Nur die Guten ins Töpfchen!
Hallo, Leute! Wir sollten uns nicht zu früh zurücklehnen. Aber man könnte fast meinen, die Börsen versuchten langsam wieder normal zu werden. Jedenfalls fällt auf, dass die täglichen Kurszuckungen und Achterbahnfahrten nachgelassen haben. Man irrt nicht mehr richtungslos durch den Tag. Außerdem wird wieder stärker darauf geguckt, was über die Unternehmen und ihre Bosse zu lesen ist - es geht mehr ums Eingemachte, nicht nur ums Drumherum. „Enttäuschende Geschäftszahlen großer internationaler Konzerne von Siemens bis Microsoft haben den Anlegern an den internationalen Aktienmärkten am Dienstag die Kauflaune verdorben“, schrieben Agenturjournalisten gestern. Ob das so stimmt, müssen wir mal abwarten. Ich denke, die Aktienmärkte hätten auch so korrigiert. Es war einfach mal fällig. EZB, Griechenland und Ukraine waren eher Themen am Rande. Aber es beeindruckt die Jungs rund ums Parkett schon, dass die Lageberichte und Aussichten der Aktiengesellschaften so unterschiedlich klingen.
Dazu kommt: An den Börsen ist seit ein paar Wochen ein Favoritenwechsel zu beobachten. Während die bisher allen davon laufenden Ami-Indizes zuletzt nur noch auf der Stelle traten, konnten Dax und Euro Stoxx 50 spürbar aufholen - machten richtige Freudensprünge nach den EZB-Beschlüssen. Stellen Frankfurter Analysten, die das nicht unbedingt erwartet hatten, fast genüsslich fest: Die Schere zwischen unseren Leitindizes und der Wall Street, die sich seit Sommer 2014 immer weiter geöffnet hatte, ist damit wieder geschlossen.
Jetzt wird’s aber noch interessanter, denn nicht nur die Unternehmensberichte sind „differenziert“, sondern auch die laufend veröffentlichten Wirtschaftsindikatoren - und das selbst im Ami-Land! Die schlechte Laune vom Dow wurde beispielsweise mit dem Auftragsschwund in der US-Industrie begründet. Die Orders waren im Dezember überraschend um 3,4 Prozent eingebrochen. Dagegen sind die US-Verbraucher zu Jahresbeginn in so guter Kauflaune wie seit über sieben Jahren nicht mehr: Das Konsumbarometer ist im Januar auf den höchsten Wert seit August 2007 geklettert! Meine Freunde zwischen dem Big Apple und L.A. machen nämlich genau das, was ich auch Euch empfehle - nicht nur Geld langfristig investieren, sondern gleichzeitig Geld ausgeben, was die Brieftasche hergibt. Kaum habe ich diese Zeilen geschrieben, erreicht mich der neue monatliche GfK-Index: Bei uns ist das Konsumklima sogar auf höchsten Stand seit 13 Jahren (!) gestiegen - die deutschen Verbraucher zeigen sich zum Start ins neue Jahr spürbar optimistischer. Na, wer sagt’s denn.
Meine Empfehlung: Vor lauter Streuung der Chancen und Risiken nicht vergessen, dass es bei der Einzelauswahl künftig wieder stärker auf die Qualität ankommt. Einen Markt wie den Dax oder MDax zu kaufen, ist eine Sache. Branchen und Werte herauszufiltern, denen es besonders gut geht bzw. die mehr als andere von Euro-und Ölpreisschwäche profitieren, ist die Andere. Wer gerne Stocks pickt und ein gutes Näschen hat, ist gefordert. Nehmt Euch also Zeit dafür - für das Aschenputtel-Prinzip!
boersenfuchs@onvista.de