Wahl in Großbritannien beunruhigt Investoren

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Die bevorstehende Parlamentswahl in Großbritannien beunruhigt Investoren. Der Ausgang ist ebenso ungewiss wie die wirtschaftliche Zukunft des Landes.

Großbritannien stehen unruhige Zeiten bevor. Am Donnerstag wählen die Briten ein neues Parlament. Wer danach den Premierminister stellt, ist momentan nicht absehbar. Umfragen sagen ein Kopf-an-Kopf-Rennen voraus zwischen den Konservativen unter Regierungschef David Cameron und den Labour-Herausfordereren unter Ed Miliband. Zur absoluten Mehrheit dürfte es für keine Partei reichen, schwierige Koalitionsverhandlungen wären die Folge.

Premierminister Cameron hat für den Fall seiner Wiederwahl ein Referendum über den EU-Verbleib in Aussicht gestellt. Bis Herbst 2017 wolle er die Briten darüber abstimmen lassen, ob sie weiter Teil der Europäischen Union sein wollen. Vorher möchte Cameron aber die EU reformieren und die britische Position innerhalb der Union neu definieren.

Hohe Verluste durch “Brexit”

Die ungewisse Zukunft des Landes beunruhigt offenbar zunehmend Finanzmarkt-Profis. In den ersten drei Monaten des Jahres haben Investoren Anlagen im Wert von 68 Milliarden Dollar aus Großbritannien abgezogen. Das geht aus Daten hervor, die von der in London ansässigen Beraterfirma Crossborder Capital veröffentlicht wurden. “Ich denke, die Zahlen spiegeln Unsicherheit wegen der Wahlen wider”, zitiert die Süddeutsche Zeitung Crossborder-Chef Michael Howell.

In der vergangenen Woche hatte bereits eine Studie für Aufsehen gesorgt, nach der ein Abschied aus der Europäischen Union Großbritannien teuer zu stehen käme. Das Bruttoinlandsprodukt könne bis ins Jahr 2030 um bis zu 14 Prozent oder 313 Milliarden Euro niedriger ausfallen als bei einem EU-Verbleib, lautet das Fazit einer Untersuchung der Bertelsmann Stiftung und des Ifo-Instituts.

“Schon allein ökonomisch wäre ein Brexit ein Verlustgeschäft für alle in Europa, allen voran für die Briten”, sagte der Vorstandsvorsitzende der Bertelsmann Stiftung, Aart De Geus. “Ein Austritt aus der EU würde dabei vor allem die Kosten des Handels zwischen der EU und dem Vereinigten Königreich erhöhen und die Handelsaktivitäten verringern”, heißt es in der Studie. Einzelne britische Branchen würden unterschiedlich hart getroffen. Die Chemieindustrie könnte dabei fast elf Prozent ihrer Wertschöpfung einbüßen, die Finanzdienstleister knapp fünf Prozent.

Aktienkurse und Währung unter Druck

An der Londoner Börse ist die Unsicherheit der Investoren durchaus zu spüren gewesen. Der FTSE 100 hat zwar seit Mitte Dezember rund 1000 Punkte zugelegt und war im März erstmals über die Marke von 7000 Zählern geklettert. Doch der Anstieg wurde immer wieder von deutlichen Kursrückgängen unterbrochen. Zudem stand der FTSE vor einem Jahr bereits bei über 6800 Punkten, in den vergangenen zwölf Monaten hat er damit nur rund drei Prozent an Wert gewonnen.

Unter Druck geraten ist zuletzt auch das Pfund Sterling. Die britische Währung war Mitte April gegenüber dem US-Dollar auf den tiefsten Stand seit etwa fünf Jahren gefallen. Börsianern zufolge hatten enttäuschende britische Konjunkturdaten das Pfund belastet. Die Wirtschaft war zwischen Januar und März nur noch um 0,3 Prozent zum Vorquartal gewachsen und damit so schwach wie seit Ende 2012 nicht mehr.

OnVista/dpa-AFX/Reuters
Foto: Marco Govel/shutterstock.com

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