ROUNDUP: Verkauf der angeschlagenen Autowerkstattkette ATU auf der Kippe

dpa-AFX · Uhr

WEIDEN (dpa-AFX) - Eine Entscheidung über die Zukunft der angeschlagenen Autowerkstattkette ATU mit rund 10 000 Beschäftigten steht kurz bevor. "Die Verhandlungen mit unseren wesentlichen Vermietern befinden sich in der Endphase. Wir gehen unverändert davon aus, dass eine Lösung kurzfristig möglich ist", sagte am Mittwoch ein ATU-Sprecher auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. Die französische Werkstattkette Mobivia hatte im September einen Kaufvertrag unter Vorbehalt unterschrieben. Der Knackpunkt waren jedoch die bisherigen, überhöhten Mieten für die Werkstätten.

Die Immobiliengesellschaften fordern nach Angaben eines Insiders als Zugeständnis für die künftigen Mietminderungen vorab eine Sonderzahlung von 100 Millionen Euro.

Der Deal droht daher kurz vor der Ziellinie zu platzen, und dem oberpfälzischen Unternehmen ATU aus Weiden droht gar die Insolvenz. Nachdem am 17. November eine Notgeschäftsführung eingerichtet worden war, läuft die Frist für eine Einigung an diesem Donnerstag ab.

Mit 600 Werkstätten in Deutschland, Österreich und der Schweiz gehört ATU noch immer zu den Großen der Branche. Seit Jahren schon zahlt das Unternehmen aber enorm hohe Mieten für die Werkstätten und Ladenräume. Für das Geschäftsjahr 2016/17 hatte ATU einen Jahresumsatz von knapp einer Milliarde Euro angepeilt, was nach Jahren schrumpfender Erlöse erstmals wieder einen leichten Anstieg bedeuten würde.

Mobivia ist nach eigenen Angaben mit rund 11 000 Mitarbeitern und 1,76 Milliarden Euro Umsatz Marktführer in Europa. In Deutschland ist der Konzern bisher nicht vertreten. Die alten überteuerten Mietverträge wollen die Franzosen aber nicht übernehmen.

ATU-Firmengründer Peter Unger hatte ab 2002 zunächst das Unternehmen, dann getrennt davon die Immobilien verkauft. Nach vielen Eigentümer- und Chefwechseln gehört ATU heute einer Investorengruppe um den Hedgefonds Centerbridge und muss Unternehmenskreisen zufolge bis zu 12 Euro Miete pro Quadratmeter zahlen statt marktüblicher 4 Euro.

In den Verhandlungen hatte sich die Vermieter zwar deutlich bewegt und marktübliche Mieten in Aussicht gestellt. Dafür haben sie aber Anfang Dezember die Sonderzahlung in Höhe von 100 Millionen Euro verlangt. Dabei handelt es sich aus Sicht der ATU-Eigner um eine "die Situation ausnutzende Forderung."

Durch die Forderung könnte auch der Druck auf das bayerische Wirtschaftsministerium wachsen. Kurz vor Weihnachten stehen etwa 10 000 Arbeitsplätze auf dem Spiel. Bislang hatte sich die Politik aber bedeckt gehalten./jan/DP/jha

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