Finanzmärkte setzen auf Euro-Schwäche im Sog der EZB

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Frankfurt (Reuters) – Vor der Bekanntgabe von Details zum billionenschweren Anleihekaufprogramm der EZB ist der Euro am Donnerstag abgetaucht.

Die Gemeinschaftswährung fiel um etwa einen halben US-Cent auf 1,1025 Dollar und notierte damit so niedrig wie zuletzt am 5. September 2003. “Die Anleger vertrauen darauf, dass die EZB mit ihrem Kaufprogramm zumindest bei der Schwächung der Währung Erfolg haben wird”, sagte Analyst Marshall Gittler von IronFX Global. Darauf setzten auch die Anlegern an den Aktienmärkten, denn durch den Kursverfall des Euro verbessern sich die Wettbewerbschancen der europäischen Exportindustrie auf den Weltmärkten. Dax und EuroStoxx50 stiegen am Vormittag um je 0,5 Prozent auf 11.446 und 3599 Punkte.

Nach dem Beschluss zum Ankauf von Staatsanleihen (QE) im Januar warten Anleger gespannt auf die Details der Maßnahmen, mit denen die EZB die Kreditvergabe und damit die Konjunktur in der Euro-Zone anschieben will. Da der Leitzins schon bei einem Rekordtief von 0,05 Prozent liegt, hat die EZB hier keinen Spielraum mehr. Daher richten sich alle Blicke auf die Pressekonferenz von EZB-Chef Mario Draghi ab 14.30 Uhr. Offen sind noch der genau Zeitpunkt für den Beginn der Käufe sowie die Laufzeiten. Monatlich will die EZB Anleihen für 60 Milliarden Euro kaufen – insgesamt sollen bis September 2016 1,14 Billion Euro in den Markt gepumpt werden.

Dagegen dürfte die US-Notenbank Fed bald erstmals seit Ausbruch der Finanzkrise vor rund acht Jahren an der Zinsschraube drehen. Ein weitere Dollar-Anstieg gilt daher als ausgemachte Sache. Viele Analysten rechnen mit einem baldigen Test der Ein-Dollar-Marke, unter der der Euro zuletzt im Winter 2002 notiert hatte. Denn US-Staatsanleihen werfen deutlich mehr Rendite als die deutschen Bundesanleihen oder ihre spanischen und italienischen Pendants ab. So liegt die Verzinsung der zehnjährigen Bunds derzeit bei 0,38 Prozent, während die US-Bonds 2,12 Prozent abwerfen.

ADIDAS UND CONTI STELLEN DAX-ANLEGER ZUFRIEDEN

Seit der Ankündigung der Anleihekäufe im Januar ziehen Dax & Co an. Vor allem der deutsche Leitindex ist kaum zu bremsen: Er liegt aktuell rund 16 Prozent höher als zum Jahreswechsel – und nur knapp unter dem am Dienstag aufgestellten Rekordhoch von 11.465,23 Zählern. Der EuroStoxx50 hat 14 Prozent gewonnen. Vor allem die deutsche Exportindustrie dürfte von dem schwachen Euro profitieren. Denn für die US-Rivalen wird der hohe Dollar-Kurs immer mehr zu einem Problem.

Im Dax standen Continental am Donnerstag mit einem Plus von drei Prozent ganz oben. Der Autozulieferer hofft auf einen Umsatzboom. Adidas zogen um vier Prozent an. Der Sportartikelhersteller versprach für 2015 einen Gewinnanstieg.

Nach der Aktienplatzierung durch den Finanzinvestor CVC verloren die im MDax gelisteten Aktien von Evonik vier Prozent. Im SDax zogen Zalando um 4,5 Prozent an, nachdem der Online-Modehändler weitere Details zu seinem Geschäft veröffentlicht hatte.

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