Braun-Verteidiger fordert erneut Aussetzung von Wirecard-Prozess

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München (Reuters) - Im Wirecard-Prozess fordert die Verteidigung von Markus Braun erneut die Aussetzung des Verfahrens.

Brauns Anwalt Alfred Dierlamm warf der Staatsanwaltschaft am dritten Verhandlungstag vor, Parallelermittlungen zu führen und Unterlagen nach "Gutdünken" zur Verfügung zu stellen. Die Verfahrensbeteiligten würden weiterhin mit Unterlagen und Daten "überflutet", sagte Dierlamm am Montag. Die Ermittlungen, die parallel geführt würden, seien ein "Fass ohne Boden". Der Aufschub der Ermittlungen habe nur dem Zweck gedient, die Frist des Oberlandesgerichts zur Anklageerhebung einzuhalten: "Es durfte unter keinen Umständen die Eröffnung des Hauptverfahrens und die Untersuchungshaft von Markus Braun gefährdet werden."

Die Staatsanwaltschaft wirft Braun und zwei weiteren Angeklagten Bilanzfälschung, Marktmanipulation, Untreue und Betrug vor. Eine kriminelle Bande um Braun habe jahrelang die Bilanzen des einstigen Dax-Konzerns gefälscht und das Trugbild eines erfolgreichen Unternehmens gezeichnet. Dafür hätten Braun und seine Komplizen milliardenschwere Geschäfte mit sogenannten Drittpartnern (Third Party Acquirers, TPA) erfunden, lautet der Kernvorwurf der zu Prozessbeginn am vergangenen Donnerstag verlesenen Anklage.

Der 53-jährige Österreicher Braun sieht sich dagegen als Opfer von Managern um den flüchtigen ehemaligen Vorstand Marsalek, die Milliarden beiseitegeschafft hätten. Er beharrt darauf, dass das Geschäft mit Drittpartnern in Asien auch nach 2015 existiert hat. Braun sei seit der Insolvenz von Wirecard im Juni 2020 vorverurteilt worden wie kein anderer seiner Mandanten in 30 Jahren, hatte Dierlamm vergangene Woche gesagt.

Am heutigen Verhandlungstag soll der Mitangeklagte und Kronzeuge Oliver Bellenhaus vor Gericht aussagen. Der ehemalige Geschäftsführer der Wirecard-Geschäfte in Dubai stehe zu seiner Schuld, erklärten seine Verteidiger im Vorfeld der Anhörung am Montag. Im heutigen Eröffnungsplädoyers wolle Bellenhaus "die Verteidigung von Herrn Dr. Braun gestreuten angeblichen Tatsachen näher beleuchten und richtigstellen." Den Vorwurf der Anwälte Brauns, er sei Haupttäter der Bande gewesen, weisen die Verteidiger von Bellenhaus zurück. Er wolle "reinen Tisch machen" und mit seinem kooperativen Verhalten einen "sehr deutlichen Strafnachlass" erzielen.

(Bericht von Christina Amann und Marta Orosz; redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter Berlin.Newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder Frankfurt.Newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)

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