Trump enttäuscht Börsianer: Dax verliert wieder an Dynamik

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Donald Trump bewegt die Kurse. Der künftige US-Präsident hat mit seiner gestrigen Pressekonferenz überwiegend für Ernüchterung gesorgt.

Die 11.600 Punkten scheinen eine zu große Hürde zu sein. Nachdem sich der Dax gestern von der jüngsten Lethargie befreien konnte und mit fast 11.700 Punkten auf das höchste Niveau seit Sommer 2015 gestiegen war, geht es heute wieder abwärts. Zum Handelsstart am Donnerstag rutschte der deutsche Leitindex rund 0,5 Prozent ins Minus und musste wieder hart um die Schwelle von 11.600 Zählern kämpfen.

Damit knüpfte der Dax an die Entwicklung an, die sich gestern bereits zum Handelsschluss abzeichnete. Da hatte der Leitindex bereits an Dynamik eingebüßt, als der designierte US-Präsident Donald Trump kurz vor Börsenschluss seine erste Pressekonferenz seit dem Wahlsieg begann. Am Ende legte der Dax noch um 0,5 Prozent auf 11.646 Punkte zu.

Der Euro hat indes im frühen Donnerstagshandel an seine deutlichen Gewinne vom Vortag angeknüpft und ist auf den höchsten Stand seit Ende Dezember gestiegen. Während der US-Dollar nach der Trump-Pressekonferenz schwächelte, stieg die europäische Gemeinschaftswährung im Gegenzug deutlich und kletterte bis zu 1,0639 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am Mittwoch noch auf 1,0503 Dollar festgesetzt.

Enttäuschte Hoffnungen auf konkrete Pläne

“Wer sich von der gestrigen Pressekonferenz des künftigen US-Präsidenten neue Details zu seinen Wirtschaftsplänen erhofft hat, wurde enttäuscht”, erklärt Thu Lan Nguyen, Expertin bei der Commerzbank, die Dollar-Schwäche. Schließlich habe es kein Wort über Steuersenkungen und Infrastrukturinvestitionen gegeben. “Die Hoffnung auf ein Konjunkturpaket, das die Inflation anfacht, steht damit weiterhin auf wackligen Füßen.”

An der Wall Street hatte sich der Dow Jones Industrial gestern unmittelbar vor der Pressekonferenz Trumps bis auf knapp 30 Punkte an die bisher noch nie erreichte Marke von 20.000 Punkten herangetastet, bevor er im Verlauf der Veranstaltung unter Druck geriet und sogar minimal ins Minus rutschte. Die Investoren hätten Details über den künftigen Kurs des Republikaners in puncto Konjunkturpakete und Freihandelsabkommen vermisst, sagten Börsianer. Am Ende konnten deutlich steigende Ölpreise die Kurse jedoch wieder anschieben.

Im späten Handel erholte sich der US-Leitindex und rückte am Ende um 0,5 Prozent auf 19.954 Punkte vor. Der breiter gefasste S&P 500 stand 0,3 Prozent höher bei 2275 Zählern. Der technologiewertelastige Nasdaq 100 stieg um 0,3 Prozent auf 5050 Punkte und schaffte damit noch den Sprung auf ein Rekordhoch.

Asiatische Börsen uneinheitlich

Der Aktienhandel in Fernost stand am Donnerstag ebenfalls ganz im Zeichen des künftigen US-Präsidenten. Auch dort vermissten bislang optimistische Anleger vor allem konkrete Hinweise auf das von Trump angekündigte Konjunkturprogramm. Im Gegenzug, so die Experten weiter, habe Trump aber mit Blick auf die Beziehungen zu China immerhin nicht zu viel weiteres Öl ins Feuer gegossen – zumindest sei von Strafzöllen oder anderen Handelsbarrieren nicht die Rede gewesen. Damit schwand Händlern zufolge die Furcht vor einem Handelskrieg. Dies stützte die Märkte außerhalb Japans.

Dem japanischen Nikkei hilf das indes wenig. Im Zuge des gestiegenen Yens gab der Leitindex deutlich nach. Der Nikkei mit seinen 225 führenden Werte schloss 1,2 Prozent schwächer bei 19.134 Punkten. Der MSCI-Index für asiatische Aktien außerhalb Japans legte dagegen 0,6 Prozent zu. In Hongkong führten Gewinnmitnahmen zu einem Minus von 0,6 Prozent.

Geschäftszahlen bewegen – Pharma- und Biotech-Werte im Blick

Unternehmensseitig dürfte der Südzucker-Konzern mit Quartalszahlen und einem abermals erhöhten Ausblick bei den Anlegern punkten. Zum Handelsstart legten die Aktien deutlich zu. Der Gewinn sei besser als erwartet gewesen, sagte ein Händler. Die Konsensschätzungen seien zwar bereits hoch, doch steigende Zuckerpreise sollten die Investoren bei Laune halten.

Die jüngsten Halbjahreszahlen des Autozulieferers Hella bewerteten Händler indes als durchwachsen. Einem etwas schwächer als erwartet ausgefallenen Umsatz stehe ein auf bereinigter Basis etwas besseres operatives Ergebnis gegenüber. Die Jahresziele des Scheinwerfer-Spezialisten stehen aber.

Pharma- und Biotech-Werte könnten hierzulande unter Druck geraten, nachdem am Vortag bereits der Pharmasektor in den USA anlässlich der jüngsten Aussagen von Donald Trump Federn lassen musste. Der Republikaner hatte mit seiner Skepsis den großen Konzernen gegenüber den Eindruck geweckt, dass er – wie von den Demokraten im Wahlkampf gefordert – die Medikamentenpreise deckeln könnte. Die Anleger hatten bis dato eigentlich mit dem Gegenteil gerechnet.

OnVista/dpa-AFX/Reuters
Foto: Deutsche Börse

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