German Pellets: Anleger flüchten aus Anleihen

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Anleihen des Wismarer Holzpellets-Hersteller brechen dramatisch ein. Das Unternehmen hat keine Erklärung. Der Kursrutsch weckt jedoch Erinnerung an den Fall Prokon.

Die Anleihekurse des Holzverarbeiters German Pellets befinden sich im freien Fall. Die Papiere notierten zum Wochenauftakt teilweise bei nur 22 Prozent. Vor gut einer Woche wurden die Anleihen noch bei rund 90 Prozent ihres Nennwerts gehandelt.

Eine der drei Anleihen mit einem Volumen von 80 Millionen ist am 31. März zur Rückzahlung fällig. Sie wurde am Montag bei nur noch rund 35 Prozent gehandelt, nachdem sie am Freitag noch bei gut 50 Prozent lag. Anleger trennen sich gegenwärtig offenbar massenhaft von ihren Anteilen und nehmen dafür sogar drastische Verluste in Kauf.

German Pellets habe nach einem Bericht der Berliner Tageszeitung taz erklärt, “keine nachvollziehbare Gründe für die aktuelle Entwicklung der Kurse” zu kennen. Wie die Ostsee-Zeitung jedoch meldet, sollen Zahlen der Wirtschaftsauskunftei Creditreform MV zeigen, dass German Pellets bei seinen Lieferanten in Zahlungsverzug sei. Die Kreditwürdigkeit sei deutlich herabgestuft worden.

Einer der größten Emittenten von Mittelstandsanleihen

Zwischen 2011 und 2014 hat das Unternehmen drei Anleihen ausgegeben, die mit jeweils 7,25 Prozent verzinst werden. Das Bruttovolumen aller ausstehenden Papiere beläuft sich nach Angaben der Süddeutschen Zeitung (SZ) auf 238 Millionen Euro. Damit gehört German Pellets zu den größten Emittenten von sogenannten Mittelstandsanleihen in Deutschland.

Das in Wismar ansässige Unternehmen ist zwar einer der weltweit führenden Hersteller von Holzpellets. Gemessen an der Unternehmensgröße ist das Emissionsvolumen allerdings ungewöhnlich hoch. Einige der Emissionen dienten nach Angaben der SZ offenbar vor allem dem Ziel, bereits begebene Anleihen zurückzukaufen.

Angesichts des Kursverfalls der Anleihen fürchten Beobachter einen zweiten Fall Prokon. Die Windenergie-Firma Prokon musste 2014 wegen Überschuldung und Zahlungsunfähigkeit Insolvenz anmelden. Das Unternehmen hatte sich mit hochverzinslichen Genussscheinen von rund 75.000 Anlegern finanziert und konnte die Papiere nicht mehr zurücknehmen. Unklar ist, wie viele Kleinanleger sich unter den Investoren von German Pellets befinden. Der Holzverarbeiter soll aber laut SZ in jüngster Zeit gezielt Kleinanleger angesprochen haben.

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Foto: Lisa S./shutterstock.com

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