Der Dax ist kein Politiker

Der onvista-Börsenfuchs · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Hallo, Leute! Es gibt ganz neue Prognosen, dass der Goldpreis wieder steigt. Logo, die Vorhersage kommt von den Marketing-Fuzzies der Produzenten. Auch beim Öl kriechen die Bullen langsam aus den Bohrlöchern (Entschuldigung, über das Bild muss ich selbst lachen!). Aber keiner kann die Preis-Achterbahn von WTI und Brent überzeugend begründen. Wann steigen oder fallen die Kurse - nur darauf kommt es an, wenn der Anleger über seiner Taktik brütet. Es nutzt nix, sich dauernd mit dem Warum der Tendenzen auseinander zu setzen. Warum das? Nun ja, die oberflächlichen Begründungen werden kostenlos ins Haus geliefert - man braucht bloß Tag für Tag die Börsenberichte zu verfolgen. Finanzjournalisten befragen Analysten und Händler nach dem Warum, die man dann zitiert. Das Dumme ist nur: Die „Experten“ wissen in aller Regel selbst nicht, was auf dem von Algorithmen und Hochfrequenzhandel gelenkten Markt wirklich abgeht und woher die Aufträge kommen (das geben sie verständlicherweise nicht zu). Ihr kennt meine Kritik an diesem Gelaber. Denn Ihr könnt Euch nicht danach richten, meine Freunde.

Nehmen wir doch diese so geschichtsträchtige, gefährliche Woche. Voll verkrampft übertragen Pseudo-Insider die politischen Nachrichten auf Anlegerverhalten und Kursentwicklung. Ukraine-Krieg, Ost-West-Konflikt, Griechenland-Drama - nix ist klar oder schon entspannt. Aber man tut so, als könne jede Zuckung von Dax & Co. mit aktuellen News begründet werden. Nee, nee, das wahrscheinlich Sicherste ist die Behauptung, dass unser Aktienmarkt seine erstaunliche Kondition weiter von den Draghi-Spritzen kriegt, von anhaltender Mega-Liquidität (die nicht weiß, wohin sie sonst soll) und von der Hoffnung, dass die Weltwirtschaft angeführt von den Amis 2015 wieder ins Laufen kommt.

Ich mach’s kurz: Wer in Aktien investiert ist, kann sich cool zurücklehnen. Er hat die richtige Strategie gewählt, hat sich nach unten abgesichert (hoffentlich!) und wird genüsslich beobachten, dass der Dax weiter nach oben will. Dem täte aber mal eine richtige Verschnaufpause gut, deshalb würde ich jetzt mein Pulver trocken halten. Ich finde es schon erstaunlich, dass die aktuellen Schlagzeilen keine tieferen Spuren in den Kursen hinterlassen - der Dax gab sich zuletzt ziemlich unpolitisch. Aber nochmal die Warnung: Das kann sich ruckzuck ändern!  Ich befürchte nur, dass wir auch nach dem heutigen Mittwoch noch nicht wissen, wie es an den geo- und wirtschaftspolitischen Fronten weitergehen wird. Guckt also lieber zu, neue Anlagealternativen gibt’s sowieso nicht. Mir wär’s am liebsten, die Ost-West-Diplomatie wäre bald erfolgreich und Europa würde sich mit den Hellenen schnell zusammenraufen (ob „Grexit“ oder nicht). In jedem Fall müssen wir damit rechnen, dass der Dax noch was auf die Birne kriegt und sich erst einmal abseilen muss - bevor er dann gestärkt seinen Anstieg wieder fortsetzen kann.

boersenfuchs@onvista.de

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