Delivery Hero: Umsatz fast verdoppelt, Verlust allerdings auch ++ Fielmann: Optikkette will weiter expandieren ++ Nel: Wichtiges Stahlprojekt gestartetDelivery Hero: Umsatz fast verdoppelt, Verlust allerdings auch ++ Fielmann: Optikkette will weiter expandieren ++ Nel: Wichtiges Stahlprojekt gestartet

onvista · Uhr

Heute startet das vielbeachtete Notenbanktreffen in Jackson Hole. Zum ersten mal sind die wichtigsten Währungshüter der Welt nicht alle vor Ort sondern werden per Videokonferenz zugeschaltet. Alle Augen sind dabei auf Jerome Powell, den Chef der amerikanischen Notenbank gerichtet. Welchen Kurs wird er den Fed in Zukunft verpassen.

Erwartet wird, dass die Fed künftig nicht mehr eine konkrete Inflationsrate anstreben wird, sondern einen Durchschnittswert. Im Ergebnis würde dies aus heutiger Sicht eine noch längere Phase extrem niedriger US-Zinsen und möglicherweise noch mehr Wertpapierkäufe der Fed nach sich ziehen. Die US-Zinsen sind ein zentraler Einflussfaktor für das Geschehen an den globalen Finanzmärkten.

Sollte Jerome Powell tatsächlich diesen Kurs einschlagen, dann könnte das die Märkte weiter beflügeln. Sollte es anders kommen, dann könnte das für einigen Enttäuschung unter den Marktteilnehmern sorgen und die Märkte ausbremsen. Klar das sich bei einer solchen Konstellation heute niemand vor der Rede weit aus dem Fenster lehnen möchte.

Dax lieber etwas vorsichtig

Nach einer bislang starken Börsenwoche hat der deutsche Aktienmarkt am Donnerstag einen verhaltenen Start hingelegt. Der deutsche Leitindex notierte in den ersten Handelsminuten 0,03 Prozent tiefer bei 13.186,54 Punkten. Der MDax büßte ebenfalls 0,03 Prozent auf 27.852,40 Punkte ein. Der EuroStoxx als Leitindex der Eurozone sank um rund 0,1 Prozent auf rund 3.352 Zähler.

Seit Montag beläuft sich der Gewinn des Dax auf mehr als drei Prozent. Staatliche Maßnahmen zur Ankurbelung der Wirtschaft und die Hoffnung auf medizinische Erfolge gegen das Coronavirus trieben zuletzt stark an an. Vorreiter der Aufwärtsbewegung ist weiterhin die US-Technologiebranche. Der technologielastige Nasdaq 100 Index stieg am Vorabend auf ein weiteres Rekordhoch.

Delivery Hero: Zahlen sorgen für kleinen Dämpfer

Der Essenslieferdienst hat den Bestellrekord während der Corona-Pandemie mit tiefroten Zahlen bezahlt. Unter dem Strich stand im ersten Halbjahr im fortgeführten Geschäft ein Verlust von rund 443 Millionen Euro und damit mehr als doppelt so viel wie ein Jahr zuvor, wie das seit dieser Woche im Dax gelistete Unternehmen am Donnerstag in Berlin mitteilte. Dennoch setzt der Lieferdienst seine Einkaufstour in der Welt fort. Das Unternehmen hat den Online-Lebensmittel-Marktplatz Instashop aus Dubai übernommen, der sein Geschäft im Nahen Osten und in Nordafrika betreibt. Instashop wird dabei mit 360 Millionen US-Dollar (305 Mio Euro) bewertet.

Unterdessen sprang der Segmentumsatz bei Delivery Hero – wie bereits vorab berichtet – dank des Bestellbooms in der Corona-Krise im ersten Halbjahr um rund 94 Prozent auf fast 1,13 Milliarden Euro in die Höhe. Vorstandschef Niklas Östberg hatte seine Umsatzprognose für das laufende Jahr daher bereits Ende Juli auf 2,6 bis 2,8 Milliarden Euro angehoben.

Delivery Hero hatte sein deutsches Geschäft (Foodora, Lieferheld, Pizza.de) im vergangenen Jahr an den damaligen niederländischen Konkurrenten Takeaway.com – heute Just Eat Takeaway (Lieferando) – verkauft. Derzeit sind die Berliner vor allem auf Märkten in Asien, dem Nahen Osten und Nordafrika stark vertreten.

Fielmann: Zukäufe geplant

Die Optikkette Fielmann treibt trotz der Belastungen durch die Corona-Pandemie ihre internationale Expansion voran. „Laufende Gespräche stimmen uns zuversichtlich, dass wir in den nächsten zwölf Monaten über eine Akquisition in einen neuen Markt eintreten“, teilte der Konzern am Donnerstag zur Vorlage seiner endgültigen Halbjahresbilanz in Hamburg mit. Dabei geht die Corona-Krise auch an dem Brillenhändler nicht spurlos vorüber. Im Berichtszeitraum war der Brillenabsatz um fast ein Viertel zurückgegangen, im Mai und Juni hatte der Konzern dann aber bereits von einer Erholung gesprochen.

Den endgültigen Berechnungen zufolge fiel der Umsatz in den ersten sechs Monaten auf 610,8 Millionen Euro, ein Jahr zuvor waren es noch rund 758 Millionen Euro gewesen. Der Vorsteuergewinn brach um rund 70 Prozent auf 37,5 Millionen Euro ein. Nach Steuern schmolz der Gewinn um mehr als 70 Prozent auf 25,1 Millionen Euro zusammen. Fielmann bestätigte seine Jahresziele, die Rückgänge bei Umsatz und Ergebnis vorsehen.

Kurz & knapp:

Nel: Nach guten am Mittwoch kommt heute die nächste gute Nachricht des Wasserstoff-Spezialisten aus Norwegen. Bereits 2016 haben sich SSAB, LKAB und Vattenfall zusammengeschlossen, um eine emissionsfreie Stahlproduktion in Schweden auf die Beine zu stellen. Den notwendigen Elektrolyseur für das Projekt hat Nel beigesteuert. Heute ist es soweit. Das Projekt geht mit großer Beachtung ans Netz. Ein weiterer Beweis dafür, dass die Skandinavischen Länder in Sachen Einsatz von regenerativen Energien eine Vorreiterrolle einnehmen.

Givaudan: Der Schweizer Aromen- und Duftstoffhersteller will das Wachstumstempo hoch halten. Auf vergleichbarer Basis peilt der Symrise-Konkurrent auch bis 2025 ein durchschnittliches Wachstum aus eigener Kraft um 4 bis 5 Prozent pro Jahr an, wie der Konzern am Donnerstag bei der Vorstellung der Mittelfriststrategie in Genf mitteilte. Der durchschnittliche freie Mittelzufluss soll mindestens 12 Prozent betragen, wie das Genfer Unternehmen am Donnerstag mitteilte, im letzten Fünfjahreszyklus waren jeweils 12 bis 17 Prozent angepeilt worden. Zum Wachstum sollen weiterhin Übernahmen beitragen, wobei das Unternehmen sich auch breiter aufstellen will. Das Portfolio soll in Richtung Ernährung, Nahrungsmittel-Inhaltsstoffe und „Schönheit“ ausgebaut werden.

Philips: Der niederländische Medizintechnikkonzern baut sein Geschäft zur Behandlung von Gefäßkrankheiten mit einer Übernahme aus. Für das US-Unternehmen Intact Vascular würden zunächst 275 Millionen US-Dollar (234 Mio Euro) in bar gezahlt, teilte Philips am Donnerstag in Amsterdam mit. Daneben sollen laut der Vereinbarung nach Abschluss der Übernahme in Summe weitere etwa 85 Millionen Dollar fließen. Der Zukauf soll noch im dritten Quartal abgeschlossen werden. Das US-Unternehmen entwickelt Geräte für minimal-invasive Eingriffe bei Gefäßerkrankungen, wie etwa zur Behandlung von Ablagerungen in Blutgefäßen, und soll die Möglichkeiten von Philips in diesem Bereich erweitern.

TikTok: Chef Kevin Mayer wirft nach nur wenigen Monaten das Handtuch bei der populären Video-App, die unter politischen Druck aus dem Weißen Haus geraten ist. Die jüngste Entwicklung habe dazu geführt, dass der Chefposten eine andere Bedeutung haben würde als bei Mayers Verpflichtung geplant gewesen sei, teilte Tiktok am Donnerstag mit. Derzeit verhandelt der Software-Riese Microsoft über einen Kauf des Geschäfts von Tiktok in den USA und mehreren anderen Ländern.

Von Markus Weingran / dpa-AFX

Foto: hanohiki / Shutterstock.com

Das könnte dich auch interessieren

Meistgelesene Artikel