Morgenüberblick: Schwere Bürde für den Dax

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Die Vorgaben für den Dax könnten besser sein. Japan ist überraschend in die Rezession gerutscht und im Konflikt um die Ukraine zeichnet sich kaum Entspannung ab. Für den deutschen Leitindex bedeutet das einen wenig verheißungsvoller Start in die Woche.

Das kam als Schock für die Anleger: Japans Wirtschaft ist im vergangenen Quartal überraschend geschrumpft. Nach den vorläufigen Zahlen der Regierung ist das Bruttoinlandsprodukt (BIP) zwischen Juli und September um eine hochgerechnete Jahresrate von 1,6 Prozent gesunken. Das ist der zweite Rückgang in Folge. Ökonomen und Anleger hatten mit einem Anstieg gerechnet, die Reaktion an den Finanzmärkten fiel drastisch aus.

Die schlechte konjunkturelle Entwicklung hat nicht nur die Börsen in Japan ins Minus gedrückt, doch in Tokio war die Enttäuschung verständlicherweise besonders groß. Der Nikkei-Index verbuchte den stärksten Rückgang an einem Handelstag seit August. Er gab knapp drei Prozent nach und schloss bei 16.973 Punkten. Der breiter gefasste Topix verlor knapp 2,5 Prozent auf 1366 Punkte.

Deutscher Leitindex im Minus

Für den Dax bedeutet das nichts Gutes. Nach dem Auslaufen der Berichtssaison der Unternehmen ist der deutsche Aktienmarkt auf der Suche nach Impulsen. Denn nur noch wenige Nachzügler legen in dieser Woche ihre Geschäftszahlen vor. Stattdessen dürften die Investoren verstärkt nach Anzeichen Ausschau halten, wie sich Konjunktur und Geldpolitik entwickeln - und da heben die japanischen Wirtschaftsdaten nicht gerade die Stimmung.

Nach zwei kaum veränderten Wochen wird der Dax am Montag daher auch schwächer erwartet. Vorbörslich lag der deutsche Leitindex deutlich unter dem Schlusskurs vom Freitag. Auch aus den USA kommen kaum positive Vorgaben: So zeichnet sich an der Wall Street nach der Rekordjagd zunächst eine Korrektur ab. Dem Dow Jones Industrial gelang am Freitag kein neues Hoch mehr.

Deutsche Anleger zurückhaltend

An der deutschen Börse herrscht mittlerweile nüchterne Stimmung. Die Anleger hätten realisiert, dass die Gründe für den Absturz im September und Oktober noch immer gültig sind. fasst es Marktbeobachterin Sarah Brylewski vom Broker Ayondo zusammen. “Nur weil die Notenbanken bekräftigen, erste Hilfe zu leisten und die Zinsen Richtung Negativbereich taumeln, verbessern sich die Unternehmensgewinne nicht automatisch und nimmt die Konjunktur nicht zwangsläufig Fahrt auf”, so die. Andreas Lipkow vom Vermögensverwalter Kliegel & Hafner sieht zudem wieder deutliche tiefere Sorgenfalten angesichts des Konfliktherdes in der Ukraine.

Am Montag sollten Anleger Siemens-Aktien im Auge behalten. Vorstandschef Joe Kaeser hat in einem Interview dem Geschäftsbereich Medizintechnik eine vorläufige Bestandsgarantie gegeben und erteilte Spekulationen über eine Ausgliederung, einen Verkauf oder einen Börsengang der Sparte eine Absage. Für manche Anleger dürfte das eine Enttäuschung sein.

Die Aktien von Fresenius könnten indes vom möglichen Scheitern eines Zukaufs profitieren. Händler verwiesen auf einen Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg, wonach der Medizinkonzern das Geschäft mit medizinischer Ernährung von Danone vielleicht doch nicht übernimmt. Einige Investoren hatten einen überteuerten Zukauf befürchtet.


Blick auf Konjunktur und Geldpolitik

Nach der Flut von Geschäftsberichten in den vergangenen Wochen dürften Anleger in den kommenden Tagen wieder vermehrt auf Konjunktur und Geldpolitik blicken. Von den deutschen Großkonzernen steht nur der Quartalsbericht von ThyssenKrupp noch an. Die nächsten Tage dürften daher von volkswirtschaftlichen Daten und den Äußerungen der Notenbanken geprägt sein.

Neben dem Protokoll der jüngsten Sitzung der US-Notenbank steht auch eine Erklärung der Bank of Japan auf der Agenda. Letztere hatte mit der überraschenden weiteren Lockerung ihrer Geldpolitik für den letzten wirklich starken Handelstag in Europa gesorgt. Das war Ende Oktober, der jüngste konjunkturelle Einbruch könnte die Notenbank nun erneut unter Zugzwang setzen.

Impulse für den Markt dürften am Montagnachmittag von einigen US-Daten kommen: Erwartet wird der Empire State Index, der die Stimmung in der Industrie des US-Bundesstaats New York misst, sowie der Industrieproduktion und der Kapazitätsauslastung. Ebenfalls am Nachmittag steht zudem eine Rede von EZB-Chef Mario Draghi vor dem Wirtschafts- und Währungsausschuss des Europaparlaments an.

OnVista/dpa-AFX/Reuters
Foto: crystal51/shutterstock.com

Meistgelesene Artikel