Die besten Dividendenfonds: Die Königinnen unter den Unternehmen

DAS INVESTMENT · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Angesichts historisch niedriger Zinsen ist die Dividendenrendite derzeit wichtiger denn je. Worauf Anleger bei Dividendenfonds achten müssen, und welche Produkte sich in der Vergangenheit am besten geschlagen haben.

Das Zuschauerurteil war eindeutig. „Riesenflop, da hilft auch kein Cannabis“, lautete noch einer der freundlicheren Kommentare zur „Millionärswahl“. Die Sendung, von ProSiebenSat.1 Media als Quotentreiber geplant, entpuppte sich als der wohl größte Fehlgriff des Jahres.

Als die Moderatoren Jeannine Michaelsen und Elton den Hanf-Lobbyisten Georg Wurth zum Sieger kürten, sah kaum noch jemand zu: Nach zuvor desaströsen Einschaltquoten hatte ProSiebenSat.1 die ursprünglich für die beste Sendezeit vorgesehene Show ins Internet verbannt.

Keinen Fehlgriff hingegen machten Anleger, die Ende 2012 die Aktie des Senders gekauft hatten. Denn sie bekamen im Juli vergangenen Jahres 5,65 Euro je Anteilsschein ausgeschüttet. Gemessen am Aktienkurs Ende 2012 von 22,00 Euro entspricht das einer Dividendenrendite von knapp 32 Prozent – mit reinvestierten Dividenden.

Laut einer Analyse der Stuttgarter Vermögensverwaltung Smart-Invest war das die höchste Dividendenrendite, die Anleger 2013 mit einer deutschen oder einer europäischen Aktie erzielen konnten.

10 Prozent Wachstum

Natürlich, dieser auf einer Extra-Ausschüttung nach dem milliardenschweren Verkauf des Skandinavien-Geschäfts basierende Wert lässt sich nicht in die Zukunft fortschreiben. Für die kommenden zwei Jahre erwarten Analysten bei ProSieben-Sat.1 nur noch eine Ausschüttung von 1,45 beziehungsweise 1,59 Euro pro Aktie. Vom aktuellen Kursniveau aus gerechnet entspricht das aber immer noch Dividendenrenditen von 4,2 und 4,5 Prozent. Damit befindet sich der Münchner Sender in guter Gesellschaft.

So locken der DZ Bank zufolge in diesem Jahr mehr als 30 deutsche und europäische Unternehmen mit einer Dividendenrendite von mindestens 4 Prozent. Insgesamt 33,6 Milliarden Euro wollen allein deutsche Unternehmen 2014 ausschütten – fast so viel wie im Rekordjahr 2008. Laut einer Studie der DZ Bank sollen damit 37 Prozent der Gewinne an die Aktionäre fließen.

„Der Einbruch durch die Finanz- und Wirtschaftskrise ist inzwischen so gut wie vollständig kompensiert“, sagen die Studienautoren Michael Bissinger und Christian Kahler. Schließlich sei die Rezession in Europa fast vorbei, die Weltwirtschaft wachse – da müssten die Dividenden in den kommenden Jahren deutlich steigen. „Nach zwei mageren Jahren gehen wir für die Jahre 2014 und 2015 wieder von einem Dividendenwachstum von rund 10 Prozent aus.“

Die Rendite ist nicht alles

Das wäre eine gute Nachricht für Anleger. Denn auch wenn die Dividendenrendite für den Dax unterm Strich mit 2,9 Prozent für das Jahr 2013 eher durchschnittlich ausfällt – im Vergleich zum Rentenmarkt, wo zehnjährige Bundesanleihen mit gerade einmal 1,7 Prozent verzinst sind, erscheinen sie trotzdem attraktiv. Noch besser stehen Aktien aus dem Euro Stoxx 50 da: Hier können Investoren mit einer durchschnittlichen Dividendenrendite von 3,7 Prozent rechnen.

Doch die an Aktionäre gezahlten Dividenden sorgen nicht nur für eine vergleichsweise attraktive Verzinsung des eingesetzten Kapitals. Bei stagnierenden oder leicht fallenden Kursen federn Ausschüttungen auch die Verluste ab. Zudem leisten sie langfristig einen hohen Beitrag zum Gesamtertrag einer Aktie – Experten schätzen ihn auf ein Drittel bis ein Viertel der gesamten Aktienrendite.

Gleichzeitig entwickeln sich die Kurse dividendenstarker Papiere besser: In Deutschland etwa hat der Div-Dax, der die 15 Dax-Unternehmen mit den höchsten Dividendenrenditen enthält, den Dax-30 in den vergangenen zehn Jahren um rund 20 Prozentpunkte übertroffen. Auch der Dax-Index, der die Ausschüttungen berücksichtigt, liegt deutlich über dem Preisindex.

Doch die Rendite ist nicht alles. Denn wer bei der Aktienauswahl ausschließlich auf das Verhältnis zwischen der Dividende und dem Aktienkurs achtet, trifft nicht immer die beste Wahl. Schließlich schütten einige Konzerne die Dividenden nicht aus dem erzielten Ertrag, sondern aus der Substanz aus. So zahlte beispielsweise die Deutsche Telekom jahrelang – auch in Verlustjahren – ein Vielfaches ihres Gewinns an die Aktionäre aus.

Andere Firmen wiederum verfolgen keine nachhaltige Dividendenpolitik – da kann es schon mal vorkommen, dass sie die Ausschüttungen an Aktionäre zugunsten teurer Investitionen aussetzen. Wer hingegen die Dividende bereits seit Jahren kontinuierlich zahlt und im Idealfall sogar regelmäßig anhebt, dürfte über ein stabiles Geschäftsmodell verfügen, das relativ sichere Zahlungsströme über die Jahre hinweg gewährleistet.

Solche Firmen bezeichnen die DZ-Bank-Forscher als Dividenden-Aristokraten. In ihrer Studie filtern sie aus den gängigen Indizes Unternehmen heraus, die seit mindestens zehn Jahren Dividenden gezahlt und diese seit mindestens sieben Jahren stabil gehalten oder angehoben haben.

Darüber hinaus zogen Bissinger und Kahler weitere Bilanz- und Bewertungskennzahlen hinzu. Um eine Kaufempfehlung von der DZ Bank zu bekommen, dürfen die Firmen nicht ihre gesamten Gewinne an die Aktionäre ausschütten und müssen eine vernünftige Eigenkapitalquote haben. Außerdem darf die Dividendenrendite für die Jahre 2013 und 2014 nicht unter 3 Prozent liegen. Insgesamt erfüllen zehn deutsche und 17 europäische Titel diese Kriterien.

Microsoft ist ein Schnäppchen

Doch die Dividenden-Aristokraten haben ihren Preis. Für einige Investment-Experten ist dieser mittlerweile zu hoch. „In den vergangenen zwei Jahren hatten wir verstärkt Dividendenaktien gekauft“, sagt Dirk Rathjen, Leiter Investment bei der Versicherungsgesellschaft Skandia. „Mittlerweile sind diese Papiere aber so teuer geworden, dass wir ihren Anteil wieder reduziert haben.“

Doch es gibt auch Ausnahmen. Welche qualitativ hochwertigen Dividendenpapiere derzeit günstig zu haben sind, untersuchte Smart-Invest. Als Maßstab für eine attraktive Bewertung diente dem Analystenteam um die Smart-Invest-Gründer Arne Sand und Max Schott dabei das Verhältnis des letzten Ergebnisses vor Zinsen und Steuern zum Unternehmenswert.

Dabei beschränkten sie ihre Schnäppchen-Suche auf Firmen mit einer Dividendenrendite von mindestens 2,1 Prozent – und bezogen ausschließlich jene ein, die nicht mehr ausschütten, als sie an Gewinn erwirtschaftet haben.

Außerdem müssen die Unternehmen liquide sein, ihr Wachstum und ihren Gewinn in den vergangenen Jahren gesteigert und ihre Dividende seit mindestens zehn Jahren nicht gesenkt haben. Am besten schnitten schließlich fünf Unternehmen ab: Casino Guichard Perrachon, Exxon Mobil, Microsoft, Takkt und Intel.

Europa ist günstig

Wer nicht selbst nach den aussichtsreichsten Dividendenzahlern suchen will, kann auch einen auf dieses Thema spezialisierten Aktienfonds kaufen. Im defensiven Portfolio von Skandia-Manager Rathjen machen Dividendenfonds ein Viertel der Aktienfonds-Quote aus. Sein Favorit ist dabei der M&G Global Dividend.

Auch Almut Sonnhalter, Beraterin bei der Walser Privatbank, schwört auf die Anlagestrategie des M&G-Fondsmanagers Stuart Rhodes, der „trotz schwieriger Rahmenbedingungen auch 2013 überzeugt hat“.

Rhodes trennte sich in den vergangenen Monaten von defensiven Standardwerten wie McDonald’s oder Asiens größter Bank DBS und kaufte stattdessen wachstumsstärkere Unternehmen wie die britische Fondsgesellschaft Aberdeen Asset Management oder den chinesischen Kasino-Betreiber Sands China hinzu.

Auch Nestlé, seit der Auflegung 2008 eine der Kernpositionen im M&G Global Dividend, gehört mittlerweile nicht mehr zum Portfolio: Die Aktie ist Rhodes zu teuer geworden. „Natürlich garantiert ein rein defensives Aktienportfolio stetige Ausschüttungen“, sagt Rhodes.

Doch während es sich in fallenden Märkten gut entwickele, hinke es in rasch steigenden Märkten hinterher. Um dieses Risiko gering zu halten, mischt Rhodes Wachstumstitel und Aktien zyklischer Unternehmen bei. Mit Erfolg: In den vergangenen drei Jahren legte der M&G Global Dividend um 36,5 Prozent zu.

Dass Dividendenfonds-Manager aber auch mit einer defensiveren Strategie gut fahren können, zeigt Nick Mustoe. Mit einem Plus von knapp 50 Prozent in drei Jahren überholte sein Fonds Invesco Global Equity Income sogar den Konkurrenten M&G Global Dividend. Um in Mustoes Portfolio zu kommen, müssen Unternehmen neben einer attraktiven Dividendenrendite auch nachhaltiges Ertragswachstum und Wertzuwachspotenzial bieten.

Derzeit setzt der Invesco-Manager hauptsächlich auf Qualitätsunternehmen aus dem Finanz- und dem Gesundheitswesen. Seine größten Positionen sind die Schweizer Pharma-Riesen Novartis und Roche. Auch sonst hat es ihm Europa angetan, derzeit sind dort – inklusive Großbritannien – mehr als 50 Prozent des Vermögens seines Fonds angelegt. „Hier findet man derzeit die meisten Firmen mit einer attraktiven Bewertung und steigenden Dividenden“, sagt er.

Auch M&G-Manager Rhodes mag Europa, das zusammen mit Großbritannien aktuell rund ein Drittel seines Portfolios stellt. Vor allem im zweiten Quartal 2012 habe der europäische Aktienmarkt viele günstige Kaufgelegenheiten geboten, sagt er. Derzeit seien die meisten Aktien in der Region zwar nicht mehr so günstig zu haben wie damals, aber es gebe immer noch interessante Kandidaten.

Etwas anders sehen das Stuart Reeve und Andrew Wheatley-Hubbard, die gemeinsam den BGF Global Equity Income von Blackrock verwalten. Die Aktien in Europa mögen derzeit zwar günstig sein, sagt Reeve. Doch bei den Erträgen hinkten europäische Unternehmen der Konkurrenz aus den USA, Asien und den Schwellenländern hinterher. „Am 31. Dezember 2013 bestand unser Portfolio zu rund 47 Prozent aus europäischen Firmen“, so Reeve. Doch nur 28 Prozent der Erträge stammten aus Europa.

„Wir meiden derzeit Banken, Telekommunikationsdienstleister und Energieversorger aus der Eurozone“, erklärt Wheatley-Hubbard. Roche hingegen zählen auch die beiden Blackrock-Manager zu ihren Favoriten. Als wichtigste Gründe nennt Wheatley-Hubbard das wettbewerbsfähige Geschäftsmodell – Roche ist einer der Weltmarktführer in der Krebsforschung – sowie die nachhaltigen Ausschüttungen, die seit mehr als 25 Jahren kontinuierlich erhöht werden.

Starke Unternehmensbilanzen

Auch Alice Gaskell und Andreas Zöllinger, die bei Blackrock den Europa- Dividendenfonds BGF European Equity Income managen, mögen Roche. Mit 3 Prozent des Fondsvermögens bilden Aktien des Pharma-Konzerns die viertgrößte Portfolio-Position. Noch lieber sind ihnen allerdings Aktien aus der Finanz- und Versicherungsbranche, die insgesamt 24 Prozent des Portfolios ausmachen.

„Verglichen mit den 6,5 Prozent von vor zwei Jahren ist das ganz schön viel“, sagt Gaskell. Damals habe sie an der Nachhaltigkeit der Ausschüttungen von Finanzunternehmen gezweifelt, so die Blackrock-Managerin. Nun hofft sie, dass die Finanzwerte vom allgemeinen Aufschwung in Europa profitieren werden.

Nick Davis hingegen setzt vor allem auf Konsumwerte und Industrieunternehmen. „Die gängigen Einkaufsmanager-Indizes haben sich erholt, und es gibt einigen Fortschritt hinsichtlich einer europäischen Bankenunion“, sagt der Threadneedle-Manager. Die Unternehmensbilanzen seien im historischen Vergleich stark. Die Differenz zwischen den Gewinnspannen in den USA und in Europa sollte sich allmählich verringern.

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