Von 1986 bis heute

Der onvista-Börsenfuchs · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Hallo Leute! Überall gedenkt man der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl. Auch 30 Jahre danach gibt die Ukraine nach den Worten ihres Botschafters in Deutschland, Andrij Melnyk, noch 5 Prozent ihrer Wirtschaftsleistung für die Bewältigung des Atomunglücks aus! Knapp 2 Millionen Menschen seien als Opfer anerkannt, über 100.000 von ihnen körperlich behindert. Ukraine - aus unserer Sicht damals ganz weit weg, aber dann plötzlich ganz nah. Ich erinnere mich noch, dass Sandkästen auf Kinderspielplätzen wegen der Unsicherheit über Strahlenverseuchung gesperrt wurden und am Teich meines Angelvereins plötzlich ein Schild stand, gefangene Fisch dürfen nicht gegessen, sondern müssen sofort vergraben werden.

Ich möchte bei den Erinnerungen an 1986 hier aber noch auf was anderes hinweisen: Es hat nämlich knapp drei Wochen (!) gedauert, bis die Menschen in der Ukraine von den damaligen Machthabern über die Katastrophe vom 26. April 1986 informiert wurden. Das wäre heute nicht mehr möglich! Inzwischen kannst du die Bevölkerung nicht mehr so leicht benebeln - Internet, Handy-Kameras und soziale Netzwerke sorgen für superschnelle Informationsverbreitung. Beim japanischen Fukushima-Unfall 2011 lief in dieser Hinsicht auch alles ganz anders ab.

Im Jahr 1986 gab es aber einen zweiten „Knall“, einen positiven, den die meisten von Euch gar nicht kennen dürften, meine Freunde. Er wurde „Big Bang“ genannt - bitte nicht mit „Big Ben“ verwechseln, der Monster-Glocke im Turm von Westminster! Big Bang ist die Bezeichnung für die am 27. Oktober 1986 in Kraft getretene Deregulierung des britischen Investment-Banking-Sektors durch den „Financial Services Act”. Unter anderem wurde mit ihm der Londoner Finanzmarkt für ausländische Anleger geöffnet. Weiterhin wurden zuvor fixierte Handelskommissionen (sog. Mindest-Courtagen) im Wertpapierhandel aufgehoben, so dass sich die Provisionen der Makler ab nun im freien Wettbewerb befanden. Rückblickend ermöglichte der Big Bang den internationalen Aufstieg Londons zu einem der bedeutendsten Finanzplätze weltweit. Bei uns gab es dann etwas Ähnliches durch die Bundesbank, was man in Fachkreisen „Restliberalisierung“ des Kapitalmarkts nannte.

Diese und andere Ereignisse markieren einen Zeitraum, den man als Beginn der Globalisierung einstufen kann. Neben den revolutionären technischen Fortschritten, vor allem im Kommunikations- und Transportbereich, gab es ganz wichtige politische Entscheidungen und Maßnahmen wie die Liberalisierung des Welthandels. Möglich gemacht hat die Globalisierung unseres Lebens aber in erster Linie die Digitalisierung mit der Ausbreitung der Computer.

Hey, ich muss Euch nicht sagen, dass die Börsenfantasie durch diese Entwicklungen noch lange nicht erschöpft ist. Zum einen sind Transport und IT nach wie vor entscheidende Innovationsträger. Und wir diskutieren ja längst über „Industrie 4.0“. Beispiel Autos, die uns ja besonders lieb und wert sind. Und es wohl bleiben. Hersteller und Zulieferer sind unser wichtigster Industriezweig - mit einem Gewicht von 16 Prozent im Dax. Kein Wunder, wenn gerade jetzt Politik und Wirtschaft über Fördermaßnahmen für den Kauf von E-Autos diskutieren. VW ist übrigens im ersten Quartal absatztechnisch trotz der US-Probleme wieder Weltspitze geworden - vor allem dank China. Schreibt dazu heute der Deutsche-Bank-Chefanlagestratege Ulrich Stephan: „E-Autos dürften ein Wachstumsmarkt werden, internetbasierte Datendienste sind es längst: Das Cloud-Geschäft in den USA und Europa stützt bereits die Gewinne von Amazon oder Microsoft - Apple will damit seine gestern eingestandene aktuelle iPhone-Schwäche abfedern. China indes hinkt hinterher, trotz Anbietern wie Alibaba, Baidu oder Tencent.“

Zum anderen regt uns die alltäglich gewordene Globalisierung der Kapitalanlagen selbst an - das geht total easy, überall offene Märkte und kostet auch den Privatanleger nicht viel. Ganz anders als vor 30 Jahren. Deshalb: Wenn Ihr Euer Aktiendepot sinnvoll verteilen wollt, dann bieten sich u. a. die drei eben genannten Regionen an, aus unterschiedlichen Gründen: Deutschland, USA und China.

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