Deutsche Exporte überraschen mit Plus - "Noch lange keine Trendwende"

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Berlin (Reuters) - Die deutschen Exporteure blicken trotz eines überraschend guten Starts ins zweite Quartal eher verhalten nach vorn.

Die Ausfuhren kletterten im April zwar um 1,2 Prozent zum Vormonat auf 130,4 Milliarden Euro, wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte. "Das Plus ist ein Hoffnungsschimmer, aber noch lange keine Trendwende für den deutschen Außenhandel", sagte Außenwirtschaftschef Volker Treier von der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK). Die Weltkonjunktur sorge für wenig Dynamik. Auch der Exportverband BGA spricht nur von einer Seitwärtsbewegung. "Gestiegene Preise, als Folge der Inflationsbekämpfung, heben das Plus auf", erklärte BGA-Präsident Dirk Jandura. "Die Lage scheint also besser als sie tatsächlich ist."

Ökonomen hatten für April einen Export-Rückgang von 2,5 Prozent erwartet, nach minus 6,0 Prozent im März. "Der Zuwachs reicht bei weitem nicht, den starken Rückgang vom Vormonat aufzuholen", sagte Chefökonom Alexander Krüger von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank. Die Aussichten seien durchwachsen. "Absehbar abnehmende Impulse aus China und den USA hellen den Exportblick nicht gerade auf." Skeptisch zeigte sich auch der DIHK. "Hohe Inflationsraten, das in vielen Märkten stark gestiegene Zinsniveau und eine gedämpfte Nachfrage belasten das Auslandsgeschäft", sagte Treier. "Für einen exportgetriebenen wirtschaftlichen Aufschwung ist das weltwirtschaftliche Umfeld einfach zu trübe."

ZINSERHÖHUNGEN WIRKEN - "DIES WIRD DIE KONJUNKTUR ABKÜHLEN"

Der Bundesverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA) warnte, dass die Wirkungen der geldpolitischen Straffung Wirtschaft und Verbraucher im Euro-Raum in den kommenden Monaten auf breiter Basis erreichten. Das gelte aber auch für die USA als einen der wichtigsten Außenhandelspartner Deutschlands, betonte BGA-Chef Jandura. "Dies wird die Konjunktur abkühlen."

Importe sanken von März auf April um 1,7 Prozent auf 112 Milliarden Euro und damit fast doppelt so kräftig wie erwartet. Die Ausfuhren in die EU-Staaten stiegen um 4,5 Prozent auf 71,4 Milliarden Euro. Abnehmerland Nummer eins blieben die USA: Dorthin wurden Waren im Wert von 13,1 Milliarden Euro verkauft, ein Plus von 4,7 Prozent. Die Exporte nach China wuchsen im April zum Vormonat um 10,1 Prozent auf 8,5 Milliarden Euro, während die nach Großbritannien um 5,2 Prozent auf 6,1 Milliarden Euro sanken. Die Ausfuhren nach Russland fielen um 17,8 Prozent auf 0,7 Milliarden Euro. Im Vergleich zum Vorjahresmonat stiegen die gesamten Exporte im April um 1,5 Prozent, während die Importe um 10,3 Prozent nachließen.

Die deutsche Wirtschaft ist wegen sinkender Konsumausgaben der inflationsgeplagten Verbraucher in eine Rezession abgerutscht. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) sank Ende 2022 und auch Anfang 2023 - und damit zwei Quartale in Folge. Fachleute sprechen hier von einer technischen Rezession.

Die deutschen Maschinenbauer kämpfen weiter mit einer schwächelnden Nachfrage und mussten im April einen Auftragsrückgang von 20 Prozent zum Vorjahr wegstecken. Das wichtige Exportgeschäft verbuchte nach Angaben des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) sogar ein Minus von 23 Prozent, während Inlandsaufträge um 15 Prozent schwächer ausfielen. Das jetzige Ergebnis spiegele die zuletzt schlechter gewordene Stimmung wider, sagte VDMA-Konjunkturexperte Olaf Wortmann.

Während die Industrie schwächelt, läuft es bei den Dienstleistern besser. Dies signalisierte der Anstieg des HCOB-Einkaufsmanagerindex für den Service-Sektor im Mai um 1,2 Punkte auf 57,2 Zähler, wie der Finanzdienstleister S&P Global zu seiner Umfrage mitteilte. Die Dienstleister hätten nicht nur ihr Wachstum beschleunigt, sondern auch etwas kräftigere Preiserhöhungen durchsetzen können als im April, sagte Chefökonom Cyrus de la Rubia von der Hamburger HCOB Bank. Der Service-Sektor werde wohl dafür sorgen, dass die Wirtschaft im laufenden zweiten Quartal wieder wächst.

(Bericht von Klaus Lauer, Mitarbeit: Tom Käckenhoff, redigiert von Christian Rüttger - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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