Langweilige Spannung

Der onvista-Börsenfuchs · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Hallo Leute! Guckt Euch nochmal die Kursverläufe („Intraday“) der beiden ersten Tage in dieser Woche an - und nehmt dann aktuellen Kommentierungen dazu. Das bzw. Dax war ein Satz mit X. Wieder mal. Seit Tagen werden mutmaßliche Enttäuschungen über die Fed rumgereicht, wird von „Angst“ wegen der näher rückenden Zinserhöhung gelabert - so als wäre der zweite Schritt der Ami-Notenbank schon der Beginn einer Hochzinsphase. Mich nervt das ziemlich. Analysten und Journalisten erzeugen Spannung (eigentlich eine Pseudo-Spannung), die einem schon langweilig wird. Ich hab daraufhin mal mein Fuchsgebell seit September des vergangenen Jahres gecheckt, im Schnelldurchgang. Ernsthaft, ich hätte ‘ne Menge von meinen Beiträgen heute fast unverändert recyceln können (mit ein paar unwesentlichen Korrekturen).

Und da lese ich gestern Abend doch in einem durchaus seriösen Börsenbrief: „Die Aktienmärkte befinden sich in einem stabilen Aufwärtstrend.“ So’n Käse, sagte ich mir kopfschüttelnd. Mit dem folgenden Satz konnte ich mich aber wieder beruhigen: „Betrachten Sie Korrekturkurse daher als Kaufgelegenheiten.“ Jo, den Mutigen sage ich das ja auch schon seit Wochen. Schön sind auch Formulierungen internationaler Strategen. So heißt es in neuen Analyse: „Trotz einer erfreulichen Beruhigung der Finanzmärkte im Nachgang des Brexit-Votums bleiben diese anspruchsvoll.“ Anspruchsvoll - aha. Das lässt Raum für individuelle Interpretationen.

Und dann ist wieder die Rede von ….ja, von Spannung! Es wird Euch kaum aufmuntern, meine Freunde, wenn Ihr lest: „Spannung ist weiterhin garantiert und das Beobachten verschiedener Einflussfaktoren - genannt seien Terrorgefahren, Instabilität in der Türkei oder die Schwierigkeiten des italienischen Bankensektors - hat weiterhin höchste Priorität. Denn Marktvolatilitäten können jederzeit wieder stärker aufkommen als es im Moment der Fall ist.“ Gestern ist der VDax, unser Angstbarometer, wieder über die 20-Punkte-Marke gesprungen - kein Drama, aber Ausdruck für gesteigertes Kribbeln bei den Profis (was aber schnell auch wieder nachlassen kann).

Dazu passt die unspektakuläre Erkenntnis eines internationalen Fondsmanagers: „Schwankungen sind zwar normale Begleiter der Finanzmärkte, doch zu große Bandbreiten der Schwankungen führen zu Nervosität bei zahlreichen Investoren. Es ist daher verständlicherweise ein häufiger Anlegerwunsch, breit diversifiziert zu investieren, um eine Risikokonzentration zu vermeiden und Verluste aus unerwarteten Marktkorrekturen zu mildern.“ Hm. Aber klingt das wirklich spannend?

Immerhin, es wird so etwas wie eine klare Meinung mitgeliefert, der ich mich anschließen kann: „Wir sind im weiteren Jahresverlauf moderat positiv für die Aktienmärkte gestimmt. Es ist viel Liquidität im Markt und ein Mangel an Rendite bringenden Alternativen vorhanden.“

Post an den Börsenfuchs: boersenfuchs@onvista.de

Meistgelesene Artikel