Russlands Notenbank senkt Leitzins – Rubel gibt nach

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Überraschend senkt die russische Notenbank den Leitzins. Mit der Lockerung der Geldpolitik soll die Rezession im Land gedämpft werden. Der Rubel jedoch gerät erneut unter Druck.

Die russische Zentralbank hat angesichts der wirtschaftlichen Schwächephase überraschend den Leitzins gesenkt. Wie die Bank am Freitag mitteilte, wurde der Zinssatz von 17 auf 15 Prozent reduziert. Der Schritt kommt überraschend, die meisten Ökonomen hatten erwartet, dass die Zentralbank keine Veränderung vornimmt.

Erst im Dezember hatte die Zentralbank im Kampf gegen eine starke Abwertung des russischen Rubels ihre Zinsen massiv um 6,5 Punkte angehoben, um die eigene Währung attraktiver zu machen. Seit dem vergangenen Sommer hat der Einbruch der Ölpreise den Rubelkurs unter Druck gesetzt. Die russische Währung verlor gegenüber Euro und US-Dollar seitdem deutlich an Wert.

Wirtschaft im Abschwung

Neben dem Verfall der Preise für Rohöl - Russlands wichtigstes Exportgut - lasten die Sanktionen des Westens auf der Wirtschaft Russlands. Das russische Wirtschaftsministerium warnte Anfang Dezember vor einer Rezession in 2015. Die Notenbank in Moskau schätzte, dass die Wirtschaft im kommenden Jahr um 4,5 Prozent schrumpfen dürfte, wenn der Ölpreis im Schnitt bei 60 Dollar pro Barrel liegt.

Erst vor wenigen Tagen hatte die Ratingagentur Standard & Poor’s das Rating für Russland auf Ramschniveau gesenkt und diesen Schritt explizit mit dem immer kleiner werdenden Spielraum der Notenbank begründet. Denn einerseits muss sie sich mit hohen Zinsen gegen die starke Abwertung des Rubels stemmen, der durch den massiven Ölpreisverfall der vergangenen Monate unter Druck steht.

Verfall der Währung

Durch die Abwertung der Währung ist die Inflation in Russland auch stark gestiegen, was die Notenbank ebenfalls mit hohen Zinsen in den Griff zu bekommen versucht. Diese verteuern jedoch Kredite für russische Firmen und würgen die Konjunktur noch weiter ab.

Mit der Anhebung der Leitzinses im Dezember habe die Notenbank die Situation nach eigenen Angaben aber in den Griff bekommen. Die Inflation wie auch die Erwartungen einer weiteren Abwertung des Rubels hätten sich stabilisiert. So geht die Notenbank davon aus, dass die Inflation im Januar wieder bei unter zehn Prozent liegt. Im Dezember betrug die Teuerung 11,4 Prozent.

Die Zinssenkung der russischen Notenbank hat den Rubel am Freitag jedoch erneut unter Druck gesetzt. Gegenüber dem US-Dollar verlor die russische Währung deutlich an Wert. Kurz nach Bekanntwerden der Zinsentscheidung stieg der Preis für 1 Dollar auf über 70 Rubel. Für 1 Euro mussten mehr als 80 Rubel bezahlt werden. Das war zuletzt Mitte Dezember der Fall, als die Währung massiv eingebrochen war.

OnVista/dpa-AFX/Reuters
Foto: Valeri Potapova/shuttrerstock.com

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