Dax findet Kraft und nähert sich wieder der 13.000 Punkte Marke – USA wollen Impfstoff-Zulassung beschleunigen – In Deutschland mehren sich die Sorgen

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Hoffnungen auf neue Medikationen gegen das Coronavirus sowie positive Vorgaben von der Wall Street haben dem deutschen Aktienmarkt zum Wochenstart Auftrieb gegeben. Der Dax stieg im frühen Handel um 1,59 Prozent auf 12.968,24 Punkte. Damit machte der deutsche Leitindex seinen Verlust der Vorwoche von rund einem Prozent auf einen Schlag mehr als wett.

Der MDax gewann am Montagmorgen 1,05 Prozent auf 27.553,29 Punkte. Der EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone rückte um 1,62 Prozent auf 3312,45 Zähler vor.

Die US-Regierung erwägt, das Zulassungsverfahren eines Corona-Impfstoffkandidaten von Astrazeneca zu beschleunigen. Zudem erteilte sie eine Notfallgenehmigung für die Behandlung der Erkrankung Covid-19 mit Blutplasma, das Antikörper gegen das Coronavirus enthält. Der Chef der Arzneimittelbehörde FDA, Stephen Hahn, sprach von begrenzten, aber bislang „vielversprechenden“ Daten zur Wirksamkeit.

„Zwar bestehen Zweifel an der Behandlung mit Blutplasma. Da sich die Anleger aber bewusst sind, dass ein langes Warten auf einen effektiven Impfstoff bevorstehen dürfte, reagieren sie positiv auf jeden Fortschritt im Kampf gegen das Virus“, kommentierte Marktanalyst Milan Cutkovic von AxiTrader.

Chef der Wirtschaftsweisen warnt vor den Gefahren eines zweiten Lockdowns

Allzu viel Euphorie dürfte unter Anlegern allerdings nicht aufkommen, da die Corona-Infektionszahlen in Deutschland und anderen Ländern immer weiter nach oben schnellen. Diese Entwicklung weckt unter Investoren die Sorge vor möglichen neuen Lockdowns und deren Folgen für die Wirtschaft.

Ein zweiter Lockdown in der Corona-Krise wäre aus Sicht des Chefs der „Wirtschaftsweisen“, Lars Feld, katastrophal für die Wirtschaft. Feld sagte der Deutschen Presse-Agentur: „Wenn sich eine Beschleunigung zeigen sollte und die Infektionen weiter um sich greifen, dann droht ein zweiter Lockdown. Das wäre wirtschaftlich gesehen eine Katastrophe. Es besteht dann die Gefahr einer dauerhaften Abschwächung des Wachstums.“

Die Zahl der Corona-Neuinfektionen steigt. In der kommenden Woche beraten zunächst die Spitzen der schwarz-roten Koalition sowie dann Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten der Länder das weitere Vorgehen. Dabei dürfte es um die Verlängerung von Hilfsprogrammen sowie einheitlichere Corona-Regeln gehen. Die Wirtschaftsleistung in Deutschland war im zweiten Quartal eingebrochen.

„Ein zweiter Lockdown würde die Erholungsphase der Wirtschaft unterbrechen“, sagte Feld. „Derzeit sind wir wie vom Sachverständigenrat prognostiziert in einer V-Phase. Ein zweiter Lockdown würde dazu führen, dass eine ganze Reihe von Unternehmen, die in der jetzigen Erholungsphase noch überlebt haben, in die Insolvenz gehen müssen.“

Die Politik habe aus der ersten Lockdown-Phase sehr viel gelernt, sagte Feld. „Wir haben gelernt, welche Maßnahmen erforderlich sind und dass es nicht notwendig ist, das ganze Land herunterzufahren, sondern dass man dezentral isoliert und Menschen in die Quarantäne schickt. Deswegen ist ein zweiter Lockdown auch weniger wahrscheinlich.“

Feld ist Professor für Wirtschaftspolitik und Ordnungsökonomik an der Universität Freiburg und Direktor des Walter Eucken Instituts. Seit März 2020 ist er Vorsitzender des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, dem er seit März 2011 angehört. Der Sachverständigenrat berät die Politik. Die Experten werden umgangssprachlich auch als „Wirtschaftsweise“ bezeichnet.

onvista/dpa-AFX

Titelfoto: Imagentle / Shutterstock.com

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