Kutzers Zwischenruf: Anleger, vergesst die Dividenden nicht!

onvista · Uhr
Quelle: ShutterstockProfessional/Shutterstock.com

Aktien machen vor allem als gaaanz langfristige Anlageform Sinn – das sollte sich längst herumgesprochen haben. Sie bieten aber mehr als die Aussicht auf Performance, also auf Wert- durch Kurssteigerung. Das wird oft vergessen, zumindest vernachlässigt.

Daran erinnert der Investmentgigant Allianz Global Investors (AllianzGI) in seiner neuen Dividendenstudie, die interessante Zahlen dazu enthält. Hans-Jörg Naumer, Leiter Kapitalmarktanalyse und Autor der Studie, unterstreicht den hohen Performance- und Stabilitätsbeitrag von Dividenden zu Aktienportfolien: „Dividenden verleihen vielen Aktiendepots Stabilität, vor allem Jahren mit negativer Kursentwicklung – wie 2022. In derartigen Jahren können Dividendenzahlungen aus Anlegersicht Kursverluste zumindest zum Teil, manchmal sogar in Gänze, auffangen.“

Anleger in europäischen Aktien können sich auch 2023 auf einen warmen Dividendenregen freuen. Laut Berechnungen von AllianzGI haben die Unternehmen des breiten europäischen Aktienindex MSCI Europe im vergangenen Jahr rund 382 Mrd. Euro an Anteilseigner ausgeschüttet – ein Rekordwert. Und hierauf werden sie 2023 voraussichtlich einen draufsetzen: Schätzungen zufolge ist für 2023 mit einem weiteren Anstieg der Dividendensumme um gut 1 Prozent auf 387 Mrd. Euro zu rechnen. In einem wirtschaftlich und geopolitisch herausfordernden Jahr 2022 haben sich die Unternehmensgewinne in der Breite gut gehalten. Hinzu kommt, dass die Dividendenpolitik vieler Unternehmen auf stetige, mitunter sogar stetig steigende Ausschüttungen abzielt. Daher sind die im MSCI Europe enthaltenen Unternehmen in der Lage, 2023 noch etwas mehr an Dividenden auszuzahlen als im Vorjahr.

Wie die Dividendenstudie zeigt, verzeichneten viele europäische Länder 2022 wieder einen Anstieg der Dividendenrendite, nachdem diese in den Vorjahren stetig gesunken war. So erhöhte sich die Dividendenrendite in Deutschland und Frankreich von zuvor jeweils ca. 2 ¼ auf rund 3 ½ bzw. 3 Prozent, in Italien und Spanien von knapp 3 auf 5 bzw. 4 Prozent. Hierbei spielte zwar auch der 2022 auf breiter Front beobachtete Aktienkursrückgang eine Rolle.

In allen genannten Ländern übertraf die Dividendenrendite aber weiterhin deutlich die Nominalrenditen 10-jähriger Staatsanleihen. Der Performance-Beitrag von Dividenden zeigt sich besonders deutlich in einer Langfristbetrachtung. Und er kommt gerade in Europa zum Tragen, wo die Dividendenkultur traditionell stärker als in Nordamerika und Asien ausgeprägt ist. Im 25-Jahres-Zeitraum 1978 bis 2022 waren in Europa fast 35 Prozent der gesamten Aktienerträge auf Dividenden zurückzuführen. In Nordamerika und Asien lagen die entsprechenden Werte bei rund 26 ½ bzw. 30 ½ Prozent. Naumer (den ich sehr schätze) ergänzt: „Dividenden können zwar nicht jedem Sturm standhalten, was wir etwa während der Pandemie gesehen haben. Sie weisen vielfach jedoch ein Maß an Verlässlichkeit auf, das gerade in Zeiten der Disruption und der Unruhe sehr willkommen ist. Damit leisten sie einen großen Beitrag zur Gesamtrendite von Aktienanlagen.“

Lassen Sie mich aber  daran erinnern, geschätzte Anleger, dass Aktien viel mehr als Sicherheit und Rendite bieten, denn Kurse & Dividende sind nicht die einzigen Pluspunkte. Als Aktionär wird man zum Unternehmer. Der Aktionär ist an einer Aktiengesellschaft beteiligt – also am Produktivkapital der Wirtschaft! Damit wächst das Verständnis für die Zusammenhänge von Politik, Wirtschaft und Märkten. Und das wiederum kann gewiss nicht schaden, sondern gerade bei weiteren Anlageentscheidungen helfen.

Das könnte dich auch interessieren

Neueste exklusive Artikel