onvista Börsenfuchs: Am besten gaaanz langfristig investieren

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Quelle: onvista

Hallo Leute!

Ich bleib‘ bei einem meiner Lieblingsthemen – welche Anlagedauer am Aktienmarkt ist angesagt? Denn börsentäglich bestätigen mir die Berufspropheten in ihren Lageberichten und Ausblicken, wie unterschiedlich man Konjunktur und Finanzmärkte beurteilen kann. Eigentlich nix Neues. Besonders bemerkenswert ist für meinen Geschmack jedoch, dass einige der Vordenker inzwischen offen und ehrlich zugeben: Ich weiß es nicht.  

Allein die heute veröffentlichten Berichte sind so differenziert und voller Einschränkungen, dass ein privater Anleger eher abgeschreckt als ermuntert wird. Hier ein paar Auszüge: Nach dem Einbruch des Konsumklimas in Deutschland im Zuge des Ukraine-Kriegs ist die Talfahrt im Mai wieder gebremst worden. Erwartungen an Konjunktur und Einkommen sowie die Kauflaune hätten sich im Mai stabilisiert, ergab die jüngste Studie des Nürnberger Konsumforschungsunternehmen GfK. Zuvor hatte der Krieg in der Ukraine die Kauflaune der Deutschen auf ein Allzeit-Tief geschickt. Damit verbessert sich das Konsumklima zwar geringfügig, die Konsumstimmung ist aber nach wie vor an einem absoluten Tiefpunkt.

Steigende Energiepreise, Lieferengpässe, Auftragsstau: Der Ukraine-Krieg und Chinas strikter Kurs gegen die Corona-Pandemie werden zunehmend zur Belastung für die deutsche Wirtschaft. Statt des erhofften kräftigen Aufschwungs nach zwei Jahren im Krisenmodus trauen viele Volkswirte Europas größter Volkswirtschaft 2022 inzwischen nur noch ein Wirtschaftswachstum zwischen 1 und 2 Prozent zu. Im vergangenen Jahr waren es immerhin 2,9 Prozent. Der ehemals erhoffte kräftige Aufschwung erstickt im Würgegriff des Krieges, kommentiert die staatliche Förderbank KfW. Mit einer durchgreifenden konjunkturellen Belebung wird erst wieder gerechnet, wenn die hemmenden Faktoren nachließen. Für den Rest des Jahres werden „nur“ moderat positive Quartalswachstumsraten vorhergesagt. Nur? Gleichzeitig geben andere Experten den jüngsten Konjunkturbarometern die Note Gar-nicht-so-übel (angesichts der schweren Belastungen).

Unterm Strich kann man mit beliebten Redensarten Stellung nehmen: „Nix Genaues weiß man nicht“ und „Alles ist möglich“. Uns fehlen einfach historische Beispiele für ähnlich heikle Situationen. Zu groß und vor allem zu unberechenbar sind die Unsicherheiten für Wirtschaft und Börse.

Deshalb teile ich ausdrücklich den Appell von Carsten Mumm, Chefvolkswirt der Privatbank Donner & Reuschel: Umso wichtiger ist, dass Menschen mit langjährigen Börsenerfahrungen sich jetzt zu Wort melden und für zweifelnde Erstanleger mit Rat und Tat zur Seite stehen. Wer schon lange im Geschäft ist, kennt die teils extremen Aufs und Abs der Kurse und weiß, dass es immer wieder zu Übertreibungen in die eine oder andere Richtung kommt. Auch wenn aktuell offensichtlich alle Trends nach unten zeigen und kurzfristig zumeist noch keine Bodenbildung erkennbar ist, sind es diese schwierigen Zeiten, in denen es für Verkäufe oftmals bereits zu spät ist und andererseits die Positionierung in Unternehmen mit stabilen und zukunftsfähigen Geschäftsmodellen in den kommenden Jahren besonders ertragreich sein kann. Unter sehr hohem Druck werden Menschen und Unternehmen besonders kreativ und innovativ und legen wichtige Grundsteine für den (auch diesmal sicher) auf die Krise folgenden Aufschwung. Jo, seid geduldig, meine Freunde! Auch wenn’s schwerfällt. Es kann – schlimmstenfalls – Jahre dauern, bis wir diese schwierige Phase überwinden. Kein abschreckendes Thema, wenn man sich für einen gaaanz langfristigen Aktien- oder Fonds-Sparplan entscheidet. 

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