Morgenüberblick: Geht dem Dax die Puste aus?
Klettert der Dax heute über die 10.000er Marke? Börsianer haben zumindest am Morgen auch andere Themen im Blick: den Einbruch der Ölpreise und die Inflation im Euro-Raum.
Gestern hat es nicht ganz gereicht für die 10.000-Punkte-Marke. Dennoch hat der deutsche Leitindex mittlerweile die längste Gewinnserie seit eineinhalb Jahren hingelegt. Auch am Donnerstag sind die Kurse gestiegen, der Dax schloss mit einem Gewinn von 0,6 Prozent bei 9975 Zählern. Ob das Börsenbarometer heute den Sprung in den fünfstelligen Bereich schafft?
Vorbörslich notierte der Dax kaum verändert gegenüber den Vortag. Größere Impulse fehlen zunächst. Zwar ging es an den Börsen Asiens überwiegend nach oben, doch nutzen in den USA an der Wall Street viele Investoren den gestrigen Feiertag für ein langes Wochenende. Vielleicht haben die Börsianer aber auch andere Dinge im Kopf, den Ölpreis zum Beispiel.
Öl-Förderung nicht gekürzt
Am Rohstoffmarkt gerieten die Ölpreise am Donnerstag massiv unter Druck, nachdem die Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) ihr Förderziel trotz des anhaltenden Preisverfalls nicht kürzte. Die Nordseesorte Brent verbilligte sich daraufhin um mehr als sechs Dollar das Fass – der größte Tagesverlust seit 2011.
Die Aussicht auf unverändert hohe Fördermenge hat die Kurse auch am Freitag belastet. Nach dem massiven Einbruch vom Vortag ging es mit den Notierungen aber nur vergleichsweise leicht nach unten. Der russische Ölkonzern Rosneft schließt allerdings ein weiteres Abrutschen um rund 20 Prozent auf unter 60 Dollar pro Fass nicht aus.
EZB blickt auf Inflationsentwicklung
Neben den Rohstoffpreisen werden Anleger heute besonders auf die Vorabschätzung der Inflation in der Euro-Zone für den November blicken. Sollten die Teuerungsraten niedrig bleiben oder sogar erneut sinken, dürfte sich der Druck auf die Europäische Zentralbank weiter erhöhen. Unkonventionelle geldpolitische Maßnahmen gegen die drohende Deflation würden damit wahrscheinlicher, was an den Börsen zu weiteren Kursgewinnen führen dürfte.
Neben den Inflationsdaten stehen heute Arbeitsmarktdaten aus Italien und der Euro-Zone im Fokus. Die Einzelhandelsdaten aus Deutschland fielen unterdessen besser als erwartet aus. Nach einem Rückschlag im September stiegen die Umsätze im Oktober wieder. Auf Unternehmensseite könnten Energieaktien einen Blick wert sein. Der deutsche Eon-Konzern will sein Spanien-Geschäft für 2,5 Milliarden Euro verkaufen. Am Freitag wird der Aufsichtsrat darüber entscheiden.
Bahn verhandelt mit GDL
Bei der Deutschen Bahn geht heute die Tarifrunde mit der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) weiter. Beide Seiten wollen über das jüngste Angebot des Konzerns verhandeln, das außer den Lokführern nun auch die Zugbegleiter umfasst. Die Einkommen sollen demnach bis Ende 2016 in drei Stufen um insgesamt 5 Prozent steigen. Das bedeutet nach Rechnung der GDL eine Jahreserhöhung von 2 Prozent. Die Gewerkschaft hatte 5 Prozent für zwölf Monate gefordert, zeigt sich an diesem Punkt aber kompromissbereit.
Die Bahn hat der größeren Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) vor einer Woche das gleiche Angebot für alle Mitarbeitergruppen unterbreitet. Noch nicht gelöst ist der grundsätzliche Konflikt, ob die GDL für alle Berufsgruppen des Zugpersonals eigenständige Tarifverträge aushandeln darf.
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