Die Zinsen sinken weiter!

Stefan Riße · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Wie, haben sie da etwas verpasst? Nein, keine Sorge. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat auf ihrer letzten Sitzung keine Zinsbeschlüsse gefasst, und auch die anderen wichtigen Notenbanken nicht. Und am langen Ende sind die Zinsen zuletzt ja sogar gestiegen. Aber in Wirklichkeit fallen sie weiter. Zwar nicht nominal, aber real. Denn zuletzt ist die Inflation wieder angesprungen. In Deutschland stieg sie auf 1,7 Prozent. Anleger schauen zwar zunächst immer auf den nominalen Zins, was aber für sie übrig bleibt, das ist die reale Verzinsung, also der Nominalzins minus Inflation. Selbst wenn man jährlich zehn Prozent Zinsen kassiert, nützt das wenig, wenn die Inflation bei 11 Prozent liegt. Es ist schlechter, als wenn der Zins bei Null ist, die Inflation aber
auch bei Null.

Deutschlands Sparer kommen immer stärker in die Bredouille

Hierzulande machen sich die Sparer und die Politiker, die sich zu ihren Interessenvertretern aufschwingen, zunehmend Sorge ums Ersparte. Zu Recht! Vermögensaufbau zur Altersvorsorge oder wofür auch immer ist in herkömmlicher Weise nicht mehr zu machen. Die Minizinsen oder oft Null-Zinsen haben klassische Produkte, wie Sparbriefe oder Lebensversicherungen vollkommen unattraktiv gemacht. Mit der nun wieder anziehenden Inflation, wird die Situation immer prekärer. Immer lauter wird daher die Kritik an der EZB. Doch ihr Chef reagiert darauf lachskalt. Er mache Politik für die gesamte Eurozone. Und hier sieht er eben keinen Bedarf, denn in vielen Ländern ist die Inflation noch deutlich geringer. Im Gegenteil! Es ist genau das, was Draghi will. Eine höhere Inflation in Deutschland und somit eine Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit der anderen Länder insbesondere der Peripherie. In den Boom-Jahren war diese wegen dort höherer Inflationsraten verloren gegangen.

Unrecht und doch Recht gehabt

2009 veröffentlichte ich ein Buch mit dem Titel „Die Inflation kommt“. Es stieg in der Bestsellerliste bis auf Platz 1. Meine dort getroffene Prognose ist jedoch bisher nicht eingetroffen, auch wenn wir jetzt wieder bei 1,7 Prozent Inflation sind. Denn ich ging davon aus, dass sie in Richtung fünf bis sieben Prozent steigt. Ich denke auch, dass das noch passieren wird, Es kann aber noch länger dauern, bis es passiert. Trotzdem habe ich in gewisser Hinsicht Recht bekommen, denn statt anziehender Inflation haben wir extrem sinkende Zinsen gesehen. Das Ergebnis ist ein negativer Realzins, so dass Sachwerte die einzige Alternative sind. Insofern war die Empfehlung richtig, auf werthaltige Aktien und Gold zu setzen. Zwar hat das Edelmetall eine längere Durststrecke hinter sich, es steht aber allemal höher als 2009 und sollte weiter mit einem gewissen Depotanteil gehalten werden.

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