Private besser als Profis

Der onvista-Börsenfuchs · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Hallo, Leute! Wieder alles paletti? Es sieht so aus, als hätten nur richtige Angsthasen einen Crash befürchtet. Statt sich Richtung 8.000 Punkte abzuseilen, hat sich unser Dax mit neuer Kondition wieder über 9.000 empor geschwungen. Und, oh Wunder, gestern spätabends blieb er gegenüber dem offiziellen Börsenschluss von knapp 9.050 unverändert. Hey, das sieht ja fast wie normal aus. Inzwischen sollte man am besten die konkrete Uhrzeit eines Marktkommentars mit veröffentlichen, weil doch so oft die Tendenz nicht mehr stimmt, wenn sie der Schreiberling auf den Schirm bringt. Deshalb kann ich auch nicht garantieren, dass meine Eindrücke schon wieder überholt sind, wenn Ihr sie lest.

Stimmungsumschwung, oder nur Korrektur der Korrektur? Schwer zu sagen. Jedenfalls sehen die Marktteilnehmer plötzlich alles wieder rosa. Genau genommen sehen das viele, nicht alle. „Aufatmen ist angesagt”, freute sich gestern Nachmittag ein Chefökonom, denn: „Die Hiobsbotschaften der vergangenen Wochen waren fehl am Platz. Die schwächere Währung verhilft der deutschen Wirtschaft zu einem neu hinzugewonnenen Wettbewerbsvorteil. Rezessionsängste sind jedenfalls nicht angebracht.” Ach nee, auf einmal. Und der Kollege einer Großbank blies ins gleiche Horn: „Die Gefahr eines längerfristigen großen Kursabschwungs hat damit weiter nachgelassen.” Zuvor waren nach den deutschen auch die europäischen Einkaufsmanagerindizes besser als erwartet ausgefallen, die von Händlern als die „die ersten ernstzunehmenden Daten aus der Realwirtschaft” gewertet wurden. Offenbar hatten das die wirklichen Experten die ganze Zeit gewusst, was ich an anderer Stelle lese: „Mittlerweile merkt der Markt, dass der Kurseinbruch in Folge der deutschen Industrieproduktion übertrieben war.“ Soso.

Wer waren aber die Experten, die Anleger mit dem guten Näschen? Der wöchentliche Sentiment-Bericht der Frankfurter Börse (kommt mittwochs) gibt einen Hinweis: Total anders als die scharenweise davon gelaufenen Profis haben die Privaten die dramatische Achterbahnfahrt des Dax von Anfang bis Ende mitgemacht, ohne auszusteigen und die Wagen zu verlassen. Durchhaltewillen. Das gefällt mir. Bitte um Verständnis, wenn es mich nicht fuchst, dass die ach so klugen Software-Jünger unter den Großanlegern auch mal auf die Schnauze fallen, während Ihr Euch, meine privaten Freunde, die Hände reiben dürft. Aber jetzt nur nicht übermütig werden! Es sieht zwar nicht danach aus (ich bleibe positiv für Aktien), aber morgen kann alles wieder anders aussehen. Guckt also genau hin, ob good News (wie die jüngsten Konjunkturdaten) von der Börse sofort positiv umgesetzt werden - das würde dem Dax den Rücken stärken.

boersenfuchs@onvista.de

Neueste exklusive Artikel