BioNTech: Suche nach Impfstoff kommt gut voran ++ Bayer: Rechtsstreit wegen Essure beendet ++ Dermapharm: Prognose rauf, Aktie runter ++ Dax: Gute Stimmung verschwindet schnell

onvista · Uhr

Heute gibt es wenig mehr Klarheit, ob die Märkte ein weiteres großes Problem hinzubekommen oder das Thema Brexit langsam und sicher ausläuft. Die EU und Großbritannien schließen an diesem Freitag ihre siebte Verhandlungsrunde über ein Anschlussabkommen für die Zeit nach der Brexit-Übergangsphase ab. EU-Chefunterhändler Michel Barnier will nach einem Arbeitsfrühstück mit seinem britischen Gegenüber David Frost über die Ergebnisse der bislang schwierigen Gespräche informieren (11.00 Uhr).

Großbritannien hatte die Europäische Union nach fast einem halben Jahrhundert Ende Januar verlassen. Dennoch gehört das Land noch bis Jahresende zum EU-Binnenmarkt und zur Zollunion. Verhandelt wird nun über ein Anschlussabkommen – ansonsten droht ein harter wirtschaftlicher Bruch mit Zöllen und Handelshemmnissen. Die Übergangsphase läuft Ende des Jahres aus.

Bislang gab es in den Gesprächen nur wenig Fortschritte. Ende Juli bezeichnete Barnier es als unwahrscheinlich, dass noch ein Abkommen zustande kommt. Ein Sprecher der EU-Kommission bekräftigte diese Woche, dass ein Abkommen spätestens Ende Oktober stehen müsse. Viele Experten halten einen Durchbruch auch jetzt für unwahrscheinlich.

Barnier und Frost hatten die aktuelle Verhandlungsrunde am Dienstagabend mit ihren Teams begonnen. Knackpunkte sind die EU-Forderungen nach gleichen Wettbewerbsbedingungen und nach einem „ausgewogenen“ Fischereiabkommen.

Dax: Stimmung nur kurz gut

Nachdem der deutsche Leitindex mit 12.880,64 Punkte, einem Plus von 0,39 Prozent in den letzten Tag der Handelswoche gestartet ist, sind die Gewinne mittlerweile schon wieder aufgebraucht und der Dax ist ins Minus gedreht. Stimmungsdaten aus dem Industriesektor in Frankreich enttäuschten herb, da sie kein Wachstum mehr signalisieren. Die Daten aus Deutschland haben den Dax dann allerdings wieder ernuet ins Plus drehen lassen.

Der MDax hielt sich am Freitagmorgen mit 0,13 Prozent auf 27.243,42 Punkte im Plus. Der Leitindex der Eurozone EuroStoxx 50 drehte ins Minus und verlor 0,11 Prozent auf 3.270,29 Zähler.

Aktuell stehen die Einkaufsmanager-Indizes aus Deutschland und der gesamten Eurozone für den Monat August zur Veröffentlichung an. Diese gelten als konjunkturelle Frühindikatoren.

Biontech: Weiterhin positiv für Impfstoff

Die Forschungspartner Pfizer und Biontech kommen bei der Suche nach einem Impfstoff gegen das Sars-Cov-2-Virus voran. Weitere Daten aus einer Studie der frühen Phase I mit dem Wirkstoffkandidaten BNT162b2 seien positiv ausgefallen, teilten der US-Pharmakonzern und das Mainzer Biotechunternehmen am Donnerstagabend gemeinsam mit. Der Wirkstoff habe sowohl bei jüngeren als auch bei älteren Patienten im Test für eine starke Immunabwehr gegen die Krankheit Covid-19 gesorgt.

Die beiden Unternehmen planen weiterhin für den Erfolgsfall, die Zulassung für den Wirkstoff frühestens im Oktober zu beantragen. Sollte die Impfung grünes Licht von den Behörden bekommen, sollen noch bis Ende dieses Jahres weltweit bis zu 100 Millionen Dosen ausgeliefert werden. Bis Ende 2021 planen die beiden Unternehmen mit rund 1,3 Milliarden Impfstoffdosen.

Der Wirkstoffkandidat BNT162b2 wird inzwischen seit Juli auch in einer zulassungsrelevanten Studie der Phase 2/3 getestet, an der bis zu 30 000 Menschen teilnehmen sollen. Bislang seien in das Programm 11 000 Teilnehmer aufgenommen worden, hieß es weiter. Darunter seien auch Menschen aus solchen Gegenden, in denen sich das Virus stark verbreite.

Die Aktie schießt nach der Nachricht auf der Handelsplattform Tradegate über 10 Prozent in die Höhe, kommt aber im Zuge der allgemeinen Stimmung wieder ein gutes Stück zurück.

Bayer: Nächster Rechtsstreit aus der Welt geräumt

Der Dax-Konzern aus Leverkusen hat im US-Streit um angebliche Gesundheitsrisiken der Verhütungsspirale Essure eine milliardenschwere Einigung festgezurrt. Es seien Vereinbarungen mit Klägeranwaltskanzleien getroffen wurden, mit denen etwa 90 Prozent der insgesamt fast 39 000 in den USA schon eingereichten oder teils noch nicht eingereichten Essure-Klagen beigelegt werden, wie der Dax-Konzern am Donnerstag in Leverkusen mitteilte. Insgesamt will Bayer etwa 1,6 Milliarden US-Dollar (1,35 Mrd Euro) in die Hand nehmen, worin auch Pauschalen für Ansprüche enthalten sei, für die noch keine Vergleichsvereinbarungen vorliegen. Mit diesen Klägerinnen werde aktuell noch gesprochen.

Die Anleger freute es, Euphorie wollte angesichts des noch viel teureren und immer noch nicht beendeten Glyphosat-Streits allerdings nicht aufkommen. Die Bayer-Aktien legten am Abend auf der Handelsplattform Tradegate im Vergleich zum Xetra-Schluss um rund ein Prozent zu.

Eine Einigung war zudem angesichts zuletzt intensivierter Gespräche auch erwartet worden, weshalb Bayer dafür schon Geld beiseite gelegt hatte. Die Vergleichssumme sei durch Rückstellungen gedeckt, hieß es denn auch von von den Leverkusenern.

Dermapharm: Umsatz- und EBITDA-Prognose wird erhöht

Das Arzneiunternehmen blickt optimistischer auf das laufende Geschäftsjahr. Deshalb hat der SDax-Konzern seine Prognose für 2020 erhöht. Das teilte Dermapharm am Freitag in Grünwald mit. Demnach erwartet Dermpaharm nun einen Umsatzanstieg von 12 bis 15 Prozent und einen Anstieg beim bereinigten operative Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 8 bis 10 Prozent. Bisher ging das Management in beiden Fällen von einem Wachstum im oberen einstelligen Prozentbereich aus.

Umsatz und Ergebnis konnte Dermapharm im ersten Halbjahr steigern. Nach vorläufigen Zahlen kletterte der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um 14 Prozent auf 378 Millionen Euro. Das operative Ergebnis stieg leicht um 2 Prozent auf 92 Millionen Euro. In den Zahlen spiegele sich die erhöhte Nachfrage im ersten Quartal bei den Markenarzneimitteln wider, als auch eine Glättung dieser Bevorratungseffekte im zweiten Quartal, sagte Dermapharm-Chef Hans-Georg Feldmeier. Die endgültigen Zahlen legt der Konzern am 9. September vor.

Die gute Nachricht zum weiteren Geschäftsverlauf scheinen einige Anleger zu nutzen, um ihre Gewinne zu sichern. Die Aktie liegt im frühen Handel über 2 Prozent im Minus.

Kurz & knapp:

LPKF Laser: Mit einem verschärften Sparkurs und verlängerter Kurzarbeit will der Laserspezialist auf Auftragsverschiebungen reagieren. In der zweiten Jahreshälfte soll bei dem TecDax-Aufsteiger demnach weiter an der Kostenschraube gedreht werden, wie Konzernchef Götz Bendele der Wirtschaftszeitung „Euro am Sonntag“ laut einem Vorabbericht vom Freitag sagte. So will das Unternehmen seine Lagerbestände signifikant reduzieren, wie Finanzvorstand Christian Witt erläuterte. „Außerdem wird die Kurzarbeit, mit der Mitarbeiter flexibel von einer zur nächsten Woche disponiert werden können, bis zum Jahresende fortgesetzt.“ Das Betriebskapital, das sogenannte „Working Capital“, solle bis Jahresende deutlich sinken. Unternehmensangaben zufolge könnten Großaufträge in den Sparten Solar, Electronics und Welding (Kunststoffschweißen) möglicherweise ins nächste Geschäftsjahr verschoben werden. Im ersten Halbjahr war im Bereich Welding bereits ein Verlust von 1,5 Millionen Euro angefallen. Witt erwartet, dass die Sparte auch im Gesamtjahr Verluste schreibt. Eine Rückkehr in die schwarzen Zahlen in diesem Jahr sei in diesem Bereich schwierig. Dennoch erwartet LPKF für 2020 insgesamt „schwarze Zahlen“, hieß es. Mit 14 Millionen Euro Reserven und einer 2019 erarbeiteten Netto-Cash-Position sei das Unternehmen „gut aufgestellt“, sagte Witt.

 Novartis: Der Schweizer Pharmakonzern hat in den USA früher als zuletzt gedacht eine Zulassung für das Multiple-Sklerose-Medikament Kesimpta (ofatumumab) erhalten. Ein Entscheid der US-Gesundheitsbehörde FDA war erst im September erwartet worden. Kesimpta werde voraussichtlich Anfang September in den Vereinigten Staaten erhältlich sein, teilte der schweizerische Pharmakonzern am Donnerstagabend mit. Derzeit liefen zudem weltweit weitere Genehmigungsanträge. Die Zulassung in Europa werde bis zum zweiten Quartal 2021 erwartet. Ofatumumab ist eine sogenannte B-Zell-Therapie. MS-Patienten können sich das Mittel mit einem Autoinjektor-Pen selbst verabreichen. Im Februar hatten die FDA und ihr europäisches Pendant EMA den Zulassungsantrag für Ofatumumab angenommen.

Airbnb: Der Apartment-Vermittler hat ein weltweites Party-Verbot in allen über die Plattform gemieteten Wohnräumen verfügt. Ein Grund sei, dass einige Nutzer dazu neigten, dort das für Bars und Clubs typische Verhalten auszuleben, erklärte Airbnb am Donnerstag. Man habe auch eine einheitliche Regelung angestrebt, weil es regional unterschiedliche und sich verändernde Vorschriften gebe. Außerdem wurde die maximale Zahl der Gäste – auch in größeren Häusern – auf 16 begrenzt. Bei Verstößen drohten der Rauswurf von der Plattform und rechtliche Konsequenzen, erklärte Airbnb. Das Unternehmen ließ aber offen, wie die Einhaltung der Regeln überwacht werden soll. Airbnb betonte zugleich, dass der Dienst bereits zuvor Schritte in diese Richtung zur Eindämmung der Risiken in der seit rund einem halben Jahr andauernden Corona-Krise unternommen habe. Unter anderem sei die Möglichkeit gestrichen worden, nach „Event-freundlichen“ Standorten zu suchen. Außerdem konnten Nutzer im Alter unter 25 Jahren, die noch keine positiven Bewertungen bei Airbnb hatten, nicht mehr ganze Häuser buchen. Schon vor dem flächendeckenden Verbot seien Parties in 73 Prozent der Angebote von den Vermietern verboten worden.

Von Markus Weingran / dpa-AFX

Foto: Homepage Biontech

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