Britische Inflation steigt überraschend - Zieht BoE Zinszügel weiter an?

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London (Reuters) - Die Inflation in Großbritannien lässt nicht locker und macht eine weitere Zinserhöhung der Notenbank wahrscheinlich.

Waren und Dienstleistungen kosteten im Februar 10,4 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, wie das Statistikamt am Mittwoch mitteilte. Ökonomen hatten mit einem Rückgang auf 9,9 Prozent gerechnet - nach 10,1 Prozent im Januar. Im Oktober 2022 war ein 41-Jahres-Hoch von 11,1 Prozent erreicht worden. Die Bank of England (BoE) hat mit einer Serie von Zinserhöhungen versucht, die Inflation in Schach zu halten. Trotz der noch immer nicht überwundenen Turbulenzen im globalen Bankensektor könnte sie am Donnerstag angesichts der hohen Teuerung eine elfte Anhebung folgen lassen und den Leitzins von 4,00 auf 4,25 Prozent hieven.

"Die Inflationsdaten erhöhen definitiv die Wahrscheinlichkeit, dass wir morgen eine Zinserhöhung sehen. Es war eine sehr hohe Zahl", sagte Devisenstratege Francesco Pesole von der Bank ING. Die Erwartung, dass sich die Währungshüter um BoE-Chef Andrew Bailey wohl nicht auf eine Pause einlassen werden, lässt sich auch an den Geldmärkten ablesen. Dort wurde die Wahrscheinlichkeit für eine Anhebung des Leitzinses um einen Viertelprozentpunkt auf 93 Prozent eingeschätzt. Noch am Dienstag waren die Chancen dafür auf 57 Prozent taxiert worden.

UMSTRITTENE ENTSCHEIDUNG

Doch dürfte die Entscheidung am Sitz der altehrwürdigen Notenbank in der Londoner Threadneedle Street intern umstritten sein: Von Reuters befragte Ökonomen gehen zwar davon aus, dass das Zinsniveau auf 4,25 Prozent steigen wird. Doch rechnen sie gleichzeitig damit, dass es eine Mehrheitsentscheidung wird, bei der sich die Befürworter mit sechs zu drei Stimmen durchsetzen werden. Dabei wird erwartet, dass sich drei Währungshüter für eine Pause aussprechen werden.

Die Anleger sind geteilter Meinung, ob die BoE aufgrund der Turbulenzen im globalen Bankensektor nicht besser eine Pause einlegen sollte: "In Anbetracht der jüngsten Marktbewegungen bringt dies die Bank of England in eine unglaublich schwierige Lage, da es für sie möglicherweise nicht ausreicht, auf eine Pause bei den Zinserhöhungen zu drängen", sagte Analyst Richard Carter vom Finanzhaus Quilter Cheviot.

Das Statistikamt ONS betonte, größter Preistreiber sei das Ende der Sonderaktionen in Kneipen und Restaurants gewesen. Auch die Knappheit von Salaten - die in den vergangenen Wochen für Schlagzeilen sorgte - spielte eine Rolle. "Die Preise für Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke stiegen auf den höchsten Stand seit mehr als 45 Jahren, wobei einige Salat- und Gemüseprodukte besonders stark zulegten, da hohe Energiekosten und schlechtes Wetter in Teilen Europas zu Engpässen und Rationierungen führten", sagte ONS-Chefökonom Grant Fitzner.

Laut Finanzminister Jeremy Hunt ist ein Rückgang des Preisdrucks keine Selbstverständlichkeit. "Wir müssen an unserem Plan festhalten, die Inflation in diesem Jahr zu halbieren", sagte Hunt. Er hatte erst am Dienstag im Parlament gesagt, zweistellige Teuerungsraten seien "gefährlich hoch".

(Bericht von David Milliken, William Schomberg, Lucy Raitano und Amanda Cooper; geschrieben von Reinhard Becker und Rene Wagner; redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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