Die Trump-Wette

Der onvista-Börsenfuchs · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Hallo allerseits! Von Euphorie bis Frustration - den Einfluss von Donald J. Trump auf die Stimmung der Anleger (und damit auch auf die Kursentwicklung) kennt Ihr längst, den brauche ich nicht weiter zu kommentieren. Nur zum Vergleich: Wie sympathisch provinziell und nicht börsenrelevant läuft es doch bei uns ab, wo erst der Hype Schulz vs. Merkel voll die Gemüter, insbesondere die Medien, bewegt. Daraus ist inzwischen ja eine Anti-Schulz-Hype geworden.

Derweil denkt man in Ami-Land laut darüber nach, wie man den neuen President wieder loswerden kann (Ich hab mich mit dem Thema Impeachment schon kurz nach seiner Wahl beschäftigt). Googelt mal „Impeachment“ (= Amtsenthebungsverfahren) - als erstes erscheint ein Trump-Foto. Ist es nicht irre, wie der mächtigste Mann der Welt öffentlich in die Pfanne gehauen wird? Der glänzend geschriebene Leitartikel in der neuen Ausgabe vom „Der Spiegel“ ist voller schauderhafter Formulierungen (und wir reden ja nicht von einem gescheiterten zypriotischen Kultusminister): „Trump ist ein hundertfach überführter Lügner, Rassist, Betrüger [ … ] Die USA haben eine Witzfigur zu ihrem Präsidenten und sich selbst von dieser Witzfigur abhängig gemacht.“

Auch alte Füchse gehören zu seinen bekennenden Gegnern. Ohne hier und heute auf seine Politik einzugehen - kann oder sollte man als Anleger jetzt irgendwie darauf reagieren?

In diesen Tagen beschreiben nämlich Finanzjournalisten und Analysten die „heißeste Wette des Jahres“ und fragen sich, ob der „Trump-Trade“ rückabgewickelt werden muss, denn, wie in einem Kommentar zu lesen: „Sollte dies passieren, haben die Aktienmärkte verdammt viel Korrekturpotenzial. Mancher sprach in den vergangenen Tagen schon von einem ‘Trump-Beben‘ an den Börsen, doch der bisherige kleine Rücksetzer bei US-Aktien und beim Dax nicht mehr als ein laues Lüftchen. Man muss sich einmal vor Augen führen, wo die Kurse herkommen. Sollte Trump fallen, würde dies massive Unsicherheit am Markt nach sich ziehen, und eine Korrektur von 10 oder 15 Prozent wäre nur ein stärkerer Wind. Ein Sturm träfe die Märkte, wenn der Dax zügig auf 10.000 Punkte fiele oder gar darunter.“ Jo, ich gebe den Autoren Recht, allerdings mit der Einschränkung, dass die Stärke des Sturms in diesem Fall unberechenbar ist.

Schon werden Empfehlungen herumgereicht: Wer wirklich auf ein Platzen der Trump-Wette spekulieren möchte, der möge zu Put-Optionsscheinen mit Basis 10.000 Punkte im Dax oder etwa 2.000 Punkte beim S&P 500 greifen, die bis zum September 2017 laufen. Sie gelten als so was wie eine vorübergehende Versicherung gegen Turbulenzen und kosten dank der noch immer niedrigen Volatilität am Markt relativ wenig.

Also: Wer will, soll ruhig gegen Trump wetten. Ich warne aber davor, große Beträge dafür auf den Tisch zu legen! Denn bei allen Unfähigkeiten von Donald glaube ich seit ein paar Tagen nicht mehr, dass eine Anti-Trump-Wette aufgehen wird. Ich weiß natürlich nicht, wie Ihr das seht, meine Freunde. Aber sein Auftreten auf der ersten Auslandsreise zeigt in meinen Augen, dass der Mann doch lernfähig ist und beginnt auf seine Berater zu hören. Jedenfalls bisher (kann sich ja wieder ändern). Nee, lasst den Trumpeter vorläufig bei Euren Anlageüberlegungen außen vor und haltet Euch in puncto Wall Street eher zurück. Setzt lieber auf europäische Aktien mit Schwerpunkt Dax & Co!

Neueste exklusive Artikel