Börse Frankfurt-News: Nervosität hält an (Zertifikate-Handel)

dpa-AFX · Uhr

FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Die alten Sorgen der Anleger sind auch die neuen. Sie setzen angesichts weiter steigender Zinsen auf fallende Aktienindizes, Rücksetzer des Bund-Future und des Währungspaars Euro/US-Dollar.

22. September 2022. Frankfurt (Börse Frankfurt). Das Sorgen-Trio aus steigender Inflation, steigenden Zinsen und drohender Rezession dominiert den Zertifikatehandel in diesem Monat weiter. Der DAX schwankte in einer Spanne von 12.600 und 13.560 Punkten.

,"Das Marktumfeld bleibt herausfordernd. Die wieder gestiegene Volatilität schlägt sich aber nicht in Hektik nieder", berichtet Anouch Wilhelms von der Société Générale. "Sie ist aber ein Hinweis, dass die Anleger den Markt genau in Auge behalten."

Volatilität zeigt Nervosität der Anleger

"Volatilität ist Nervosität" kommentiert Atakan Sahin von der ICF die Anlegerstimmung. Viele schlechte Nachrichten seien aber eingepreist. "Die Umsätze sind gut, es wird viel gehandelt", beschreibt er den Handel. Nach der Sommerrally seien die Kursniveaus nun niedriger, doch angesichts der überwiegend negativen Nachrichten bleibe der Markt relativ stabil. "Nach wie vor beherrschen die Themen Inflation, Zinsen und eine mögliche Rezession den Markt."

Fokus auf Devisen und Rohstoffe statt Technologieaktien

Die beliebtesten Basiswerte der Kund*innen der Société Générale sind DAX, NASDAQ 100 und Gold. "Dahinter folgt wenig überraschend das Währungspaar Euro/US-Dollar", beschreibt Wilhelms die Nachfragesituation in seinem Haus. Bei der ICF Bank ist das europäisch-amerikanische Währungspaar ebenfalls im Fokus: "Die Verwerfungen am Devisenmarkt werden rege gehandelt, ebenso Rohstoffe", fasst Sahin das Geschehen zusammen. So stünden auf der Liste der meist gehandelten Werte der DAX, die Ölpreise und der Euro zum US-Dollar auf den ersten drei Plätzen.

Weiter steigende Zinsen erwartet

Wilhelms berichtet, dass sich das Anlegerinteresse von Technologieaktien zu Rohstoffen und Anleihen verschoben habe. Brent und WTI rangieren auf den Plätzen 6 und 7, der Bund Future auf Rang 13. "Die Kund*innen, die weiter steigende Zinsen erwarten, kaufen entsprechend Produkte auf fallende Kurse zum Beispiel der zehnjährigen Bundesanleihen", berichtet Wilhelms. "Tesla als Einzelaktie ist immerhin noch auf Rang 11 und Amazon auf Platz 18.

Fallende DAX-Kurse und rückläufige Volatilität gehandelt

Von den meistgehandelten Produkten dominieren Käufe eines bearishen Knock-out-Scheins auf den DAX (DE000SN3W424). Mit dem Put mit einer Barriere bei 16.000 Punkten wird auf fallende Kurse deutscher Standardaktien gesetzt.

Die höhere Volatilität, gemessen am VDAX-NEW jetzt bei 28, wird im Handel mit Hebelprodukten auch direkt ausgenutzt. So wird Wiilhelms zufolge ein bearishes Faktor-Zertifikat auf den VIX CBOE Volatility Index Future Oct 2022 (DE000CU0AF69) vorzugsweise gekauft. "Hier wird ein Rückgang der Volatilität gehandelt." Der VIX ist der Volatitätsindex zum S&P 500.

Einzeltitel fernab des Mainstream gekauft

Bei der ICF Bank dominiere einige Einzelwerte abseits des Mainstreams. Nach Angaben Sahins sticht ein Call-Knock-out-Schein auf die Aktie des chinesischen Elektroautoherstellers BYD (DE000TT7GC08) als eines der meistgekauften Produkte hervor. Zwar habe die Aktie im Zuge von Verkäufen durch Warren Buffett's Beteiligungsfirma Berkshire Hathaway an Wert verloren, doch auf Jahressicht stehe sie deutlich besser als der Markt. "BYD passt in die Zeit als chinesisches Tesla. Hier sehen wir überwiegend Käufe", beschreibt Sahin den Handel mit diesem Titel.

Ähnlich umsatzstark und hoch in der Käufergunst sei ein bullisher Open-end-Knock-out-Schein auf Jinkosolar (DE000HG34164). "Einzeltitel, denen Anleger eine Zukunft beimessen, sind gefragt", kommentiert Sahin. Das aktuell größte Kaufinteresse zieht bei der ICF Bank derzeit ein Krypto TSI Indexzertifikat (CH1171791515) auf sich.

Seitwärtsrenditen mit Discount- und Bonus-Produkten

Bei der Société Générale ist ein Bonus-Zertifikat auf die Allianz-Aktie (DE000SH7QZK7) unter den Favoriten. "Mit Zertifikaten kann man unabhängig von steigenden Kursen investieren, mit Discount- und Bonus-Zertifikaten sind Seitwärtsrenditen möglich", erklärt Wilhelms das Anlegerinteresse. "Ein Evergreen ist nach wie vor ein CO2-Emissionsrechte-Tracker" (DE000CU3RPS9). Wenngleich es auf Monatssicht rund 23 Prozent an Wert verloren hat, steht es doch auf Sicht eines Jahres 10 Prozent im Plus.

Simon Görich von der Baader Bank berichtet von steigendem Interesse an Porsche im Vorfeld des Börsengangs. Ein Call-Optionsschein auf die Aktie der Porsche Automotive Holding (DE000HB6NCY5) werde besonders stark gehandelt. Darüber hinaus zeigen die Orderbücher der Baader Bank Käufe eines bullishen Knock-out-Scheins auf Domino's Pizza (DE000SH4WEG5). Die bestehenden Schwierigkeiten lassen die Anleger*innen aber insgesamt vorsichtiger agieren.

von: Antje Erhard, 22. September 2022, © Deutsche Börse AG

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)

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