Keine Angst vor dem Brexit

Stefan Riße · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Ein Thema hält die Börsianer derzeit in Atem. Stimmen die Briten für den Austritt aus der Europäischen Union (EU) oder nicht. Am 23. Juni ist es soweit. Dann steht fest, ob Großbritannien zukünftig seinen eigenen Weg geht – kurz Brexit genannt. Die Umfragen deuten auf ein sehr knappes Ergebnis hin. Und damit stellt sich die Frage, inwieweit das die Börsen unter Druck bringen kann. Deutschland als Exportland hat einen großen Handelsbilanzüberschuss mit Großbritannien. Käme es zur Einführung von Zöllen, hätte dies sicher negative Auswirkungen. Hierzulande gibt es deshalb gar keine Befürworter des Brexit.

Gehen die Kurse zum Brexit nochmal tiefer?

Auch im Vereinigten Königreich sind die Wirtschaftseliten dagegen. Vor allem am Finanzplatz London hat man Angst, dass Geschäft an andere Finanzzentren abwandern könnte. Wie wichtig ist dieses Thema aber nun für den Privatanleger? Ich habe an dieser Stelle ja vermehrt meinen Optimismus für die weitere Entwicklung der Aktien und insbesondere des DAX zum Ausdruck gebracht. Dieser ist zuletzt ja deutlich gestiegen. Nun stellt sich für diejenigen, die bei der Rallye bisher nicht dabei waren, die Frage, ob die Brexit-Abstimmung nochmal zu viel Verunsicherung führt und damit die Chance kommt, zu tieferen Einstiegskursen nochmal kaufen zu können.

Abwarten kann teuer werden

Die Antwort fällt nicht ganz leicht. Die Börse wünscht sich keinen Brexit, soviel ist klar. Umfragen, die darauf hindeuten würden, können sicher gewisse Kursschwäche auslösen. Umfragen, die in die andere Richtung deuten, das Gegenteil. Das muss also beobachtet werden. Abzuwarten, wie die Abstimmung ausgeht, könnte aber teuer werden. Vieles deutet derzeit darauf hin, dass die Aktien nach oben wollen. Die Argumente sind hier immer wieder genannt worden. Aktien sind im Vergleich zu Anleihen eigentlich spottbillig. Schon möglich, dass die Abstimmung zum Brexit zu kurzfristiger Verunsicherung führt. Darauf zu setzen, aber ist riskant. Zum einen könnten die Umfragen plötzlich klar in Richtung Ablehnung deuten, zum anderen könnten die Aufwärtskräfte überlagern.

So oder so Einstiegskurse

Kommt es im Vorfeld aber zu Kursverlusten, dann bieten sich hier sicher interessante Einstiegsmöglichkeiten. Denn dann wird sich das Phänomen des „Fait accompli“, also der vollendeten Tatsache zeigen, auf die nicht mehr spekuliert werden kann. Und es gilt dann wahrscheinlich auch die Börsenweisheit „politische Börsen haben kurze Beine“. Denn zunächst wird ja gar nichts passieren. Mit einem Votum für den Brexit wäre Großbritannien ja nicht im gleichen Moment ausgetreten. Es gibt dann eine Übergangsphase, an dessen Ende womöglich dann  gar nicht der Brexit stehen wird. Viele setzen darauf, dass in dieser Übergangsphase die EU  in den Verhandlungen so viele Zugeständnisse machen wird, dass die Briten am Schluss die Freiheiten bekommen, die sie haben wollen, jedoch innerhalb der Gemeinschaft.

Neueste exklusive Artikel