenden Sonntag findet dort die Stichwahl um das Amt des französischen Präsidenten statt.

Der Ausgang der ersten Wahlrunde zugunsten von Emmanuel Macron hatte die Aktienmärkte in der Vorwoche beflügelt, da Macron als europa- und wirtschaftsfreundlich gilt. Am deutschen Aktienmarkt hatte der Dax daraufhin bei 12.486 Punkten einen Rekord aufgestellt. Zum Start in die neue Handelswoche hält er sich weiter in Schlagdistanz zu neuen Höchstständen. Am Dienstagmorgen kletterte er um 0,3 Prozent auf bis zu 12.485 Zähler, musste im weiteren Handelsverlauf seine Gewinne aber größtenteils wieder abgeben.

Sollte entgegen der Erwartungen die Rechtspopulistin Marine Le Pen die Wahl gewinnen, drohen deutliche Ausschläge den Börsen. Analystin Claudia Windt von der Landesbank Helaba verweist denn auch auf eine gewisse Sorglosigkeit der Anleger, die sie an den Marktschwankungen festmacht. Der Vix-Index, der unter Investoren als “Angstbarometer” gilt, liege derzeit auf dem niedrigsten Niveau seit ungefähr drei Jahren.

Die Experten von Merck Finck sind hingegen optimistisch, dass der Mai seinem Ruf als gefährlicher Börsenmonat diesmal nicht gerecht wird. “Treten im Mai keine politischen Horrorszenarien wie ein Wahlsieg Le Pens in Frankreich ein, scheint ‘Sell in May and go away’ dieses Mal eher nicht angebracht”, sagt der Chefstratege der Privatbank, Robert Greil.

Trumps Bilanz der ersten 100 Tage

Neben den Frankreich-Risiken ziehen die Märkte nun auch eine erste Bilanz der ersten 100 Tage von US-Präsident Donald Trump. “Gemessen an der Entwicklung des S&P 500 hat Trump den erfolgreichsten Start eines republikanischen US-Präsidenten der Nachkriegszeit hingelegt”, betont Jördis Hengelbrock, Portfoliomanagerin bei Sal. Oppenheim. Investoren spekulierten dabei auf niedrige Steuern, hohe Investitionen und Deregulierung. Geliefert hat Trump aber nicht allzu viel.

“Auf der Habenseite von Trump steht eindeutig ein Stimmungsaufschwung im Land der unbegrenzten Möglichkeiten”, sagt aber NordLB-Analyst Bernd Krampen. “Die Finanzmärkte werden in der Berichtswoche die Einkaufsmanagerindizes ebenso wie die Arbeitsmarktdaten daraufhin untersuchen, ob das auch für die Konjunktur gilt”, blickt Helaba-Expertin Windt voraus. Beim großen Arbeitsmarktbericht aus den USA für April rechnet die Deka-Bank zu Wochenschluss mit einem positiven Bild. Konkret prognostiziert sie einen Beschäftigungszuwachs von über 200.000 Stellen.

Auch das Thema Notenbanken wird die Märkte vorerst weiter beschäftigen. Die US-Notenbank entscheidet am Mittwoch das nächste Mal über ihren Leitzins. Das Bankhaus Metzler rechnet damit, dass die Währungshüter zwar noch keinen weiteren Zinsschritt nach oben beschließen. Chefvolkswirt Edgar Walk hält es aber für wahrscheinlich, dass sie die Akteure am Finanzmarkt auf einen solchen Schritt im Juni vorbereiten werden.

Industriedaten enttäuschen

Ein Dämpfer für den Aktienmarkt kam am Morgen aus China. Dort hat sich im April die Stimmung in der Industrie wieder verschlechtert, so dass Experten den Beginn eines Abwärtstrends befürchten. So fiel der Einkaufsmanagerindex (PMI) des Wirtschaftsmagazins “Caixin” um 0,9 auf 50,3 Punkte, während Produktion und neue Geschäfte auf den niedrigsten Stand seit September zurückgingen. “Der Abwärtsdruck in der Produktion tritt schrittweise zu Tage, indem alle Indikatoren schwächer werden”, sagte der “Caixin”-Ökonom Zhong Zhengsheng am Dienstag.

Die am Montag in den USA veröffentlichten Industriedaten zeigten ebenfalls eine stärker als erwartete Eintrübung, auch wenn weiterhin klar Wachstum erwartet wird. In der Eurozone sollten die am Vormittag erwarteten endgültigen Stimmungsdaten aus der Industrie hingegen die vorläufigen bestätigen oder noch etwas besser ausfallen.

Bilanzsaison geht weiter

Auf Unternehmensseite beschäftigt die auf Hochtouren laufende Berichtssaison weiterhin die Anleger. Am Dienstag dürften die Märkte einen großen Augenmerk auf den aktuellen Zwischenbericht von Apple legen. In Deutschland füllt sich die Agenda am Mittwoch mit dem Medizinkonzern Fresenius und einigen Nebenwerten aus dem Index der mittelgroßen Unternehmen MDax wie dem Modekonzern Hugo Boss und dem Gabelstapler-Hersteller Jungheinrich .

Der Donnerstag stellt mit Zahlen von Siemens, Adidas, Infineon und BMW einen weiteren Höhepunkt dar. Bei Siemens rechnet Kepler-Analyst William Mackie mit einem anhaltend starken Abschneiden. Auch Adidas dürfte laut Fred Speirs von der UBS ein sehr gutes erstes Quartal gehabt haben. Bei BMW und Infineon hatte es vorab schon Andeutungen gegeben.

onvista/dpa-AFX/Reuters
Foto: Deutsche Börse

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