Griechenland-Hoffnung hebt Stimmung der Dax-Anleger

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Die Hoffnung ist zurück. Einen Tag vor der entscheidenden Sitzung der Europgruppe scheint sich eine Lösung im griechischen Schuldenstreit abzuzeichnen. Davon profitiert auch der Dax.

Die Aussicht auf eine Einigung im Hellas-Drama hat den deutschen Aktienmarkt am Freitag gestützt. Nach einem trüben Vormittag schaffte es der deutsche Leitindex doch noch ins Plus. Zuletzt notierte der Dax rund 0,6 Prozent stärker bei 11.550 Punkten. Aus Wochensicht winkt ihm damit ein Anstieg von rund vier Prozent – vor allem dank des Kurssprungs am Montag, als Hoffnungen auf eine Lösung im Schuldenstreit ein Kursfeuerwerk gezündet hatten.

Mögliche Verlängerung der Hilfen

Die Kreditgeber haben Griechenland eine Verlängerung des laufenden Hilfsprogramms um fünf Monate vorgeschlagen und erwägen ein drittes Rettungspaket über drei Jahre. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters und das Handelsblatt unter Berufung auf Dokumente von EU-Kommission, Europäischer Zentralbank (EZB) und Internationalem Währungsfonds (IWF).

Demnach stellen die Kreditgeber der Athener Regierung bis einschließlich November insgesamt Finanzhilfen von 15,5 Milliarden Euro in Aussicht; diese Gelder stammen aus dem bisherigen Programm. Das Angebot stoße aber auf Widerstand im Kreise der Euro-Finanzminister, auch von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble, heißt es aus EU-Kreisen.

Die Ressortchefs kommen am Samstag erneut zusammen, um über die Griechenland-Rettung zu beraten. “Die Finanzmärkte erfreut der Verbleib Griechenlands in der Euro-Familie zunächst”, erklärte Börsenexperte Robert Halver von der Baader Bank. “Doch die Wiedervorlage der Griechenland-Krise ist schon fest terminiert”, befürchtet er. “Im November geht der Polit-Zirkus weiter.”

Merkel spricht von „großzügigem Angebot“

Einen Tag vor der wohl entscheidenden Sitzung der Eurogruppe zur Griechenland-Rettung hat Bundeskanzlerin Angela Merkel die Regierung in Athen aufgerufen, das “außergewöhnlich großzügige Angebot” der Geldgeber anzunehmen. Nach dem EU-Gipfel in Brüssel sagte Merkel am Freitag: “Damit ist der Boden bereitet, um diesen noch ausstehenden Schritt zu tun.” Pläne für einen weiteren Eurogipfel gebe es nicht.

Die notwendigen Arbeiten könnten nur auf der Ebene der drei Institutionen und der Finanzminister geleistet werden. “Die Gespräche sind im Fluss. Aber noch sind wir nicht da”, sagte Merkel weiter. Auf die Frage, ob es einen Plan B für den Fall des Scheiterns der Verhandlungen gebe, sagte sie knapp: “Nein.”

Tsipras warnt vor Erpressung

Griechenlands Ministerpräsident Alexis Tsipras hat indes in den Verhandlungen mit den Kreditgebern vor einem Ultimatum gewarnt. “Die Gründungsprinzipien der Europäischen Union waren Demokratie, Solidarität, Qualität und gegenseitiger Respekt”, sagte Tsipras nach dem EU-Gipfeltreffen. “Diese Prinzipien basierten nicht auf Erpressungen und Ultimaten.” EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker betonte kurz darauf, Griechenland sei kein Ultimatum gestellt worden.

Gleichwohl gilt das Treffen der Eurogruppe am Samstag als letzte Chance für Griechenland, eine Einigung zu erreichen. Die Verhandlungen laufen bereits seit Monaten. Ein europäisches Hilfsprogramm läuft am 30. Juni aus. Gibt es bis dahin keine Einigung über weitere Kreditzahlungen droht Griechenland die Staatspleite.

OnVista/dpa-AFX/Reuters
Foto: Bankenverband, Jochen Zick/Action Press / flickr.com, Lizenz: CC BY-ND 2.0

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