Wo bleiben die klaren Empfehlungen?

Der onvista-Börsenfuchs · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Hallo Leute! Kriegt auch Ihr immer mehr Online-Newsletter mit Sonderangeboten von allen möglichen Anbietern und einschlägigen Agenturen (Discounter, Möbel-Fuzzies, Autohändler usw.) auf den Schirm? Schlimm, wenn man mit seiner Mail-Adresse irgendwo in dieser boomenden Internet-Welt registriert ist. Von den lästigen Flyern, Prospekten und Broschüren als Beilage der Printmedien ganz abgesehen. Fast immer geht’s um Preise, Prozente, Prämien - die Kauflust wird massiv angeregt. Nur in puncto Kapitalanlagen sehe ich das momentan nicht. Die Börsen sind in Schwung gekommen und erfolgreich auf Erholungskurs, aber Analysten und Anlageberatern fällt kaum was Neues ein. Ich hab‘ das Gefühl, die können mit dem neuen Dax-Jahreshoch bisher noch wenig anfangen.

Schreibt mir ein ganz großer Fondsmanager zum Wochenausklang: Für technisch orientierte Investoren dürfte der Bärenmarktrally allmählich die Luft ausgehen, nachdem die Aktienindizes an starke Widerstandszonen heranlaufen. Auch die Aufwärtsbewegung bei Rohstoffen nähert sich kritischen Widerstandszonen. Die Dollarschwäche ist bereits weit fortgeschritten und eröffnet zunehmendes Erholungspotenzial. Na ja, das klingt mir zu skeptisch.

Aber es gibt offenbar genug Profis, die dem Aktien-Braten noch nicht trauen. Bezweifelt wird vor allem, dass der Spaß im weiteren Jahresverlauf anhält. Und vielleicht behalten die Skeptiker Recht, dass man nicht mehr auf Doping durch Draghi setzen sollte. Denn nach dessen gestrigen Stellungnahmen sind zwar weitere Maßnahmen wie eine nochmalige Ausweitung des Katalogs ankaufbarer Anleihen oder auch eine erneute, leichte Zinssenkung nicht ausgeschlossen. Aber sie dürften weder entscheidend dazu beitragen, das Inflationsziel der EZB zu erreichen, noch den Kapitalmärkten entscheidende Anstöße zu geben. Dazu schreiben mir Frankfurter Bankanalysten: „Die Märkte müssen sich langsam von dem Gedanken verabschieden, dass die Stimulierung durch die EZB immer weiter geht. Viel hilft eben nicht immer viel.“

Oder ist es schon der Schatten von „Sell-in-May“? Die Vordenker der Frankfurter DZ-Genossen halten davon nix (ich auch nicht) und betrachten es heute ganz langfristig: Von einer ausgeprägten Korrektur im Sommer kann keine Rede sein, der Juli liefert historisch gesehen sogar eine der stärksten Entwicklungen im Jahresverlauf. Meist kam es daher zu einer Seitwärtsbewegung. Wir vertreten die Meinung, dass die „Sell in May…“-Regel nicht viel mehr als eine nette Anekdote ist und nicht dazu geeignet ist, langfristig am Aktienmarkt Erfolg zu haben.

Mal ganz abgesehen davon - in totaler Hausse-Laune bin ich noch immer nicht (bei aller Zuversicht für die Aktienanlage). Denn ich frag‘ mich, was kurzfristig zum Turbo für die Kurse werden könnte, wenn die Notenbanken schon „eingepreist“ sind und die Weltwirtschaft nicht so richtig Fahrt aufnimmt. Deshalb rate ich unverändert dazu, nicht volles Rohr zu schießen, sondern nur einen Teil des frischen Gelds zu investieren. Ein ordentlicher Cash-Anteil macht weiter Sinn.

Was in den Analysen der Geldstrategen schon seit Tagen auftaucht, sind Empfehlungen für Schwellenländer (z.B. deren Hochzinsbonds), Goldminen und andere Rohstoffaktien sowie einzelne Pharmawerte, dazu der Dauerbrenner McDonald’s. Bei den Amis melden sich prominente Stimmen zu Wort, die sich jetzt für unterbewerteten Value-Aktien (und nicht mehr für Wachstumswerte) stark machen, beispielsweise für nicht-zyklische Konsumgüter-Konzerne - dazu gehört für mich ein Klassiker wie Nestlé.

Ganz konkret wird heute das Handelsblatt mit dem Titelthema „Versteckte Börsenstars - 10 Aktien, bei denen jetzt der Einstieg lohnt“ (illustriert mit einem goldfarbenen Bullen). Ich geb‘ Euch die 10 einfach mal weiter, meine Freunde: BMW, Merck, Bayer, Telefonica, Aurubis, Santander, Novartis, Richemont, Schneider Electric und Walt Disney.

Mehr zur Sell-in-May-Börsenweisheit lesen Sie im OnVista Blog: “Sell in May and go away” – Was ist dran?

Meistgelesene Artikel