Keine Angst vor der (Geld-)Politik

Der onvista-Börsenfuchs · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Hallo Leute! Eine mutmaßlich (= Modewort) bewegte Woche liegt vor uns. Mit viel Frühlingssonne. Gilt das auch für die Aktienkurse? Vielleicht. Besonders Mutige unter Euch mögen auf Fortsetzung des Kursanstiegs spekulieren. Es kann aber auch sein, dass am Ende doch nur Enttäuschung bleibt. Entscheidend wird vor allem (Geld-)Politik sein, dazu kommen ein paar wichtige Wirtschaftsindikatoren.

Nicht von ungefähr fragten sich die Strategen des Fonds-Giganten Allianz Global Investors am Wochenende „Optimismus oder übermäßige Gelassenheit?“ und verweisen auf die zweitlängste Haussephase in der Geschichte des S&P 500 - die  läuft und läuft, obwohl einige Indikatoren auf eine gewisse Blasenbildung hindeuten. Ihr erinnert Euch sicher an meine Warnungen an dieser Stelle schon vor einigen Tagen basierend auf Sentiment-Indizes von sentix. Nur: Wegen Trumponomics lässt sich halt nicht mit Sicherheit sagen, ob sich bei den Anlegern tatsächlich eine übermäßige Gelassenheit eingeschlichen hat oder ob sich die strukturellen Bedingungen für die Wirtschaft in einer Art und Weise wandeln, die den Optimismus noch rechtfertigen wird. Analysten sind sich einig: Viel hängt davon ab, wie effektiv der Trumpeter seine wachstumsfreundliche Agenda umsetzt.

Noch ein paar statistische Beobachtungen: Die Ruhe an den Märkten ist ganz schön ungewöhnlich. Alle drei wichtigen Ami-Indizes - der S&P 500, der Dow Jones und die Nasdaq - haben seit Trumps Wahlsieg neue Höchststände erreicht. Dabei schlug der S&P 500 über 48 Handelstage(!) hinweg - also viel länger als je zuvor - höchstens um 1% nach oben oder unten aus (von wegen „Volatilität“!). Der langsame, aber stetige Kursanstieg und die Hoffnung auf Impulse durch die Washingtoner Fiskalpolitik ziehen auch zunächst noch zögerliche Anleger an. Netto sind gegenwärtig 63% der Investoren „bullisch“ gestimmt. Der Anteil der Optimisten ist damit höher denn je und übersteigt den langfristigen Durchschnitt von 48% deutlich. Gleichzeitig liegen die Kosten einer Absicherung gegen einen möglichen Rückgang der US- Aktienkurse trotz der beträchtlich höheren Unsicherheiten für die Weltwirtschaft um mehr als 40% unter dem historischen Durchschnitt.

Für die Wall Street gibt es also Argumente in beide Richtungen. Ich bin mal total gespannt, wie unsere Angela mit Donald zurecht kommt. Knutschen werden sich die beiden wohl nicht. Aber wird die Kanzlerin dem Präsidenten beibringen, wie Politik geht?

Für die Börse gibt’s jedenfalls Wichtigeres - zum Beispiel die Wahl in den Niederlanden. Mein Tipp: Rechtspopulist Geert Wilders wird’s nicht packen. Mindestens genauso spannend wie die Politik ist die Geldpolitik, denn die Ami-Notenbank wird diese Woche aller Wahrscheinlich nach den nächsten Zinsschritt unternehmen. Für die internationalen Geldmanager kommt es aber mehr darauf an, was Fed-Chefin Janet Yellen dazu sagen wird. Aus ihrer Kommentierung werden nämlich Hinweise auf das weitere Vorgehen erhofft.

Betont vorsichtigen Anlegern kann ich nicht empfehlen, jetzt schon zuzuschlagen. Lieber die Woche noch abwarten. Ich weiß auch definitiv von einigen großen Institutionen, dass sie wegen der Gefahr einer Konsolidierungsphase mit deutlich zurückgehenden Indexständen auf beiden Seiten  des großen Teichs in jüngster Zeit erst mal ihre Bestände zugunsten der Liquidität abgebaut haben. Solch vorsichtige Fondsmanager - allesamt sind langfristig weiter positiv für Aktien - schließen einen Dax-Rücksetzer von etwa 1.000 Punkten nicht aus („Dann sind wir natürlich wieder auf der Käuferseite“). Mutige unter Euch werden vielleicht aber auf festere Märkte in der zweiten Wochenhälfte setzen.

Gründe zur Vorsicht gibt es, aber keinen Anlass für Angst (die ist sowieso ein schlechter Ratgeber). Mir gefällt die Meinung, die heute von den französischen Carmignac-Strategen übermittelt wurde: „Sollten sich die politischen Unsicherheiten in einigen Monaten auflösen, könnte dies ein Signal für eine kräftige Aufholjagd der europäischen Aktienmärkte und des Euro sein.“

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