Wochenausblick: Stürmische Börsenwoche steht bevor

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Anlegern droht eine stürmische erste Septemberwoche. Die Gefahr einer Sanktionsspirale gegenüber Russland wird immer größer - mit unkalkulierbaren wirtschaftlichen Folgen. Dem gegenüber steht die EZB, von der neue Impulse für die Konjunktur erhofft werden.

In der ersten Septemberwoche richtet sich der hoffnungsvolle Blick vieler Investoren nach Frankfurt. Kann die Europäische Zentralbank mit ihrer Geldpolitik die Folgen der weltweiten politischen Krisen etwas abfedern? Enttäuschungen scheinen sicher. Die Erwartungen an die Währungshüter sind bereits recht hoch, vielleicht sogar zu hoch: “Im Moment preisen die Anleger ihre absolute Wunschvorstellung bei den Aktionen von Janet Yellen und Mario Draghi ein”, sagte Daniel Saurenz von Feingold Research.

Die Risiken für den Aktienmarkt überwiegen derzeit deutlich - sagen zumindest die Analysten: “Eine Ausweitung der Sanktionen des Westens gegenüber Russland zeichnet sich ab, wenngleich Entscheidungen wohl noch auf sich warten lassen”, so Christian Apelt von der Helaba. Damit wachse im Ukraine-Konflikt die Gefahr einer Sanktionsspirale mit dann zunehmenden wirtschaftlichen Folgen - was sich bereits in der deutlich schlechteren Unternehmerstimmung niedergeschlagen habe.

Analyst Andreas Hürkamp von der Commerzbank ist ebenfalls skeptisch und hält es für möglich, dass der Dax wieder Richtung 9000 Punkte sinkt. Denn angesichts des schwachen Wachstums in Deutschland könnten die Erwartungen an die Unternehmensgewinne in den nächsten Monaten nochmals runtergeschraubt werden.

Schwacher Außenhandel - gesunkene Wirtschaftsleistung

Das Bruttoinlandsprodukt in Deutschland fiel zwischen April und Juni um 0,2 Prozent zum Vorquartal. Das Statistische Bundesamt bestätigte die erste Schätzung von Mitte August. Die Wirtschaft schrumpfte damit erstmals seit gut einem Jahr. Grund war demnach die Zurückhaltung der Firmen bei Investitionen. Die Unternehmen gaben 0,4 Prozent weniger aus für Maschinen und Anlagen. Auch die Bauinvestitionen sanken kräftig um 4,2 Prozent.

Zudem bremste der Außenhandel, da die Exporte mit 0,9 Prozent schwächer zulegten als die Importe mit 1,6 Prozent. Für einen Mini-Impulse – wenn man es überhaupt so nennen kann – sorgten hingegen die Bürger, die 0,1 mehr konsumierten als zu Jahresanfang. Auch die öffentliche Hand gab 0,1 Prozent mehr aus. Für das laufende Quartal erwarten viele Ökonomen nur ein schwaches Wachstum oder eine Stagnation. Manche Ökonomen fürchten sogar eine Rezession.

EZB-Sitzung am Donnerstag

Angesichts der trüben Wirtschaftslage richtet sich die Hoffnung zahlreicher Investoren auf die Europäische Zentralbank (EZB). Klarheit erhoffen sie sich vor allem von Mario Draghis Pressekonferenz am Donnerstag. Im Anschluss an die Leitzinsentscheidung wird der EZB-Präsident traditionell die aktuelle Ausrichtung der Geldpolitik erörtern.

Doch allzu große Impulse erwarten Experten von Draghi nicht. Angesichts der unerwünscht niedrigen Inflation im Euroraum halten zahlreichen Analysten weitergehende EZB-Maßnahmen für möglich. Besonders die Wahrscheinlichkeit für breit angelegte Staatsanleihenkäufe (QE) sei gestiegen.

Die Helaba rechnet aber zunächst nur mit einem Beschluss zu Kreditverbriefungen, bevor es zu einem breiten QE-Programm kommen könnte. Beim Kauf von Staatsanleihen bestünden zudem noch rechtliche Bedenken. Hinzu kommt, dass die Politik der US-Notenbank (Fed) derzeit eher darauf ausgerichtet ist, die Geldschleusen wieder zu schließen. Dies könnte auch aus dem Konjunkturbericht der Fed hervorgehen, der am Mittwoch die Aufmerksamkeit auf sich ziehen dürfte.

Verschärfung der US-Geldpolitik?

Für den Aktienmarkt wäre eine unerwartet schnelle Verschärfung der US-Geldpolitik eine schlechte Nachricht, da Dividendenwerte gegenüber Anleihen an Attraktivität einbüßen würden. Zwar hatte Fed-Chefin Janet Yellen zuletzt auf dem Notenbanktreffen im amerikanischen Jackson Hole signalisiert, dass sie noch keinen akuten Handlungsbedarf für eine Zinswende sieht. Den Zeitplan könnte die US-Notenbank allerdings noch einmal überdenken, wenn der für die Geldpolitik wichtige Arbeitsmarktbericht für August unerwartet gut ausfallen sollte.

Veröffentlicht wird der Arbeitsmarktbericht am Freitag. Bei ihren Entscheidungen wird die Fed jedoch auch andere wichtige US-Konjunkturdaten beachten. So steht in der neuen Woche vor allem der ISM-Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe am Dienstag auf der Agenda.

Stühlerücken im Börsenbarometer

In Deutschland richten sich am Mittwochabend alle Augen auf den Arbeitskreis Aktienindizes, der den Vorstand der Deutschen Börse bei der Zusammensetzung der Auswahlindizes berät. Erwartet wird ein munteres Wechselspiel im Börsenbarometer der mittelgroßen Werte MDax , im Technologiewerte-Index TecDax und im Index der kleineren Werte SDax.

Doch auch im Dax könnte es zu einer Veränderung kommen: So gilt die Mediengruppe ProSiebenSat.1 als heißer Anwärter auf einem Platz im Leitindex. Im Gegenzug könnte der Kasseler Salz- und Düngemittelproduzent K+S aus der ersten Börsenliga absteigen.

OnVista/dpa-AFX/Reuters
Foto: Jorg Hackemann/shutterstock.com

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