ANALYSE/Pictet: Defensive Anlagestrategien sollten 2023 wieder funktionieren

dpa-AFX · Uhr

FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach einem schlechten Börsenjahr 2022 dürften defensiv zusammengestellte Depots bald wieder besser dastehen. "Eine fünfzigprozentige Mischung aus Aktien und Anleihen sollte 2023 wieder erfolgreich sein", sagte Achim Siller vom Vermögensverwalter Pictet am Donnerstag im Rahmen eines Jahresausblicks in Frankfurt. Eigentlich gilt diese Strategie als besonders ausgewogen, was Chancen und Risiken betrifft. In Zeiten der extrem hohen Inflation waren 2022 aber beide Anlagenklassen unter Druck geraten.

"Schwacher Dollar, langsameres Wachstum, ein starker Rückgang der Inflation, Zurückhaltung bei Aktien, bullische Anleihen und ein Aufschwung in China", fasste sein Kollege Luca Paolini die wichtigsten Anlagethemen für 2023 zusammen. Angesichts einer Erholung des Dax in den vergangenen Wochen um mehr als 20 Prozent preisten Anleger bei Aktien schon einen Optimismus ein, der sich angesichts weiter steigender Verbraucherpreise und der Rezessionsgefahr als zu groß erweisen könnte.

Der Chefstratege Paolini warnte am Donnerstag in Frankfurt davor, dass seitens der Geldpolitik nach wie vor Gegenwind kommen dürfte. Dafür spreche die Inflation, die sich zwar bis Ende 2023 auf 3,5 Prozent abschwächen sollte, damit aber immer noch unangenehm hoch bleiben werde. Für die US-Notenbank Fed dürfte dies zwar ausreichen, um den Straffungszyklus zu beenden. Für Zinssenkungen sei die Zeit aber noch nicht gekommen. Paolini rechnet damit, dass das Inflationsziel von zwei Prozent erst 2024 in greifbare Nähe rückt.

Aktien aus klassischen Industrieländern sollten daher eine nur moderate Neubewertung vollziehen, so Paolini. "Wir erwarten, dass die Rendite globaler Aktien im kommenden Jahr auf etwa fünf Prozent begrenzt sein wird und damit kaum über den drei Prozent liegt, die wir für globale Staatsanleihen prognostizieren". Anleihen hätten daher bei größerer Sicherheit nicht viel weniger Renditepotenzial zu bieten.

Vielversprechend seien außerdem Investments in den Schwellenländern - gestützt auf eine Überbewertung des US-Dollar, die bald korrigiert werden dürfte. Vor allem China wurde von Paolini als attraktive Möglichkeit genannt, sofern die Lage in Taiwan nicht eskaliere. Er geht davon aus, dass sich die chinesische Wirtschaft beleben wird, da die Regierung wohl dazu gezwungen sein werde, ihre Null-Covid-Politik zu lockern./tih/bek/mis

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