Griechenland-Krise zieht Dax weiter nach unten

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Nach dem Börsenbeben vom Montag bleibt der deutsche Aktienmarkt nervös. Einen neuerlichen Absturz erlebt der Dax zwar nicht, doch es geht weiter abwärts.

Ein Absturz mit Ankündigung, aber kein Crash. So lässt sich der gestrigen Börsentag zusammenfassen. Die vorerst gescheiterte Einigung im griechischen Schuldenstreit hatte den Dax gestern um 3,56 Prozent auf 11.083 Punkten abrutschen lassen. Das war zwar der größte Tagesverlust seit Jahren. Doch obwohl der Absturz steil war, ging es nicht ungebremst nach unten. Nach einem morgendlichen Minus von fast 5 Prozent hatte sich der Dax im Laufe des Tages langsam wieder nach oben gearbeitet.

Nach dem turbulenten Wochenauftakt bleibt die Lage am europäischen Aktienmarkt angespannt. Der Dax gibt zum Auftakt in den Dienstagshandel weiter nach. Die Verluste hielten sich zunächst aber in Grenzen. In den ersten Handelsminuten verlor der deutsche Leitindex nur minimal mit 0,2 Prozent. Im weiteren Handelsverlauf jedoch baute der Dax seine Verluste aus und notierte zuletzt mit gut 1 Prozent im Minus bei unter 11.000 Punkten.

US-Börsen tiefrot - Asien freundlicher

Gegenwind für den deutschen Aktienmarkt kommt von der Wall Street. Dort hatte die Griechenland-Krise ebenfalls ihre Spuren hinterlassen. Der Dow Jones Industrial hatte seine anfangs moderaten Verluste schrittweise ausgeweitet und stand zum Schluss 1,95 Prozent im Minus bei 17.596 Punkten. Das bedeutete den größten Tagesverlust seit Oktober 2014. Die Anleger flüchteten in als “sichere Häfen” geltende Anlagen, sagte Marktanalyst Craig Erlam vom Währungshändler Oanda. Davon profitierten auch amerikanische Staatsanleihen.

Die Börsen in Asien tendierten am Dienstag hingegen wieder freundlicher. Trotz des griechischen Schuldendramas gab es beim Nikkei-225-Index am Morgen ein kleines Plus, und auch der Hang-Seng-Index in Hongkong konnte zulegen. An den chinesischen Festland-Börsen war dagegen nach den jüngsten Einbrüchen keine klare Linie auszumachen. Sie pendelten massiv zwischen Gewinnen und Verlusten.

Keine Rückzahlung an IWF

Eigentlich müsste Athen spätestens in der Nacht auf Mittwoch 1,54 Milliarden Euro an den Internationalen Währungsfonds (IWF) zurückzahlen. Ministerpräsident Alexis Tsipras bestätigte bereits den Ausfall der Zahlung. Die erneute Bitte von Tsipras nach einer kurzfristigen Verlängerung des Hilfsprogramms “um ein paar Tage” war von den EU-Staats- und Regierungschefs abgelehnt worden.

Unmittelbare Konsequenzen seitens des IWF drohen Athen allerdings zunächst nicht. Für entscheidender hält ein Händler daher, ob die Europäische Zentralbank (EZB) auch nach dem Zahlungsausfall die griechischen Finanzinstitute mit den sogenannten Notfall-Liquiditätshilfen (ELA) stützt. An Geldautomaten dürfen Griechen seit Montag maximal 60 Euro pro Tag abheben. Banken und Börse bleiben bis Anfang kommender Woche geschlossen.

Tsipras verknüpft politische Zukunft mit Referendum

Vor dem griechischen Referendum über die umstrittenen Spar- und Reformauflagen der Geldgeber erhöht Regierungschef Tsipras den Einsatz. In einem TV-Interview am Montagabend verknüpfte er seine politische Zukunft mit dem Ergebnis der Volksbefragung. Die Regierung in Athen, die sich klar gegen die Forderungen der Gläubiger gestellt hat, werde zwar ein “Ja” der Wähler respektieren. “Wir werden aber nicht diejenigen sein, die sie ausführen”, erklärte Tsipras.

Die griechische Bevölkerung soll am Sonntag darüber entscheiden, ob sie die Forderungen der Geldgeber akzeptiert oder nicht. EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker hatte gestern gesagt, ein “Nein” würde signalisieren, dass Griechenland den Euro verlassen wolle, was unbedingt vermieden werden müsse.

Inflationsrate und EZB-Anleihekäufe

Neben Griechenland rücken andere Themen auch heute in den Hintergrund. Im Blick haben Investoren allerdings die Inflationszahlen aus der Euro-Zone. Sie erhoffen sich Rückschlüsse darüber, ob die milliardenschweren Anleihekäufe der EZB weiter Früchte tragen, oder ob der jüngste Anstieg der Teuerung nur ein Ausreißer war. Die EZB pumpt monatlich 60 Milliarden Euro in die Finanzmärkte, um damit die drohende Deflation, eine Spirale fallender Preise und rückläufiger Investitionen, zu verhindern.

Zudem legt die Bundesagentur für Arbeit heute die Zahl der Erwerbslosen für den Monat Juni vor. Nach Experteneinschätzung dürfte die Zahl zum Sommerbeginn noch einmal kräftig gesunken sein. Insgesamt seien im Juni rund 2,7 Millionen Männer und Frauen ohne Arbeit gewesen. Dies wären rund 60 000 weniger als im Mai und sogar 130 000 weniger als vor einem Jahr Dies wären rund 60.000 weniger als im Mai und sogar 130.000 weniger als vor einem Jahr.

OnVista/dpa-AFX/Reuters
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