Es gibt keine Börsengurus

Stefan Riße · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Die Börse ist ein schwieriges Feld. Nichts ist sicher und verlässlich. Hat man gerade Muster erkannt, ändern diese sich wieder. Zurücklehnen gibt es nicht. Verluste gehören zur Tagesordnung. Da ist es nur verständlich, dass vermeintliche Gurus auf große Nachfrage stoßen. Wie schön wäre es, einen Vorturner zu haben, der es raus hat. So gibt es, und vor allem gab es unzählige Gurus in der Börsengeschichte. Sie sind so alt wie die Börse selbst. Unterscheiden muss man allerdings von den Gurus, die sich durch geschicktes Marketing zu diesen machen, und solchen, die es eher zufällig werden und gar nicht sein wollen.

Geld vernichten mit Tipps

Über die Gurus, die sich selbst zu solchen machen, muss man nicht lange schreiben. Ihr Wert ist fast immer gleich Null für den Anleger. Sie haben es gar nicht darauf abgesehen, am Markt Geld zu verdienen. Meistens haben sie es selbst erfolglos versucht, jedoch erkannt, dass da ein großer Bedarf an Tipps da ist. Das Versprechen und der Traum vom schnellen Geld lassen sich bestens verkaufen. Der einzige, der in diesem Speil Geld verdient, ist der Guru selbst, der seine Analysen oder Seminare für teures Geld verkauft. Das Ganze hat häufig etwas religiöses. Der Guru, der seine Jünger um sich scharrt.

Gurus wider Willen

Interessanter sind die Gurus wider Willen. Zumeist sind es Geldmanager, die eine eindrucksvolle Performance mit echtem Geld hingelegt haben. Das Publikum wird so auf sie aufmerksam. Warren Buffett ist sicher der berühmteste. Wenn seine Investmentholding Berkshire Hathaway seine  Hauptversammlung im beschaulichen Omaha abhält, pilgern tausende aus der ganzen Welt dort hin. Und von Buffett lässt und ließ sich in der Tat viel lernen. Jedoch nichts über die Börse. Buffett interessiert die Börsentendenz nicht. Er investiert in Unternehmen. Für ihn ist die Börse ein Marktplatz, wo er Unternehemnsbeteiligungen manchmal zu einem Preis unter seinem inneren Wert kaufen kann. In diesen Momenten schlägt er zu. Er hat sich daher auch noch nie so richtig geirrt. Langfristig bekommt er fasst immer recht.

Schwere Zeiten für Soros und Gross

Anders sieht es mit Gurus wie George Soros oder Bill Gross aus. Sie haben in der Vergangenheit eine beeindruckende Performance hingelegt. George Soros hat zudem in seinem Buch „Die Alchemie der Finanzen“ den Kapitalmarkt intellektuell in einzigartiger Weise aufgearbeitet. Ich kann sagen, dass ich ihn bewundere und freue mich, dass ich ihn einst in Berlin interviewen durfte. Er hat mit seinem Hedgefund Quantum eine beeindruckende Bilanz in früheren Jahren hingelegt. Doch seine Zeit scheint vorbei. Seine Katastrophenprognosen in Bezug auf China und die weltweiten Aktienmärkte gehen alle nicht auf. Seine Versuche, in der Öffentlichkeit für entsprechende Verunsicherung zu sorgen, funktionieren ebenfalls nicht. Ein ähnliches Schicksal hat den Zinsguru Bill Gross ereilt. Jahrelang hat er für den von ihm gegründeten und später von der Allianz übernommenen Vermögensverwalter Pimco im Bereich Anleihen den Markt und die Konkurrenz outperformt. Doch seit ein paar Jahren ist damit Schluss. Pimco verließ er im Streit. Seine Zinsprognosen gehen meistens daneben.

Die Schlussfolgerung ist sehr einfach. Es gibt den unfehlbaren Guru nicht, auf den man sich verlassen kann. Börse ist und bleibt immer unsicher. Wer sich auf sie einlässt, sollte sich damit abfinden.

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