Dax trotzt der Griechenland-Debatte nur kurz

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Die politische Lage in Griechenland und Spanien sorgt für Diskussionen. Der Dax zeigte sich zunächst unbeeindruckt, gab dann aber nach.

Seit Wochen lässt der Dax eine klare Richtung vermissen und verharrt in einer saisontypischen Seitwärtsbewegung. In dieser Woche stehen zudem kaum bedeutende Konjunkturdaten auf der Agenda, die den Index antreiben könnten. Zum Auftakt in die verkürzte Handelswoche legte der Dax zunächst deutlich zu und kletterte in Richtung 12.000 Punkte, konnte seine Gewinne aber nicht halten.

Auch neue Diskussionen rund um Griechenland konnte die Stimmung am deutschen Aktienmarkt nicht beeinträchtigen. Der Chef des Europäischen Rettungsfonds ESM, Klaus Regling, hat zuvor vor einer Staatspleite des südeuropäischen Landes gewarnt. “Die Zeit wird knapp”, sagte Regling. Ohne Einigung mit den Geldgebern bekomme Griechenland kein neues Geld geliehen. “Das birgt große Risiken”, sagte Regling.

Unruhe in Südeuropa

“Es bleibt völlig offen, ob Griechenland die nächsten Tilgungen für fällige Kredite leisten kann”, gab Analyst Dirk Gojny von der National-Bank in Essen zu bedenken. “Obwohl über die Voraussetzungen für die Freigabe der Mittel aus dem letzten Hilfspaket heute weiter verhandelt wird, scheint eine baldige Annäherung zwischen den handelnden Parteien nicht absehbar.”

In Spanien sorgte indes der Ausgang der Regional- und Kommunalwahlen für Aufsehen. Die neue Linkspartei Podemos (“Wir können”) hatte unter anderem überraschende Erfolge in den Millionenstädten Madrid und Barcelona. Dagegen musste die regierende konservative Volkspartei von Ministerpräsident Mariano Rajoy merkliche Verluste einstecken. Unter den wenigen geöffneten Börsen litten am Montag besonders die Südeuropäer unter deutlichen Verlusten.

Zinswende in USA

Wichtig könnten für Börsianer zudem die Konjunkturdaten aus den USA zu Wochenbeginn werden, denn “sollten sie weiterhin signalisieren, dass der US-Aufschwung alles in allem intakt ist, dürfte die erste Leitzinserhöhung im laufenden Jahr erfolgen”, so Gojny. Analystin Claudia Windt von der Helaba glaubt hingegen, dass die zweite Schätzung für das US-Wirtschaftwachstum deutlich schwächer als die erste Berechnung ausfallen.

“Ob das zu einem Kursfeuerwerk an den Börsen beiträgt, darf jedoch bezweifelt werden”, gibt Windt zu bedenken. Denn im laufenden zweiten Quartal sollte die Erholung stark genug ausfallen, um die Fed spätestens im September zur ersten Leitzins-Anhebung seit 2006 zu bewegen. Dies jedenfalls hatte auch die US-Notenbankchefin Janet Yellen am Freitag in ihrer Rede erneut betont. Yellen hatte in ihrem wirtschaftlichen Ausblick für die Vereinigten Staaten erneut bekräftigt, dass ein erster Zinsschritt in diesem Jahr “wohl angemessen” sei.

Eurokurs rutscht unter 1,09 Dollar

Die Rede von Yellen hatte am Freitag prompt den Dollar angeschoben und dem Euro erneut Wertverluste eingebrockt. Der Kurs der europäischen Gemeinschaftswährung ist am Dienstag zudem in Folge der Regionalwahlen in Spanien und der Diskussion über Griechenland zusätzlich unter Druck geraten. Der Euro wurde im frühen Handel mit weniger als 1,09 US-Dollar gehandelt – Anfang der vergangenen Woche hatte der Kurs noch bei 1,14 Dollar gelegen.

Die Aktienmärkte blieben abhängig vom Devisenmarkt, so Daniel Saurenz von Feingold Research. Schwache amerikanische Wirtschaftsdaten könnten den US-Dollar belasten und den Euro beflügeln, was wiederum auf den Dax drücken würde. Eine starke Gemeinschaftswährung verteuert die Produkte der exportstarken Unternehmen aus dem deutschen Leitindex für Käufer außerhalb des Euroraums.

Dax mit klarem Plus zum Handelsauftakt

Der Bernecker Börsenbrief “AB-Daily” verweist indes darauf, dass dem Dax weniger als 600 Punkte zum Rekordhoch bei 12.390 Punkten vom 10. April fehlen. Aus charttechnischnischer Sicht könnte er diese Marke zwar schon bald knacken. “Es fehlt jedoch die richtige Schubkraft”, heißt es mit Blick auf die geringen Börsenumsätze. Zum Start in den Dienstag legte der Dax in der Spitze rund 0,7 Prozent und stiegt über 11.900 Punkte zu, musste seine Gewinne wenig später aber wieder abgeben.

Unter den Einzelwerten könnten im deutschen Leitindex heute die Papiere von Henkel Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Der Konsumgüterhersteller ist Kreisen zufolge Favorit im Rennen um den Haarpflegespezialisten Wella. Die Sparte des US-Branchenkollegen Procter & Gamble werde mit 5,5 bis 7,0 Milliarden Dollar bewertet, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Freitag unter Berufung auf mit dem Verkaufsprozess vertraute Personen. Henkel sei in einer guten Position, sich gegen Finanzinvestoren wie CVC und Bain duchzusetzen.

OnVista/dpa-AFX/Reuters
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