VERMISCHTES: Familien immer stärker von Wohnungslosigkeit gefährdet

dpa-AFX · Uhr

BERLIN (dpa-AFX) - Familien sind einem Expertenbericht zufolge immer stärker davon bedroht, ihr Zuhause zu verlieren. Bei elf Prozent der Personen, die sich in Wohnungsnotfällen an nicht kommunale Hilfseinrichtungen gewendet hätten, lebten Kinder mit im Haushalt, wie aus dem Jahresbericht 2022 der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAG W) hervorgeht. Das sei ein neuer Höchststand. Unter den Hilfesuchenden mit Kindern seien etwa gleich viele Paare und Alleinerziehende gewesen.

Für den Bericht wurden Daten von über 38.200 Klientinnen und Klienten aus 227 Einrichtungen und Diensten der freien Träger ausgewertet.

Nächte auf der Straße

Daneben haben dem Papier zufolge immer mehr junge Menschen keine Wohnung oder laufen Gefahr, ihre Wohnung zu verlieren. Rund 16 Prozent der Klientinnen und Klienten, die sich 2022 in Wohnungsnotfällen an Einrichtungen und Dienste nicht kommunaler Träger wendeten, waren unter 25 Jahre alt.

Besorgniserregend sei dabei, wie viele junge Menschen vor Hilfebeginn schon mindestens eine Nacht auf der Straße verbracht hätten. Bei den 18- bis 25-Jährigen war es dem Bericht zufolge knapp jeder siebte Klient (fast 13 Prozent). Bei den unter 18-Jährigen habe der Anteil gar bei 16 Prozent gelegen. Unter den jungen Menschen in Wohnungsnot finden sich besonders viele Frauen.

Teils gefährliche Arrangements mit Bekannten

Zwar komme etwa die Hälfte der wohnungslosen jungen Menschen bei Freunden oder Bekannten unter, was zunächst harmlos klinge, erklärte Sarah Lotties, Fachreferentin für Statistik und Dokumentation. Doch solche Arrangements bedeuteten für die Wohnungslosen oft ein Leben in Unsicherheit - oder gar gefährliche Abhängigkeitsverhältnisse, etwa wenn die Unterkunft nur im Gegenzug für sexuelle Gefälligkeiten bereitgestellt werde. "Die Not dieser wohnungslosen jungen Menschen ist nicht auf den Straßen sichtbar, aber sie ist genauso schwerwiegend."

Lösungsansatz der BAG W: Es brauche unbedingt mehr bezahlbaren Wohnraum sowie gute kommunale Gesamtkonzepte mit leicht zugänglichen, flexiblen Beratungsangeboten für junge Menschen./vio/DP/mis

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