Theorie und Praxis

Der onvista-Börsenfuchs · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Hallo Leute! In der Woche war wirklich alles drin, für jeden was dabei. Dax steil rauf und wieder runter, ebenso das Öl usw. Den vollen Durchblick haben die Marktteilnehmer immer noch nicht (das kann auch noch eine Zeitlang so bleiben). Aber es lohnt sich, die führenden Fachmedien laufend zu verfolgen. Kritik: Die gleichen Leute, die monatelang analysiert und beschrieben haben, dass Gold seine Rolle als Krisenwährung verloren hat, drehen sich inzwischen wieder und tragen alle Argumente zusammen, das güldene Metall im Depot stärker zu gewichten. Ein paar Banken hauen in die gleiche Kerbe. Ihr kennt ja meine Position. Ich plädiere für Edelmetall, aber nicht unter Renditeaspekten, sondern ausschließlich als „wahren Wert“ für mögliche Katastrophen.

Apropos Analysen: Das Handelsblatt setzt sich ausführlich mit der „Macht der Analysten“ auseinander, denn die Researchabteilungen der Großbanken können mit ihren Berichten über einzelne Aktien Kurse bewegen - auch im eigenen Interesse. So will die EU das Bezahlmodell für Aktienanalysen ändern und dadurch mehr Transparenz schaffen. Ich weise schon seit langem auf die mitunter fragwürdige Qualität von Schätzungen der Analysten hin - Ihr kennt ja die täglichen Hinweise der Börsenberichterstatter, in denen es heißt, der Markt hätte von dem Unternehmen mehr (oder weniger) erwartet) und reagiere enttäuscht.

Bemerkenswert finde ich die Zusammenfassung einer Expertendiskussion, wo der designierte ifo-Chef Clemens Fuest folgendes feststellte: „Es gibt einen Bias zu negativen Nachrichten. Wenn man als Ökonom gehört werden will, muss man einseitig und negativ sein.“ Na toll, zieht selbst Eure Schlüsse daraus!

Bias? Das bringt mich wieder zum „Home Bias“. Wer den Begriff nicht kennt, hier eine kurze Definition. Die Portfoliotheorie belegt, dass die Asset Allocation, also die Verteilung der Geldanlage auf verschiedene (voneinander statistisch unabhängige) Anlageklassen zu einer Erhöhung der Rendite bei gleichem Risiko führt. Aus diesem Grund wäre theoretisch eine Verteilung der Anlagesumme im Portfolio auf eine Vielzahl von nationalen Märkten sinnvoll. In der Praxis beobachtet man jedoch, dass die Anleger ihre Anlagen weitaus überproportional auf dem jeweiligen Heimatmarkt anlegen. Vorsichtshalber, und man kennt die heimischen Aktiengesellschaften eben besser. Diesen Effekt nennt man „Home Bias“. Wenn ich den EU-Gipfel verfolge und die Brexit-Diskussion, fühle ich mich bestätigt, vor allem deutsche Aktien zu kaufen. Wer weiß, was aus dem langsam zerbröselnden Europa wird und mit welchen Folgen. Also nix gegen Home Bias.

Neueste exklusive Artikel