„Trumputinerdokim“

Der onvista-Börsenfuchs · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Hallo Leute! Grapscher-Skandal im Wahlkampf der Amis - War’s das für Trump? Ganz schön abgefahren, was da drüben abgeht. Panik bei den US-Republikanern, Donald ist raus (ich hatte sowieso nie auf ihn gesetzt). Eigentlich gut für die Wall Street. Die hätte nämlich jetzt ein Argument für feste Kurse. Aber es geht um mehr. Deswegen sehe ich mich von Berichten bestätigt, dass die Finanzelite die politischen Risiken für die Wirtschaft ins Visier nimmt: Schleppender Welthandel, Abschottungstendenzen, Kriege und Flüchtlingskrisen - bei der Jahrestagung von Internationalem Währungsfonds (IWF) und Weltbank in Washington stehen die Risiken für weltweites Wachstum und Wohlstand ins Zentrum der Beratungen.

Weitere Warnsignale: „Der Konfliktstoff zwischen Russland und den USA wächst an”, sagt Frank-Walter Steinmeier, denn „Reste an Vertrauen scheinen aufgebraucht. Wenn es so weitergeht, fallen wir zurück in Zeiten der Konfrontation zwischen zwei Großmächten.” Die Situation mit dem Kalten Krieg gleichzusetzen, sei allerdings falsch, sagt unser Außenminister weiter. „Die neuen Zeiten sind anders, sind gefährlicher. Früher war die Welt zweigeteilt, aber Moskau und Washington kannten ihre roten Linien und respektierten sie.”

Meine Rede. Denn es geht nicht mehr nur um Geldpolitik und Finanzpolitik, sondern ums Ganze - also um das, was man Geopolitik nennt. Und die kann sich früher oder später viel stärker auf die Finanzmärkte und speziell auf die Aktienbörsen auswirken. Da mir Wortschöpfungen Spaß machen, habe ich vier Namen mit geopolitischem Krisenpotenzial zu einem alles andere als spaßigen Begriff fusioniert: „Trumputinerdokim“. Wer die Vier sind, findet Ihr sofort heraus, meine Freunde. Die erste Silbe kann ich wohl streichen (ich will sie aber noch nicht durch „Clin“ ersetzen).

Die Krisensymptome gehören zusammen. Bankendesaster, Staatsschulden, Europaverdrossenheit, Brexit usw., usw. Das „Handelsblatt“ hat in seiner Wochenendausgabe auf mehreren Schwerpunktseiten über „Die nächste Finanzkrise“ geschrieben mit der Titelgeschichte „Das große Geldbeben“. Heute macht die führende Wirtschaftszeitung mit „Angst vor den nächsten Krise“ auf. Und „Bild“ beginnt mit Auszügen aus dem neuen Buch von „Handelsblatt“-Herausgeber Gabor Steingart, das den Titel „Weltbeben“ trägt.

Ach, vielleicht ist alles übertrieben, vielleicht kapieren die politisch Verantwortlichen, dass einige Hebel umgelegt werden müssen - möglichst bald! Vielleicht ist die Schwarzseherei insbesondere für Geld- und Geopolitik auch so etwas wie eine Modeerscheinung geworden, gefördert von den Medien. Und vielleicht haben die Börsen das richtige Gespür und bleiben trotz allem erstaunlich stabil. Vielleicht. Aber das wissen wir erst im nachhinein.

Noch was Positives gebe ich gerne weiter, heute eine Empfehlung der Deutsche-Bank-Anlagestrategen, die den westlichen Zyklikern momentan nicht so recht trauen: „Beschäftigen Sie sich doch lieber mit koreanischen Aktien, die seit dem zweiten Quartal deutlich besser gelaufen sind als die anderen Börsen Asiens. Interessanterweise klettert der Index KOSPI immer dann, wenn große Tech-Konzerne - wie Apple jüngst mit seinem iPhone 7 - neue Produkte auf den Markt bringen. Südkorea ist mit vielen Zulieferern einer der Produktionsstandorte für den globalen Tech-Sektor. Selbst Samsungs explosive Rückholaktion scheint an diesem Zusammenhang nichts zu ändern. Es ist einer der ganz wenigen Märkte, in denen die Analysten ihre Gewinnschätzungen derzeit nach oben korrigieren. Und damit im Gegensatz zu den Zyklikern die höheren Kurse auch rechtfertigen.“

Bitte, auf keinen Fall jetzt panisch reagieren und aus Aktien aussteigen! Aber Augen und Ohren weit offen halten und die Märkte möglichst genau beobachten!

Post an den Börsenfuchs: boersenfuchs@onvista.de

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